Was sich Kölner von „Deutschlands schönstem Wanderweg“ im Bergischen wünschen und wie ein Wegepate arbeitet.
„Deutschlands schönster Wanderweg“Was nach dem Sieg auf dem „Bergischen Weg“ los ist
Rosa und Brigitte staunen. Oft sind die beiden passionierten Wanderinnen im Bergischen unterwegs, aber dass der „Bergische Weg“, dessen achte Etappe sie gerade unter die Wanderschuhe nehmen, zu „Deutschlands schönstem Wanderweg“ gekürt worden ist, haben sie noch nicht mitbekommen. Die schroffen Pfade im Tal der Wupper auf der Etappe zwischen Schloss Burg und Altenberg seien schön, erinnern sich die beiden Kölnerinnen an frühere Touren auf dem Bergischen Weg. Und der Altenberger Dom natürlich und der Weg zum Bensberger Schloss.
„Im Moment ist es hier allerdings teilweise ganz ordentlich zugewachsen“, berichtet Brigitte vom morgendlichen ersten Aufstieg von Honrath in Richtung Lüderich. Eine sommerliche Herausforderung, von der auch Wegemanager Wastl Roth-Seefrid am Freitag bei der Preisverleihung in Altenberg gesprochen hat: „Eigentlich werden die Wege einmal im Frühjahr und einmal im Herbst kontrolliert, aber in diesem Jahr war das Wachstum so stark, dass der Weg an manchen Stellen schon im Juli wieder zugewachsen war.“
Deshalb ist an diesem Wochenende auch Timo Stein mit einer Umhängetasche voller Markierungszeichen, Kleber und vor allem einer Gartenschere ausgerüstet auf dem Bergischen Weg unterwegs. Der 39-jährige Overather, der hauptberuflich bei der Feuerwehr in Bergisch Gladbach arbeitet, ist seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlich als Wegepate auf dem Bergischen Weg aktiv.
Ehrenamtlicher Wegepate kennt seinen Wegabschnitt von Kindertagen an
„Ich war schon immer gerne draußen unterwegs, und wenn man das noch mit etwas verbinden kann, das sinnvoll ist und anderen nützt, dann ist das einfach schön“, sagt der Familienvater, zückt einen Lappen, feuchtet ihn an und entfernt den Grünspan von einem Markierungsaufkleber gegenüber dem Eingang zum historischen Förderturm auf dem Lüderich. Stein kennt das ehemalige Bergwerksgelände aus dem Effeff, wuchs in Sichtweite des früheren Zentralschachts auf dem Lüderich auf und hat heute in seinem Garten in Immekeppel sogar historische Grubenwagen des Erzbergwerks.
„Auch die Geschichte hier fand ich schon immer spannend“, sagt der 39-Jährige und öffnet seine Tasche. „Die Wegemarkierung hier ist doch sehr verblichen“, erklärt er und holt einen neuen Aufkleber mit der anthrazitfarbenen Schlängellinie auf orangefarbenem Grund heraus – das Wegezeichen des Bergischen Wegs.
Wegemarkierungen werden regelmäßig freigeschnitten und ausgebessert
„Eine Zeit lang haben wir die Markierungen mit Sprühfarbe und Schablone an Bäume, Zaunpfähle oder Telegrafenmasten gesprüht. Jetzt verwenden wir hauptsächlich Aufkleber“, erklärt Stein. Die werden bei der Befestigung an Bäumen auf kleine Metallplättchen geklebt, die dann mit Klebepaste auf der Borke des Baumes befestigt werden. „An Zaunpfählen darf auch schon mal genagelt werden, in Bäume natürlich auf keinen Fall“, sagt der Wegepate, der rund zwölf Kilometer des insgesamt 259 Kilometer langen Fernwanderwegs zwischen Rösrath-Hoffnungsthal und Naafshäuschen bei Lohmar-Wahlscheid betreut.
Vor allem an Wegekreuzungen oder Abzweigen ist besondere Aufmerksamkeit geboten. Schließlich sollen Wanderer aus beiden Richtungen eindeutig sehen, wo es weitergeht und dann nach einigen Metern zudem eine „Bestätigungsmarkierung“ sehen können.
„Wanderer sollen den Weg ganz ohne Karte im Gelände finden können“, erklärt Wegemanager Wastl Roth-Seefrid eins der Qualitätskriterien einer Wanderroute, die wie der Bergische Weg vom Deutschen Wanderverband als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifiziert ist. Der beim Naturpark Bergisches Land angesiedelte hauptamtliche Wegemanager weiß genau: „Ohne unsere Wegepaten und die Bauhöfe, die größere Schäden beheben, würde die Instandhaltung nicht laufen.“
Ebenso wie die Wanderer, die Schäden wie umgestürzte Bäume oder fehlende Markierungen über die Funktion des „Tourinspektors“ in der Erlebnisapp des Bergischen Wanderlands (erlebnisapp.dasbergische.de) melden, seien die ehrenamtlichen Wegepaten seine „Augen und Ohren“ draußen auf den Wegen, sagt Wegemanager Roth-Seefrid. Stein, der sich ehrenamtlich auch als Overather Stadtratsmitglied sowie in der Städtepartnerschaft von Bergisch Gladbach mit Butscha in der Ukraine engagiert, freut sich, dass er beim Wandern ein wenig dazu beitragen kann, dass der Bergische Weg in Schuss bleibt. „Ist ja schon eine sehr schöne Gegend, in der wir hier leben.“
Das finden auch die Wanderinnen Rosa und Brigitte, die sich mit dem Hinweis, dass es entlang des Wegs vielleicht noch ein paar mehr Bänke und Tische für eine Rast geben könnte, auf die weitere Etappe des Bergischen Wegs nach Hoffnungsthal verabschieden. „Doch, das Bergische ist schon schön“, sind sich die beiden Kölnerinnen einig.