Drogenhilfe KölnOverath bekommt Neubau für betreutes Wohnen von Suchtkranken
Overath – Die Fachklinik Aggerblick an der Marialindener Straße und, direkt darunter, die Adaption Aggerblick in der Straße An der Ringmauer sind Einrichtungen, die das tun, was gute Therapieeinrichtungen am besten tun: Sie fallen nicht auf und den Nachbarn wenig zur Last. Dass die beiden Einrichtungen der Drogenhilfe Köln, die jetzt auch noch um betreutes Wohnen ergänzt werden, nun doch einmal aufgefallen sind, liegt an einem prominenten Besuch aus Düsseldorf: Claudia Middendorf, die Landesbehinderten- und Patientenbeauftragte, hat sich vor Ort informiert.
Um die Expertin möglichst umfassend zu informieren, hat die Drogenhilfe Köln als Betreiberin gleich eine ganze Reihe von Fachleuten aufgefahren: Neben Geschäftsführer Dr. Thomas Hambüchen, den Vorstandsvorsitzenden Christian Möbius, seinen Vertreter (und vormaligen Overather Beigeordneten) Hans-Hermann Tirre, den Ärztlichen Leiter Martin Rinder, Adaptionschefin Simone Stute, weitere Mitarbeiterinnen sowie drei Patienten, die aktuell im grünen Haus der Adaption leben. „Sie müssen jetzt raten, wer was ist“, begrüßte Hambüchen die Gesundheitsexpertin scherzend in der Gemeinschaftsküche der Adaption, bevor es zur Besichtigung des Neubaus ging.
Neubau fügt sich inhaltlich perfekt ein
Dass die Drogenhilfe Köln sich zu dem Bau entschlossen hat (Hambüchen: „Die Kosten liegen im siebenstelligen Bereich, genau wissen wir das selbst noch nicht“), hat viel mit der Lage auf dem Wohnungsmarkt zu tun. Sie würde allen Beteiligten graue Haare bereiten, wenn die „Friseure nicht so leistungsstark“ wären, scherzt Tirre. Das neue Haus hat insgesamt 13 Zimmer. Im Parterre können zwei Einzelpersonen wohnen, im ersten Obergeschoss gibt es zwei Wohnungen für je drei Personen und unter dem Dach findet eine Fünf-Personen-WG Platz. Die Räume werden möbliert vermietet.
Inhaltlich fügt sich der Neubau bestens in das vorhandene Angebot ein: Zunächst kommen die Leute in die Fachklinik im früheren „Petersheim“. Dort erhalten die oft direkt aus dem Gefängnis kommenden Patienten eine 24-wöchige Reha-Therapie, in der sie in ein bürgerliches und drogenfreies Leben zurückgeführt werden sollen.
Das könnte Sie auch interessieren:
An diese Therapie kann sich die „Adaptionsphase“ anschließen, in der der bis dahin rund um die Uhr betreute und versorgte Patient in das grüne Haus ziehen: In einer Zehn-Mann-WG lernt er wieder, sich selbst zu versorgen und macht ein Praktikum in einem nahen Betrieb. Im Anschluss daran könnte dann das Betreute Wohnen stehen. Während die Kosten für die Therapien die Deutsche Rentenversicherung übernimmt (Hambüchen: „Die wollen die Leute ja wieder in Arbeit kriegen“), ist als Kostenträger für das Betreute Wohnen der Landschaftsverband Rheinland vorgesehen.
Hambüchen warb um Verständnis für seine Arbeit
Hambüchen nahm den Besuch der Patientenbeauftragten zum Anlass, einen Überblick über die Tätigkeit seines seit 40 Jahren bestehenden Vereins zu geben und um Verständnis für die Arbeit zu werben. Daran mangelt es gelegentlich: „Würden wir uns um dreibeinige Hunde kümmern, dann würden wir im Geld schwimmen“, für Drogenhilfe gebe es aber kaum Spenden. Dabei sei Drogensucht eine Krankheit, und da könne es auch Rückfälle geben. Hambüchen: „Wir versuchen die Patienten so stark zu machen, wie es nur geht.“
Bei der Landes-Patientenbeauftragten Claudia Middendorf rannte Hambüchen offene Türen ein: Die frühere CDU-Landtagsabgeordnete und langjährige Beisitzerin im CDA-Landesvorstand ist selbst vom Fach. Sie hat 23 Jahre lang als Diplom-Sozialpädagogin im Psychiatrie-Bereich gearbeitet. Besuche wie den in Overath nutzt sie, um im direkten Gespräch zu erfahren, wo der Schuh drückt.