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WinterhilfeOverather und Bergisch Gladbacher bringen 20 Tonnen Material in die Ukraine

Lesezeit 4 Minuten
Vier Männer laden Kartons in einen Lastwagen.

Auch beim Umladen für den Weitertransport über die ukrainische Grenze waren die bergischen Hilfstransporteure auf Zack.

Menschen aus Bergisch Gladbach und Overath brachten Kleidung, Nahrung und Stromaggregate zur Grenze.

Eigentlich hatten sie ja erst wieder im Mai mit mehreren Lastzügen in Richtung Ukraine aufbrechen wollen. Doch dann besuchte im November Weihbischof Radoslaw Zmitrowicz aus dem ukrainischen Kamjanez-Podilskyj die Humanitäre Hilfe Overath und den Verein Hilfe Litauen Belarus aus Bergisch Gladbach.

Dabei dankte der Geistliche nicht nur für die drei großen gemeinsamen Hilfskonvois der beiden Vereine im vergangenen Jahr, sondern erzählte auch von der aktuellen Situation in seiner Heimat: Von den eisigen Temperaturen im ukrainischen Winter, von den 4000 Familien, die als Flüchtlinge aus den umkämpften Gebieten weiter im Osten nach Kamjanez-Podilskyj gekommen sind und vom Leid der Menschen in seiner Heimat. Zum Teil hatten die Menschen kaum mehr retten können als das, was sie am Leib trugen.

Gruppebild der Helfer mit polnischen Partnern.

Gruppenbild mit polnischen Partnern: Kurz vor der ukrainischen Grenze wurden die Hilfsgüter in kleinere Lastwagen umgeladen, um sie schneller über die Grenze bringen zu können.

„Die Worte des Weihbischofs verhallten nicht“, erinnert sich Ulrich Gürster vom Verein Hilfe Litauen, der umgehend mit Norbert Kuhl von der Humanitären Hilfe Overath einen zusätzlichen Hilfskonvoi für den Winter vorbereitete. Bei Uli Gürster wurde ebenso eine Sammelstelle für Winterkleidung eingerichtet, wie Maria Davis und ihre Schwester Karin Fischer bis in den Rhein-Sieg-Kreis unterwegs waren, um warme Winterkleidung für den nächsten Hilfskonvoi zu sammeln.

Neben mehreren hundert Kartons mit Winterkleidung, Decken und Schlafsäcken verluden die Helfer der beiden Vereine unter anderem auch mehr als fünf Paletten mit Lebensmitteln, die Markus, Bernhard und Moritz Hetzenegger mit ihren Edeka-Märkten zwischen Sand und Dürscheid organisiert hatten (siehe „Der Hilfskonvoi in Zahlen“).

Nach den neuerlichen massiven russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Stromversorgung und weitere Infrastruktur organisierten die Helfer zudem eine Reihe von Stromgeneratoren und Heizlüftern, um die Not im ukrainischen Winter zu lindern.

Overaths Geistliche spendeten den Reisesegen in den Gewändern der Sternsinger.

Von den Heiligen Drei Königen verabschiedet: Overaths Geistliche spendeten den Reisesegen in den Gewändern der Sternsinger.

Niemand Geringeres als die Heiligen Drei Könige gaben den Fahrerinnen und Fahrern der zwei prall gefüllten Sattelzüge, des vereinseigenen Möbelwagens und eines Begleitfahrzeugs den Reisesegen. Schließlich hatte der bereits bei früheren Hilfskonvois als Geistlicher im Einsatz gewesene Overather Kaplan Andrzej Bednarz diesmal mit Pfarrer Gereon Bonnacker, Pastor Reimund Fischer und Pastoralreferentin Sarah Zurlo Verstärkung in den Gewändern der Sternsinger zur Verabschiedung des Hilfskonvois mitgebracht.

Zwar musste der 39 Jahre alte Möbelwagen der Humanitären Hilfe Overath erst per Starthilfe flott gemacht werden, dann aber schnurrten die Konvoimotoren wie am Schnürchen die 1270 Kilometer in 18 Stunden bis nach Lezajsk kurz vor der polnisch-ukrainischen Grenze. Dort haben die bergischen Ukraine-Hilfstransporteure schon bei früheren Transporten Hilfsgüter im Lager der Caritas umgeladen, um sie schneller über die Grenze in die Ukraine zu bekommen.

