Besonders der Betrug an älteren Menschen nimmt in Rhein-Berg immer weiter zu. Der Leiter des Kriminalkommissariats beleuchtet das Thema näher.
Polizist aus Rhein-Berg im Interview„Schockanrufe können den Boden unter den Füßen wegziehen“
Peter Liening ist Leiter des Kriminalkommissariats Kriminalprävention/Opferschutz der Kreispolizei Rhein-Berg. Über Hintergründe und Folgen von Schockanrufen sowie entsprechende Verhaltenstipps sowie Tipps zum eigenen Verhalten hat Guido Wagner mit dem Kriminalhauptkommissar gesprochen.
Warum gibt es immer wieder Betrüger, die mit Schockanrufen große Beute machen?
Peter Liening: Weil sie die Menschen, die sie anrufen, geschickt mit einer Situation konfrontieren, die für die Angerufenen bedrohlich ist. Ob es der angebliche Einbruch in der Nachbarschaft ist oder der schwere Unfall, den ein Angehöriger verursacht haben soll und bei dem Menschen ums Leben gekommen sein sollen – die Angerufenen werden in eine psychische Ausnahmesituation gebracht.
Nun informieren Sie regelmäßig mit Aktionen und Vorträgen über diese Betrugsmasche, wir berichten regelmäßig über Fälle und Tipps, wie man sich verhalten soll. Warum gelingt es trotzdem oft nicht, das in einer Situation zu befolgen?
Stellen Sie sich vor, wenn Sie am Telefon eine weinerliche Stimme hören, die Sie für Ihr Kind halten. Und dann berichtet ein „Polizist“ am anderen Ende der Leitung von einem schlimmen Unfall und dass Ihr Kind in Untersuchungshaft muss, wenn keine Kaution gezahlt wird.
Das ist natürlich alles Quatsch und das würde die Polizei niemals machen, aber das kann einem in der Situation einfach den Boden unter den Füßen wegziehen. Dann ist man einfach nicht mehr handlungsfähig und will nur alles tun, um dem Kind oder anderen Angehörigen zu helfen.
Wie gelingt es den Tätern, die Angerufenen teilweise über Stunden am Telefon zu halten, bis ein Bote Geld oder Wertsachen abgeholt hat?
Das ist Teil der Masche: Dem Angerufenen keine Gelegenheit zu geben, mit jemand anderem darüber zu sprechen. Oft wird auch gedroht, dass man mit niemanden über die Sache reden dürfe, da man sich als Zeuge in einem laufenden Verfahren strafbar mache.
Die Anrufer sind rhetorisch sehr fit, haben auf jede Frage eine Antwort und sich oft im Vorfeld genau über das Umfeld der Adresse des Angerufenen informiert. In den Gesprächen bekommen die Betrüger dann oft durch Fragen wie „Wir müssen das gerade nochmal abgleichen ... geben sie mir Bitte nochmal ihre Telefonnummer“
Was ist das Wichtigste, wenn man so einen Anruf erhält?
Alles versuchen, um einen klaren Kopf zu behalten. Fragen: Wer sind Sie? Von welcher Polizeidienststelle rufen Sie an? Dann darauf drängen, selbst zurückzurufen. Am besten zunächst den angeblich Verunglückten auf der Ihnen bekannten Nummer anrufen. Die Polizei anrufen, mit einem Vertrauten über den Anruf sprechen. Und in keinem Fall irgendwelche Informationen am Telefon herausgeben und schon gar kein Bargeld oder Wertsachen an irgendjemanden übergeben.