DRK-ProjektRhein-Berg heißt Pflegekräfte aus Marokko in Overath willkommen

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Eröffnung der DRK-Zukunftswerkstatt in Overath-Klefhaus

Gruppenbild mit Offiziellen vor der DRK-Zukunftswerkstatt in Overath: Die jungen Pflegekräfte zusammen mit der DRK-Vorsitzenden Ingeborg Schmidt, Geschäftsführer Reinhold Feistl und Kreis-Sozialdezernent Gerd Langenbucher (v.l.)

Offiziell eröffnet hat das DRK seine „Zukunftswerkstatt“ in Overath. 22 Marokkaner werden fit fürs Pflegen in bergischen Heimen gemacht. 

An ihre 22 neuen Kollegen, die die 2500 Kilometer Luftlinienentfernung von Marokko bis ins ehemalige Landschulheim nach Overath-Klefhaus auf sich genommen haben, um sich hier in einem Intensivkurs auf ihre Tätigkeit als Pflegekräfte in Rhein-Berg vorzubereiten, richtet die hiesige DRK-Vorsitzende Ingeborg Schmidt in ihrer kurzen Ansprache aufmunternde Worte: „Ihr werdet so etwas von gebraucht!“

Menschlichkeit und Liebe am Menschen seien nicht mit Geld zu bezahlen, sagt die rheinisch-bergische Rotkreuz-Vorsitzende, von Beruf selbst Krankenschwester, zu den 20 jungen Frauen und zwei jungen Männern. Und fügt hinzu: Für die Arbeit sei wichtig, dass die Pflegenden auch Deutsch sprächen. „Die Menschen wollen euch verstehen. Sie wollen die Freundlichkeit nicht nur in euren Gesichtern sehen, sie wollen auch hören, wenn ihr nette Worte sagt!“

Bergisches Kaiserwetter zur Eröffnung im Sülztal

Das DRK Rhein-Berg hat an diesem Freitagmittag zur Eröffnungsfeier für seine „Zukunftswerkstatt“, sein Ausbildungs-Internat für ausländische Pflegefachkräfte in Overath-Klefhaus, eingeladen, und Reinhold Feistl, umtriebiger DRK-Geschäftsführer und Kopf des Projektes, hat offenbar seine Beziehungen nach gaaanz oben spielen lassen: Statt der Brutofentemperaturen der Vortage gibt es wie bestellt bergisches Kaiserwetter, 24 Grad und Sonnenschein.

Die jungen Frauen und Männer strahlen an diesem Tag mit der Sonne um die Wette. Die Vorstellung, irgendwann von ihnen versorgt zu werden, dürfte manchem Besucher ein wenig den Schrecken der irgendwann anstehenden Pflegebedürftigkeit nehmen.

Bei der Eröffnung der DRK-Zukunftswerkstatt: Jihane Blila, Pflegefachkraft in Anerkennung.

Jihane Blila ist eine der „Pflegefachkräfte in Anerkennung“, so die offizielle Bezeichnung für die Overather Internatsgäste

Jihane Blila ist eine der Neuen. Die 27-Jährige ist vor zwei Monaten aus Agadir nach Deutschland gekommen. „Die Karrierechancen sind hier viel besser als in meiner Heimat“, sagt sie auf Deutsch. Was denn für die die größte Umstellung gewesen sei? „Das Wetter hier ist anders“, antwortet sie und lächelt.

Busse gibt's im Vierländereck von Overath, Kürten, Gladbach und Lindlar nicht

Alles wirkt an diesem Tag perfekt in dieser entlegenen Ecke im „Vierländereck“ von Overath, Kürten, Bergisch Gladbach und Lindlar. Was allein fehlt, sind genügend Besucherparkplätze, und wer die Besuchenden auf den Bus verweisen möchte, dem sei gesagt: So etwas gibt's hier nicht, obwohl das für die Internatsgäste, die mit Anfang bis Mitte 20 in einem unternehmungslustigen Alter sind, sicherlich von Vorteil wäre, wie Feistl anklingen lässt.

