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MinisterbesuchRhein-Berg-Kreis wird in Arbeitsgruppe fahrradfreundlicher Gebiete aufgenommen

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V.l. Verkehrsminister Oliver Krischer,
Landrat Stephan Santelmann, Christine Fuchs (AGFS), Elke Reichert

Bei der Urkundenunterzeichnung (v.l.): Verkehrsminister Oliver Krischer, Landrat Stephan Santelmann, Christine Fuchs von der AGFS und Verkehrsdezernentin Elke Reichert

Der Kreis wurde in die Arbeitsgruppe der fußgänger- und fahrradfreundlichen Gebiete (AGFS) aufgenommen – inklusive Ministerbesuch.

Den Beinahe-Unfall eines in die Straße Am Rübezahlwald über die Busspur abbiegenden Autofahrers mit einer Radfahrerin hat NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) gerade nicht mehr mitbekommen. Er war schon einige Meter weiter im Kreishaus, wo der Rheinisch-Bergische Kreis feierlich in die „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte Gemeinden und Kreise in NRW e.V.“, kurz AGFS, aufgenommen wurde.

Gut möglich, dass die an der unübersichtlichen Einmündung zur Notbremsung gezwungene Radlerin protestiert hätte. Aber, so erläuterte AGFS-Vorständin Christine Fuchs, „man muss noch nicht perfekt sein, wenn man in die AGFS aufgenommen wird“. Vielmehr könne man gerade mit Unterstützung der AGFS und durch die als AGFS-Mitglied erreichbaren besondere Fördermittel des Landes noch einiges mehr in Sachen Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit bewegen.

Dabei ließ Christine Fuchs wie auch Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer keinen Zweifel daran, dass der Rheinisch-Bergische Kreis bereits eine Menge guter fußgänger- und fahrradfreundlicher Projekte auf den Weg gebracht habe. Im November hatte sich eine Fachjury nach der von der schwarz-grünen Kreistagsmehrheit initiierten Bewerbung des Kreises um eine Aufnahme in die AGFS von den Bedingungen vor Ort ein Bild gemacht.

Verknüpfung der Verkehrsmittel sowie manche Radwegeführung überzeugte Juroren

In Odenthal-Altenberg habe man sich die Mobilstation mit Fahrradabstellmöglichkeiten und E-Bike-Verleihsystem angeschaut, sei dann mit dem Bus nach Wermelskirchen gefahren, um von dort die Tour mit dem Fahrrad auf dem Bahntrassenradweg der Balkantrasse fortzusetzen, berichtete AGFS-Vorständin Christine Fuchs auf Nachfrage.

Nicht nur die Verknüpfung der unterschiedlichen Verkehrsmittel und manche Radwegeführung beeindruckte die Juroren, sondern auch das in Kreishaus und Kommunen spürbare „fußgänger- und fahrradfreundliche Klima“, wie Minister Krischer lobte. „Da sind Sie als Kreis vorbildlich unterwegs.“ Besonders beeindruckt habe, dass die Mitarbeitenden als starkes Team aufträten und mit Engagement und einem „gemeinsamen Willen“ Projekte angingen, um den Kreis fußgänger- und fahrradfreundlicher zu machen.

Neben Investitionen in Rad- und Gehwege etwa an Kreisstraßen würdigte der Minister auch eine engagierte Kooperation mit den Kommunen, Einrichtungen wie den „Runden Tisch Nahmobilität“ sowie die Angebote für die eigenen Mitarbeitenden in der Kreisverwaltung, um das Radfahren für sie attraktiver zu machen: von Fahrradabstellmöglichkeiten und Werkzeugangeboten über Duschmöglichkeiten bis hin zur Unterstützung bei der Anschaffung von Pedelecs. „Ein Beitrag zu nachhaltiger Mobilität“, so Krischer. „Und das in einem Kreis, in dem man von der Typographie her nicht unbedingt ans Radfahren denkt.“

Verkehrsdezernentin des Kreises nimmt Verkehrsminister in die Verantwortung

Dass sich AGFS-Vorständin Christine Fuchs landesweit mehr Tempo, etwa beim Bau von Radschnellrouten, wünschte („Das muss nicht zwölf Jahre dauern, sondern deutlich schneller werden“), griff Rhein-Bergs Verkehrsdezernentin Elke Reichert auf, um nach dem Dank an die eigenen Mitarbeitenden auch den Verkehrsminister mit in die Verantwortung zu nehmen: Bei den Radvorrangrouten werde man mit dem Land „noch einige Gespräche führen müssen“, kündigte sie an und wies darauf hin, dass Rhein-Berg bei dem Projekt schon im Verbund mit den Nachbarkreisen und Städten unterwegs sei: „Wir wollen gemeinsam als Bergisches RheinLand in die Richtung, die Sie als Land sich auf die Fahnen geschrieben haben“, verwies Reichert auf das gemeinsame Projekt.

Auch den Wunsch von AGFS-Vorständin Reichert, bei der Anwendung der Straßenverkehrsordnung aktiver zu sein und zur Förderung der Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit zu nutzen, gab Reichert dem Minister mit auf den Weg nach Düsseldorf: In der Regel bremsten eher die übergeordneten Stellen. Krischer nahm den Ball auf und sicherte zu, dass etwa die Ausweisung von Tempo 30 eine „Entscheidung vor Ort“ sein solle.

Beitritt zur AGFS eröffne dem Kreis Zugang zu Fördermitteln des Landes

„Wir freuen uns sehr auf eine gute kompetente Partnerschaft“, begrüßte Christine Fuchs den Rheinisch-Bergischen Kreis als 101. Mitglied in der „AGFS-Familie“, nachdem sie, der Minister und Landrat Stephan Santelmann (CDU) die Aufnahmeurkunde unterzeichnet hatten.

Seit Verabschiedung des Integrierten Mobilitätskonzepts habe man bereits zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung für Fußgänger und Radler gemeinsam mit der Politik auf den Weg gebracht, sagte Santelmann und wies unter anderem auf den nun erfolgenden Ausbau der Mobilstationen um weitere Angebote hin.

Der Beitritt zur AGFS NRW eröffne dem Kreis exklusiven Zugang zu Fördermitteln des Landes, freute sich CDU-Kreistagsfraktionschef Johannes Dünner. Zusammen mit der Beratung durch die AGFS zahle sich die Mitgliedschaft damit für den Kreis doppelt aus. Grünen-Fraktionsvorsitzende Ursula Ehren ist sich bewusst, dass noch einiges zu tun ist: „Die Menschen müssen sicher von A nach B kommen. Egal ob auf dem Fahrrad oder zu Fuß.“ Dem hätte sicher auch die Radlerin an der Einmündung Am Rübezahlwald zugestimmt.