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Hilfskonvoi für die UkraineRhein-Bergs Hilfsgüter erreichen den Fuß der Karpaten

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Die Hilfsgüter werden sehnsüchtig erwarten.

Rhein-Berg/Rumänien – Beinah hätte der Krieg in der Ukraine den Hilfskonvoi aus dem Bergischen bereits in Ungarn gestoppt. Auch wenn mancher Autofahrer beim Überholen unseres in der Regel mehr als einen Kilometer langen Konvois anerkennend einen nach oben gestreckten Daumen aus dem Fenster streckt – an ungarischen Tankstellen hilft auch nicht weiter, dass wir mehr als 100 Tonnen Hilfsgüter für Rumänien und die Ukraine geladen haben.

„Die wollen uns maximal 50 Liter Diesel geben“, stellt Norbert Kuhl von der Humanitären Hilfe Overath erstaunt fest. Andere Tankstellen haben ihre Diesel-Abgabe an ausländische Lastzüge komplett eingestellt. Ketten hängen an den Lkw-Zapfsäulen. Der Hintergrund: Aufgrund des Krieges in der immerhin noch Hunderte Kilometer entfernten Ukraine ist der Sprit knapp und teuer geworden.

Übernachtung auf einem Pferdehof

Abgaben an Ausländer seien da nicht drin, heißt es immer wieder. Eine Übernachtung auf einem Pferdehof und unzählige Verhandlungstelefonate des Hofbesitzers später, gibt es dann aber doch noch eine Lösung. Morgens um 6 Uhr lotst er uns zu einer Tankstelle, dessen Besitzer er kennt und der offenbar auch über die nötigen Kontakte verfügt, um für den Hilfskonvoi aus Deutschland eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken.

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Die Spritpreise und die Knappheit ist ein Problem: Beinahe ist schon in Ungarn Schluss mit der Reise.

„Alles wird am Ende doch noch gut. Dat hab ich in 81 Jahren gelernt. Aber du musst auch wat für tun“, sagt Norbert Kuhl erleichtert, bevor sich der Konvoi um 6 Uhr zur Tankstelle und dann weiter in Richtung rumänischer Grenze in Bewegung setzt.

1600 Kilometer und knapp 40 Stunden nach der Abfahrt des Hilfskonvois in Overath kommt am zweiten Abend das erste Ziel in Sicht: Sibiu, am Fuß der Karpaten. Bekannte Namen von Bau- und Einkaufsmärkten wie Kaufland oder Hornbach säumen die Einfallstraßen, wer davon abbiegt, findet sich schnell auf staubigen Pisten wieder, an denen windschiefe Hütten stehen. Hunde streunen über die Straße, Tierkadaver liegen im Graben daneben. Ein paar Kinder spielen mit Abfall von einer der wilden Müllkippen, die sich teils bis zwischen die Häuser erstrecken. Die Stadt der großen Gegensätze, Sibiu, ist Teil der Region Siebenbürgen, in der einst Sachsen siedelten und Städte wie Sibiu gründeten, das mit deutschem Namen Hermannstadt heißt.

Lage an der Grenze ist ernst

Der rumänische Name für die Region Siebenbürgen lautet übrigens Transsilvanien, was eigentlich nur „jenseits des Waldes“ bedeutet, uns aber doch irgendwie an das Land des Grafen Dracula denken lässt. Zumal wenn die einfache Unterkunft für die kommenden zwei Tage „Motel Dracula“ heißt. Sei’s drum, lang ist die Nacht nicht, und bissfrei obendrein. Bereits um 8 Uhr am nächsten Morgen steht das Abladen auf dem Programm. Letzteres ist allerdings schon am Abend wegen eines Hilferufs von der ukrainischen Grenze kräftig durcheinandergeworfen worden.

Mit Andrei Mundeau (r.) fährt ein Lastzug quer durch die Karpaten.

Der gebürtige Schweizer Robert Egli, der in Sibiu für unseren Konvoi die örtliche Kontaktstelle zum Deutschen Roten Kreuz (DRK) bildet, berichtet von einem Anruf am Morgen: Die Lage an der Grenze sei ernst, eins der Hilfsgüterlager für Flüchtende habe keinerlei Hilfsgüter mehr und benötige dringend Lebensmittel und Hygieneartikel. Also genau das, wovon sich mehr als 20 Tonnen auf dem Lastzug 2 des Hilfskonvois aus dem Bergischen Land befinden.