In Klefhaus sind nach einem ersten Probelauf mit jeweils acht Pflegekräften aus Marokko und Indien im vergangenen Jahr aktuell die 22 jungen Leuten aus Marokko untergebracht, um sich schnell mit den hiesigen Bedingungen vertraut zu machen, die Sprache zu lernen, sich auf die Kenntnisprüfung vorzubereiten und dann hier zu arbeiten. Vor Beginn der Feier hat es bereits ein „Speeddating“ zwischen den jungen Pflegenden und fünf Einrichtungen aus Rhein-Berg gegeben, in dem sich beide Seiten schon einmal beschnuppern konnten.

Der Rheinisch-Bergische Kreis darf sich freuen, mal ein Leuchtturm zu sein
DRK-Geschäftsführer Reinhold Feistl

In seiner Ansprache beschreibt Feistl das Tun in Klefhaus so:  Es gehe um eine „schnellstmögliche Ausbildung in hoher Qualität“, damit das Procedere nicht zwei Jahre dauere, sondern schnellstmöglich erfolge. Feistl: „Das werden wir auch schaffen.“ Er verschweigt auch nicht, dass das DRK in der Praxis immer noch dazu lerne. Der erste Testlauf mit je acht Marokkanern und acht Indern sei nicht ganz unproblematisch gewesen – allein schon wegen der unterschiedlichen  Essgewohnheiten.

Feistl verrät auch, wie sich das Gebäude und die jetzige Nutzung gefunden hätten. Die Stadt Overath habe sich erkundigt, ob das Haus für eine Flüchtlingsunterkunft geeignet sei. Das eher nicht, habe er bei einem Ortstermin befunden, aber vielleicht … Bald schon hätten die DRK-Leute anfangen können, das „Märchenschloss“ wieder nutzbar zu machen und nun sei es in Betrieb.

Eröffnung der DRK-Zukunftswerkstatt

Gruppenbild im Grünen: Die Pflegefachkräfte aus Marokko in Overath-Klefhaus.

Sodann wendet er sich an die zahlreichen Gäste aus Institutionen und Politik (namentlich erwähnt sei die Overather CDU-Kreistagsabgeordnete Christiane Schloten, die wie im Kreis-Sozialausschuss versprochen selbstgebackenen Kuchen mitgebracht hat): Man müsse auch einmal stolz sein können. „Ich bin mir sicher, dass dieses Projekt bundesweit einzigartig ist.“

Wir wollen, dass Sie sich bei uns wohlfühlen.
Gerd Langenbucher, Sozialdezernent beim Kreis

Alle Kooperationspartner, ob Kreis, Kommunales Integrationszentrum, Ausländerbehörde oder Arbeitsagentur, hätten „richtig gut gearbeitet. Wir haben es zusammen geschafft. Der Rheinisch-Bergische Kreis darf sich freuen, mal ein Leuchtturm zu sein“, sagt der Mann mit dem unüberhörbar bayerischen Migrationshintergrund weiter.

Nach Feistl spricht der neue Kreis-Sozialdezernent und vormalige Grünen-Kreistagsabgeordnete Gerd Langenbucher, ebenfalls ein Immi aus Süddeutschland. Er vertritt an diesem Tag Landrat Stephan Santelmann (CDU): In der Kreisverwaltung und auch im Fachausschuss und im Kreistag sei die Freude über den Beitrag des DRK in Zeiten des Pflegenotstandes sehr groß gewesen, versichert Langenbucher.

Direkt an die neuen Rhein-Berger gewandt, sagt der Dezernent: „Wir möchten Ihnen, liebe Pflegekräfte, einen unterstützenden, wertschätzenden Start in Ihre Arbeit hier im Rheinland ermöglichen. Wir wollen, dass Sie sich bei uns wohlfühlen und gerne im Rheinisch-Bergischen Kreis arbeiten.“

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