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Fußball im BergischenSpieler des SSV Jan Wellem solidarisieren sich nach Rauswurf mit dem Ex-Trainer

Lesezeit 3 Minuten
Die Spieler des SSV Jan Wellem halten ein Banner mit der Aufschrift "Als Team für Baran!" hoch

Das Team des SSV Jan Wellem solidarisiert sich mit dem Ex-Trainer Baran Dagdelen.

Der Trainerwechsel kurz vor Beginn der Rückrunde bei dem Fußball-Bezirksligist hat im Fußballkreis Berg und im Umland für Aufsehen gesorgt.

Kurz vor dem Beginn der Rückrunde entließ der Fußball-Bezirksligist SSV Jan Wellem Bergisch Gladbach vergangene Woche seinen Trainer Baran Dagdelen und präsentierte innerhalb kürzester Zeit Ex-Profi Alexander Voigt als dessen Nachfolger.

Ein Trainerwechsel, der im Fußballkreis Berg und im Umland durchaus für Aufsehen sorgte. Wahrlich in Aufruhr versetzte diese Entscheidung dagegen die Spieler des SSV Jan Wellem. Nachdem die Mannschaft beim Debüt von Neucoach Voigt bereits ein Banner mit der Aufschrift „Als Team für Baran“ präsentierte und damit Solidarität zum entlassenen Trainer bekundete, wurde nun ein Schreiben aufgesetzt, in dem sich die Mannschaft von der Entscheidung distanziert und um den Ruf Dagdelens kämpft.

Baran Dagdelen als Trainer an der Seitenlinie

Baran Dagdelen wurde beim SSV Jan Wellem entlassen.

Es beginnt mit den Worten: „Im Schatten der Vereinsentscheidungen treten wir heute als Team, Jan Wellem, ans Licht, nicht als Spieler, sondern als vereinte Gemeinschaft. Der Vorstand hat die Entscheidung getroffen, unseren Trainer Baran Dagdelen ohne für uns erkennbare Gründe zu entlassen. Diese Entscheidung steht nicht im Einklang mit den Werten, die uns als Team auszeichnen.“

Baran Dagdelen habe nicht nur mit seiner fußballerischen Kompetenz überzeugt, sondern habe auch jeden einzelnen Spieler abgeholt und in seiner persönlichen Entwicklung geholfen. Unter seiner Leitung sei eine Familie zusammengewachsen, heißt es in dem Schreiben weiter, in dem vor allem mangelnde offene Kommunikation seitens des Vorstandes und die Begründung des Rauswurfes bemängelt wird: „Als Grund nannte man der Mannschaft, dass Herr Dagdelen eine zu nahe Bindung und damit einen zu großen Einfluss auf die Mannschaft hätte, aber auch, dass die Mannschaft zu aggressiv sei und dies den Verein in der Öffentlichkeit schlecht darstelle. Das Paradoxe an den Aussagen ist, dass wir die letzten Spiele in der Hinrunde genau wegen der mangelnden Aggressivität verloren haben und die ersten Spiele wegen dieser aggressiven, aber dennoch fairen, Grundeinstellung gewonnen haben. Aber noch viel unstimmiger ist es, dass man nur Baran als Sündenbock genommen hat. Denn laut Vorstand war das Problem mit der Aggressivität schon länger ein Störfaktor gewesen und nicht erst seit der Wintervorbereitung.“

Der Vorstand hat die Entscheidung getroffen, unseren Trainer Baran Dagdelen ohne für uns erkennbare Gründe zu entlassen
Aus der Erklärung der Mannschaft des SSV Jan Wellem

Aus Sicht der Spieler hat der Verein einen Top-Trainer verloren: „Mit durchschnittlich zwei Punkten pro Spiel und einer hervorragenden Hinrunde bewies er seine fachliche Kompetenz. Er kümmerte sich nicht nur um die spielerische Entwicklung, sondern auch um das Wohl der Spieler, ständige Kommunikation und die Bildung einer starken Einheit standen dabei im Vordergrund und wurden erfolgreich implementiert. Kein Spieler war dabei Baran Dagdelen zu schade. Er hat Feuer und Leidenschaft ins Team gebracht, was wir auf und außerhalb des Platzes immer ausgelebt haben. Diese Worte sind kein Angriff auf den Verein, sondern ein Ausdruck unserer Unzufriedenheit und unserer klaren Unterstützung für Baran. Mit seinen Fähigkeiten ist uns als Aufsteiger ein sportliches Wunder gelungen und wir sind davon überzeugt, dass wir mit ihm Großes hätten erreichen können.“

Die Reaktion des Teams auf die Entlassung war von Überraschung und Unverständnis geprägt. Dennoch beschloss es, nach mehreren Diskussionen und dem Ausfall einer Trainingseinheit, trotz der Unzufriedenheit weiterzuspielen, um die Saison für den entlassenen Trainer zu beenden. Hierbei spielte auch Dagdelen eine Rolle, der die Spieler trotz seiner Entlassung am Ende dazu ermutigte, nicht aufzugeben.

Alexander Voigt bei seinem Debüt in der Jacke vom SSV Jan Wellem

Ex-Profi Alexander Voigt coacht nun den SSV Jan Wellem.

Abschließend stellte das Team des SSV Jan Wellem in seinem Schreiben noch klar: „Mit diesem Appell an die Öffentlichkeit wollen wir nicht nur die Unzufriedenheit ausdrücken, sondern auch ein Zeichen setzen gegen ungerechtfertigte Entscheidungen im Sport. Die Legitimität der Entlassung von Baran Dagdelen sollte infrage gestellt werden, und die starken fachlichen Kompetenzen, die er mit sich bringt, sollten hervorgehoben werden. Wir als Team stehen gemeinsam für Gerechtigkeit und die Werte, die den Sport ausmachen. Am Tag der Entlassung hat man auf die Werte des Sportes und der Menschlichkeit verzichtet.“