AboAbonnieren

„Wir alle sind Dunkelziffer“Offiziell gibt es nur neun Corona-Fälle in Rhein-Berg – Betroffene berichten

Lesezeit 3 Minuten
ARCHIV - 17.01.2022, Hessen, Frankfurt/Main: Ein positiver Corona-Schnelltest liegt auf einem Tisch. (zu dpa: "Studie: Bis Ende 2021 jeder zehnte Erwachsene mit Corona infiziert") Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Derzeit gibt es keine Corona-Testpflicht mehr. Viele Fälle bleiben deshalb unerkannt. (Symbolbild)

Von einer hohen Dunkelziffer bei den Corona-Infektionen geht das Gesundheitsamt des Rheinisch-Bergischen Kreises aus.

Corona? Stimmt, da war mal was. Und das ist noch gar nicht so lange her. Insbesondere nach großen Ferien wurde stets genau auf die Entwicklung der Corona-Fallzahlen geschaut. Vor einem Jahr hatte der Rheinisch-Bergische Kreis noch 261 neue Corona-Fälle binnen 24 Stunden ans Land gemeldet.

Laut Kreis werden nicht alle Fälle werden angezeigt

Und wie sieht's damit heute aus, nachdem die letzten Corona-Schutzmaßnahmen seit März in Nordrhein-Westfalen weggefallen sind? „Seit dem 24.7.2023 wurden dem Gesundheitsamt neun bestätigte Fälle gemeldet“, sagt Nina Eckardt von der Pressestelle des Rheinisch-Bergischen Kreises.

Aber: „Da die Maßnahmen und die damit verbundenen Pflichten ja bereits vor einiger Zeit gefallen sind, werden nicht mehr alle Fälle angezeigt, es ist also von einer Dunkelziffer auszugehen.“

Martin L. (Name geändert) ist einer, der aktuell Corona hat und in keiner Statistik auftaucht. „Ich habe auf der Rückfahrt aus der Toskana schon so grippeartige Symptome gehabt: Gliederschmerzen, erhöhte Temperatur, Halsschmerzen“, berichtet der Familienvater aus Rösrath.

„Mehr aus Jux haben wir dann zu Hause einen Schnelltest gemacht, den wir noch hatten.“ Das Ergebnis: Der Test von Martin L. war positiv, seine Frau und die Kinder negativ. „Ich bin dann wie damals 2021 ins Gästezimmer gezogen, schmecke im Moment nichts und bin auch nach einer Woche noch ziemlich schlapp.“

Betroffene berichten von Verlauf, der nicht mild war

Auch Cornelia D. (Name geändert) war auf der Rückreise aus dem Urlaub in Tunesien, als ihr im Flugzeug ein Mann auffiel, der auffällig häufig hustete. „Vier Tage später hatte ich dann zu Hause eindeutige Symptome: Corona“, erzählt die Bergisch Gladbacherin am Telefon. Drei Jahre Pandemie hatte sie überstanden, ohne sich zu infizieren. „Und jetzt das. Das nächste Mal werde ich im Flugzeug wieder eine Maske tragen“, sagt sie.

Cornelia D.s Infektion war keineswegs ein milder Verlauf. „Zwei Wochen war ich komplett krank, habe eine Woche davon nur im Bett liegen können.“ Richtig schmecken könne sie immer noch nicht wieder, sagt die Gladbacherin. Ihren Mann habe es unterdessen noch heftiger erwischt: „Ich habe ihn wohl angesteckt. Und er hatte dann unter anderem auch mehrere Tage sehr hohes Fieber.“

Wir alle sind Dunkelziffer.
Cornelia D. (Name geändert) hatte gerade Corona

Auch wenn es heute keine pandemiebedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens gibt – nicht nur für Cornelia D. „Corona ist nicht einfach weg“, wie sie sagt. Und mit Blick zu ihrem Mann: „Wir alle sind Dunkelziffer.“

Aufgrund der mutmaßlich hohen Dunkelziffer ließen sich „Schlüsse auf zukünftige Entwicklungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht ziehen“, sagt Nina Eckardt vom Rheinisch-Bergischen Kreis.


Meldepflicht besteht auch weiterhin

Auch wenn die letzten Schutzmaßnahmen im Frühjahr aufgehoben worden sind, besteht weiterhin eine Meldepflicht für Corona-Fälle. Diese gilt auf Basis des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) laut Robert Koch-Institut für Labore, aber auch für Ärztinnen und Ärzte, die Infektionserregerdiagnostik, also Corona-Tests, beispielsweise in der Praxis durchführen.

Allerdings, so Nina Eckardt von der Pressestelle des Rheinisch-Bergischen Kreises, bestehe keine Testpflicht mehr. Daher gehe man im Gesundheitsamt von einer hohen Dunkelziffer an Infektionen aus. (wg)