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Per QR-Code auf dem HandyPolizei Rhein-Berg bietet Sicherheitstraining für Kinder an

Lesezeit 4 Minuten
QR Code Sicherheitstraining 110821

Mit den an Schilder- und Ampelmasten rund um die Grundschulen montierten QR-Codes lassen sich per Handy Tipps für den sicheren Schulweg abrufen.

Rhein-Berg – Das kleine Kästchenmuster auf dem Ampelmast hat Nassin schnell gefunden. „Das ist ein QR-Code“, weiß er und hält die Kamera des Handys darauf. Im Nu öffnet sich auf dem Bildschirm eine Seite der Polizei Rhein-Berg. Dort steht genau, was Nassin nun zu tun hat, um sicher über die Straße zu kommen – inklusive Warnung vor Autos, die möglicherweise „noch eben“ bei auf Rot gesprungener Ampel über die Kreuzung gefahren sind. Nassin schaut wie empfohlen zweimal in jede Richtung, bevor er über die Straße geht.

Der Polizeiaufkleber mit dem QR-Code an der Ampelkreuzung der Handstraße ist einer von 600, die Hauptkommissar Siegfried Breuer mit seinem Team von der Verkehrssicherheitsberatung der Kreispolizei ringsum alle 56 Grundschulen im Kreisgebiet an Ampeln, Zebrastreifen und Schildermasten neben Autoparkstreifen angebracht hat. „Mit der Aktion wollen wir Kindern, die nach den Ferien in die Schule kommen, und ihren Eltern die Möglichkeit bieten, den Schulweg spielerisch zu üben“, sagt Breuer.

Sechs Themenfelder für Erstklässler

Das Einzige, was dafür benötigt wird, ist ein internetfähiges Smartphone. „Mit einer QR-Code-App kommt man damit nach nur einem Scan auf die richtigen Verhaltensweisen an potenziellen Gefahrenstellen“, erläutert der Polizeihauptkommissar.

Statistik

Verkehrsunfälle mit Kindern

Im vergangenen Jahr verunglückten im gesamten Rheinisch-Bergischen Kreis 67 Kinder bei Verkehrsunfällen. Im Sechs-Jahres-Vergleich, den die Polizei bei der Jahresunfallbilanz vorlegte, war dies der niedrigste Wert.

Vor allem in der Stadt Bergisch Gladbach nahm die Zahl der verunglückten Kinder von 33 (2019) auf 24 (2020) ab. Unter den Verkehrsunfalltoten war seit Jahren kein Kind. Laut Polizeirat Daniel Mohr „korrespondiert mit diesen erfreulichen Werten auch das niedrige Verunglücktenrisiko für Kinder“, im Rheinisch-Bergischen Kreis betrug der Faktor im zurückliegenden Jahr für Kinder 0,48.

Damit sind Kinder gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil im Kreis unterproportional gefährdet, Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden (bei einem Faktor 1 entspräche die Anzahl der Verunglückten dem Anteil der Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung). (wg)

Ob das Verhalten von Kindern in der Gruppe, die Gefahr beim Passieren geparkter Autos oder Hilfen beim richtigen Überqueren einer Straße an einer Verkehrsinsel – hinter den QR-Codes verbergen sich auf der Internetseite der Polizei sechs verschiedene Themenfelder, die helfen sollen, den Schulweg für die angehenden Erstklässler sicherer zu machen.

Schüler und Schulleiterin sind begeistert

„Wir haben dafür auch noch einmal einen Großteil der Fußgängerausbildung für die Vorschulkinder der Kitas zusammengefasst“, sagt Breuer. Egal aus welcher Richtung man eine Grundschule ansteuere – rund herum seien QR-Codes zu entdecken. Auch Nassin und seine Schulkameraden von der Gemeinschaftsgrundschule Hand, die die QR-Codes ausprobieren, sind gleich Feuer und Flamme und suchen nach der Ampel umgehend die nächste Aufgabe.

Schulleiterin Barbara Dortmann findet die Aktion der Polizei prima. „Sehr modern, sehr ansprechend“, sagt sie. „Ich glaube, damit erreicht man auch noch mehr Eltern, damit diese den Schulweg mit ihren Kindern schon jetzt in den Ferien üben.“ Zudem hat sich die Pädagogin bereits vorgenommen: „Die QR-Code-Aktion werden wir auch im Unterricht mit einbauen.“

Nicht besonders viele Verkehrsunfälle mit Kindern

Dabei plädieren sowohl Schulleitung als auch Polizei dafür, dass Eltern ihre Kinder gut vorbereitet zu Fuß zur Schule gehen lassen, anstatt sie mit dem Auto dorthin zu bringen. Neben kindgerechten Infos für den Nachwuchs verbergen sich hinter jedem QR-Code auch noch weitergehende Informationen für die Eltern und Tipps, wie sie ihren Nachwuchs am besten auf den Schulweg vorbereiten können.

Was die größte Herausforderung für die Kinder ist? Polizeikommissar Breuer braucht nicht lange zu überlegen: „Das sind die Eltern.“ Oft würden diese mit „Angst um mein Kind“ erklären, warum sie ihren Nachwuchs mit dem Auto zur Schule fahren. „Dabei ist das viel öfter wahrscheinlich Bequemlichkeit“, schlussfolgert Breuer aus seiner Erfahrung. Auch die Statistik zeige, dass Verkehrsunfälle mit Kindern kein besonderes Problem im Kreisgebiet seien, sagt Polizeisprecher Christian Tholl.

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Er hofft, dass die QR-Codes auch den Eltern Spaß am Ausprobieren machen und möglichst viele zum Training mit ihren Kindern animieren. „Innerhalb von 500 Metern um jede Grundschule sind die Codes zu finden“, sagt er. Dabei freut sich der Verkehrssicherheitsberater, dass die Aktion von allen acht Städten und Gemeinden sowie Straßenbaulastträgern wie Straßen NRW, Kreis oder Straßenbeleuchtungsbetreibern wie der Belkaw sofort unterstützt wurde. „Alle haben mitgemacht“, sagt Breuer. „Die Schule kann kommen.“