Vier Männer stehen vor Paletten voll mit Dosen voller Lebensmittel.

Palettenweise Lebensmittel holten Norbert Kuhl von der Humanitären Hilfe Overath (2.v.r.) und Helfer bei Markus Hetzenegger (2.v.l.) ab.

Für Peter Oberkötter, Reiner Tollmann und Joachim Nix war es der erste Hilfstransport für die Ukraine. Sie staunten nicht schlecht, als sie von Karin Fischer und Ulrich Gürster erfuhren, welch bürokratischer Aufwand nötig ist, um die zahlreichen Genehmigungen für einen Hilfskonvoi zu erhalten: angefangen von der Mautbefreiung bis hin zur Genehmigung, auch an Sonn- und Feiertagen fahren zu dürfen.

Und obwohl der polnische Feiertag zum Epiphaniefest am 6. Januar in der Regel ausführlich „begangen“ wird, hatte Wioletta Bator vom Caritas-Lager Lezajsk für die am frühen Morgen des Folgetags eintreffenden bergischen Hilfstransporteure gleich zwölf Abladehelfer engagiert.

Drei Männer stehen vor einem Lastzug in Overath.

Der vierte Ukraine-Hilfskonvoi aus Overath

Die bereits erfahrenen Hilfskonvoi-Fahrer Stefan Malczewski und Marc Susewind fuhren die Sattelauflieger gekonnt rückwärts an die Laderampe und auch Kevin Susewind, Friedrich Heider, Heinz-Bernd Padberg und Bert Kuhl halfen tatkräftig mit, während sich Ulrich Gürster, Norbert Kuhl, Karin Fischer und Jolanta Czelej zusammen mit den polnischen Kooperationspartnern um den notwendigen „Papierkram“ kümmerten, um später genau nachvollziehen zu können, welchen Bedürftigen jedes einzelne Hilfsgut erreicht hat.

„Nach vier Stunden und viel Schweiß waren die rund 20 Tonnen Hilfsgüter entladen“, berichtet Ulrich Gürster. Danach gab’s lediglich ein kurzes Mittagessen, bevor sich der Konvoi auf die Rückfahrt gen West machte. „Noch vor Ostern wollen wir wieder Hilfsgüter in einem Drive-in sammeln für den nächsten Hilfskonvoi im Mai“, kündigt Norbert Kuhl an. „Wir werden uns dann wieder rechtzeitig melden und wären froh, wenn wir wieder so tolle Unterstützung aus der Bevölkerung bekommen.“

Wer die weitere Ukraine-Hilfe der bergischen Hilfsorganisationen unterstützen möchte, findet Infos im Internet oder kann sich telefonisch unter 0170/350 30 40 (Norbert Kuhl), 0179/458 24 44 (Ulrich Gürster) melden.


Der Hilfskonvoi in Zahlen

Hilfsgüter im Gesamtwert von mehr als 57 000 Euro hat der vierte gemeinsame Hilfskonvoi von Humanitärer Hilfe Overath und der Hilfe Litauen Belarus aus Bergisch Gladbach in die Ukraine auf den Weg gebracht. Unter den Hilfsgütern befanden sich unter anderem:

  1. 885 Kartons und Säcke mit Winterkleidung und Textilien.
  2. 14 Kartons Krankenhaus-Artikel
  3. 1 Ultraschallgerät
  4. 6 Stromaggregate
  5. 19 Heizlüfter / Heizkörper
  6. 1 großes Gruppenzelt
  7. 30 Kisten Schutzmasken FFP2/3
  8. 47 Kartons Hautwundgel im Wert von 16 920 Euro
  9. 8 Kartons Infusionsflüssigkeiten
  10. 20 Feuerlöscher
  11. 1 elektrischer Rollstuhl
  12. 66 Kartons Hygieneartikel
  13. 5 Paletten Lebensmittel von Edeka Hetzenegger
  14. 30 Schultische für zwei Schulklassen
  15. 50 Schulstühle für zwei Schulklassen
  16. 13 Kartons liturgische Gegenstände für den Bischof
  17. 26 neuwertige Betten mit Matratzen.