Abladen mit Hilfe des roten Kreuzes

Egli selbst ist wenige Tage zuvor noch mit einem selbst organisierten Hilfstransport – fünf Autos vollgepackt mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln – an der ukrainischen Grenze gewesen. Einziges Problem: Die Grenze ist von Sibiu noch 360 Kilometer entfernt. Selbst mit den Autos brauchten die Helfer 20 Stunden für Hin- und Rückfahrt. Mit einem Lastzug dürfte die Tour noch deutlich länger werden, zumal ein Großteil keine Autobahn, sondern kurvige Straße durch die Berge ist.

Die Bedingungen für Rettungskräfte

Hilfe für die Retter

Dass es bis zu einer Stunde dauert, bis die Feuerwehr einen Brandort oder einen Unfall erreicht – nicht nur für die Feuerwehrleute unter den Konvoi-Fahrern ist das kaum zu fassen. Noch dazu verfügen manche ehrenamtliche Feuerwehrleute weder über ein Auto, noch über ausreichend Schutzausrüstung. Je länger der Chef der Feuerwache in Sibiu, Christian Opriseoi, erzählt, desto klarer wird uns, dass die Ausrüstung, die wir im Gepäck haben, hier genau an der richtigen Stelle ist – und doch längst nicht ausreicht. Andreas Göbel, der bei der Feuerwehr in Remagen aktiv ist, hat Schutzkleidung gestiftet bekommen, die in Deutschland nicht verwendet werden darf, weil ein Waschzertifikat fehlt. Die Feuerwehrleute in Sibiu nehmen sie mit Kusshand und zeigen uns auch noch ihre Leitstelle: Einige Helfer sitzen hier an Telefonen. Wenn eines klingelt, geben sie den Notruf per Handfunkgerät an einen Retter durch und hoffen, dass die Hilfe rechtzeitig ankommt.

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Einsatzkleidung  bringen die Hilfskonvoi-Fahrer den Feuerwehrleuten in Sibiu – und staunen über deren Arbeitsbedingungen.

Lange Zeit zum Überlegen ist nicht. Egli stellt sein Auto als Begleitfahrzeug zur Verfügung und sein Freund Andrei Mundeau begleitet uns. Der 81-jährige Kuhl steigt selbst ins Führerhaus des Lastzugs, den er im Wechsel mit Fahrer Stefan Malczewski zur ukrainischen Grenze steuern will, während die zurückbleibenden Fahrer sich um das Abladen der weiteren 80 Tonnen Hilfsgüter in Kooperation mit dem örtlichen Roten Kreuz kümmern, das die Weiterverteilung an Sozialdienste, ein Waisenhaus und weitere Sozialeinrichtungen übernimmt und für die genaue Dokumentation der Spendenverwendung verantwortlich ist.

Dorfbewohner bitten sofort um Kleidung

Mit einem Lastzug steuern Heinz-Willi Mürkens und Thiemo Steinbach mit einigen Mitstreitern auf staubigen Schotterstraße ein kleines Dorf unweit der Autobahn an – und sind überwältigt: Kaum steht der Lastzug vor dem örtlichen Laden, kommen auch schon die Dorfbewohner, bitten um Kleidung, Essen einfache Haushaltsgegenstände. „Unglaublich“, sagt Heinz-Willi Mürkens später. „Innerhalb kürzester Zeit war der Lastzug komplett leer“, ergänzt Thiemo Steinbach.

Sofort umlagert: Im Ort Amnaș bei Sibiu werden die Hilfsgüter aus Overath bereits sehnlichst erwartet.

Für Andrei Mundeau, der am Abend beim Abladen des über die Karpaten gefahrenen Lastzugs an der ukrainischen Grenze hilft, sind die Zustände des kleinen Dorfs Alltag. Er lebt selbst in einem Vorort von Sibiu. Eine Gas- oder Wasserversorgung gebe es dort nicht. Immerhin habe er sich jetzt eine kleine Pumpe für den hauseigenen Brunnen gebaut, sagt er und bekennt: „Ich bin zufrieden. Es gibt viele, die viel weniger haben als ich.“ Schwer zu glauben, dass Rumänien seit 2007 EU-Mitglied ist.

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