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In Rhein-Berg und OberbergWie junge Menschen vor Salafismus geschützt werden sollen

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Gemeinsam stellten Minister Reul (3.v.r.) und Vertreter von Landkreisen und Arbeiterwohlfahrt die Beratungsstelle vor.

Rhein-Berg/Oberberg – Mit einer gemeinsamen Beratungsstelle „Wegweiser – gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ kämpfen die Landkreise Rhein-Berg und Oberberg ab sofort gegen die Verführung junger Menschen durch religiöse Extremisten. Getragen von der Arbeiterwohlfahrt, sollen drei Vollzeit-Mitarbeiter als „Kompanie der Aufklärung“ (Herbert Reul) auf Gefahren hinweisen und junge Menschen und ihre Eltern und Lehrer beraten.

Welch hohen Stellenwert NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) dieser bereits 2014, also noch unter der rot-grünen Vorgängerregierung, initiierten Präventionsarbeit beimisst, machte er dadurch deutlich, dass er am Montag persönlich nach Bergisch Gladbach kam, um gemeinsam mit Vize-Verfassungsschutz-Chef Uwe Reichel-Offermann das Projekt vorzustellen.

Beide Seiten werden geschützt

Das Wegweiser-Programm soll laut Reul gleichzeitig junge Leute vor der Verführung zum Hass bewahren und die „Menschen in NRW vor einer menschenverachtenden Ideologie und vor Angriffen auf unsere Lebensart“ zu schützen. Reul: „Auch hier im Rheinisch-Bergischen und im Oberbergischen Kreis gibt es Islamisten.“ Verfassungsschützer Reichel-Offermann bezifferte ihre Zahl auf Nachfrage auf etwa 80 bis 90 Personen: „Feste Strukturen gibt es hier nicht“, Moscheegemeinden hätten in dem Zusammenhang landesweit an Bedeutung verloren, da sie zu schnell in den Fokus der Sicherheitsbehörden gerieten.

Beratungsstelle

Der Salafismus beherrsche nicht mehr die Schlagzeilen, aber er sei noch da und eine Herausforderung, so NRW-Verfassungsschützer Uwe Reichel-Offermann. In NRW gebe es 3200 extremistische Salafisten.

In den landesweit 25 Beratungsstellen habe es bereits 1000 intensive Beratungen gegeben. Darunter seien 700 Kinder und Jugendliche gewesen.

In der Salafistenszene würden Hilfsorganisationen und Netzwerke an Bedeutung gewinnen. Auch die Bedeutung von Mädchen und Frauen wachse.

Die Stelle ist unter (0 22 02) 7 08 10 20 zu erreichen. Sprechzeiten: Mo, Mi 14 bis 16 Uhr, Di, Do, Fr10 bis 12 Uhr. (sb)

www.wegweiser-rhein-oberberg.de

Auch wenn Salafisten im Bergischen nicht unbedingt auf der Straße zu sehen seien, bestehe die Gefahr, dass junge Leute via Internet, aber manchmal auch über reale Kontakte radikalisiert würden, sagte der Minister weiter. Reul: „Wir dürfen die jungen Menschen, die drohen, in die Fänge der Menschenfänger zu geraten, nicht aufgeben. Wir müssen ihnen klar machen, dass es sich lohnt, in dieser Gesellschaft zu leben, dass wir sie brauchen, dass sie uns wichtig sind.“ Es gehe darum den „islamistischen Rattenfängern das Wasser abgraben“, Aufklärung gegen Hass zu setzen, für einen „Ausstieg vor dem Einstieg“ zu sorgen.

Jährliche Ausgaben von 5,5 Millionen Euro

Laut Reul hat das Land mittlerweile flächendeckend 25 Beratungsstellen im Land initiiert, die hiesige Region gehört mit dem Anfang April in Bergisch Gladbach-Heidkamp eingerichteten Büro zu den letzten. Für das anfangs politisch noch umstrittene Projekt gebe das Land jährlich 5,5 Millionen Euro aus. Der rheinisch-bergische Landrat Stephan Santelmann lobte bei dem Pressegespräch im Bergischen Löwen die bewährte Zusammenarbeit der beiden Landkreise und Arbeit der AWO. In Rhein-Berg werde zudem an einer Vernetzung verschiedener präventiv arbeitender Institutionen gearbeitet.

Oberbergs Kreisdirektor Klaus Grootens benannte Ausgrenzung und Diskriminierungserfahrung sowie fehlende Anerkennung und Orientierung als Nährboden für salafistische Propaganda. „Ich bin froh, dass wir bei all den vorhandenen Einrichtungen nun dieses ergänzende Angebot haben, um zu verhindern, dass Menschen dauerhaft durchs Raster fallen.“

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AWO-Vorstandsvorsitzende Beate Ruland sagte, ihre Organisation habe nicht lange gezögert, als es darum ging, sich um die Stelle zu bewerben. Die Arbeiterwohlfahrt orientiere sich an ihren Grundwerten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz. Das Team aus Sozialpädagogen und Islamwissenschaftlern sei multikulturell und mehrsprachig.