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AbgabenIn Overath ist im Bezirk Köln die Grundsteuer am höchsten

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Overather Bürger demonstrierten 2011 vor dem Bürgerhaus gegen die städtische Finanzpolitik.

Gegen die vermeintlich verschwenderische Overather Finanzpolitik demonstrierte bereits 2011 eine Initiative vor dem Bürgerhaus.

Gewerbe- und Grundsteuern sind im Bezirk Köln vergleichsweise hoch. Ganz besonders hoch ist die Grundsteuer B schon seit 2014 in Overath.

Overath, die kleine Stadt im Zweistromland von Agger und Sülz, ist und bleibt spitze – aber nicht nur in Sachen landschaftlicher Schönheit und Verkehrsanbindung, sondern auch bei den Steuern. Genauer gesagt bei der Grundsteuer B. Die hatten die Stadtväter und –mütter Ende 2014 auf schwindelerregende 850 Punkte festgesetzt.

Mit diesem Steuersatz haben die Overather unter der Führung von Bürgermeister Jörg Weigt (SPD) und Kämmerin Cordula Ahlers den Schritt aus der Finanzkrise geschafft. Beide sind längst nicht mehr in ihren Ämtern, der eine wurde nicht wiedergewählt, die andere ging nach Lindlar, und auch die beiden Beigeordneten von damals sind im Ruhestand. Geblieben ist einzig der enorme Steuersatz, der der Stadt an Agger und Sülz auch heute noch ein kräftiges Dunkelblau auf der Karte der Grundsteuersätze im Regierungsbezirk Köln einbringt.

Spitzenreiter im Bezirk ist Hürtgenwald

In diesem Bezirk gehört Overath, Stand 2022, immer noch zur Spitzengruppe, steht aber nicht mehr ganz oben. Linksrheinisch haben die Gemeinden Hürtgenwald (950), Nörvenich (910), Heimbach (900), Nideggen (890) und Inden (880) noch höhere Sätze, rechtsrheinisch hat Bergneustadt (895) die Nase vorn.

Von den übrigen Kommunen in Rhein-Berg reicht keine an Overath heran, nicht einmal Bergisch Gladbach mit 731 Prozentpunkten. Am anderen Ende der Grundsteuer-B-Skala im Regierungsbezirk stehen drei Kommunen im Nordwesten: Wassenberg, mit rund 28.000 Bürgern genauso groß wie Overath, fordert nur 375 Punkte von seinen Hauseigentümern (beziehungsweise deren Mietern), Erkelenz 390 und Hückelhoven 429.

Doch ist die Grundsteuer B nur ein Teil der kommunalen Steuerschraube. Ein anderer ist die Gewerbesteuer. Hier tanzen die Rhein-Berger aber alle weniger aus der Reihe der rheinischen Städte und Gemeinden. Diese liegen nämlich mit ganz wenigen Ausnahmen alle im 400er- oder 500er-Bereich, es gibt nur wenige Abweichler nach oben oder unten.

Rekordhalter sind Inden (650 Punkte), Erftstadt (565) und Waldbröl (565). Die mit großem Abstand niedrigsten Gewerbesteuern fordert Leverkusen (250 Punkte), gefolgt von Wassenberg (395) und Gangelt (416). Bergisch Gladbach nimmt 460 Punkte, Kürten 480, Odenthal 424, Overath 465 und Rösrath 490.

Ein Grund für die relative Zurückhaltung der Kommunen bei den Gewerbesteuern könnte sein, dass sich ein Wirtschaftsbetrieb eher zum Umzug in eine günstigere Gegend entschließen könnte als eine heimatverbundene Familie im eigenen Haus.

NRW-Kommunen haben im Bundesvergleich hohe Steuern

Die hier genannten Zahlen basieren alle auf einer Gemeinschaftsveröffentlichung der Statistischen Ämter in Deutschland für 2022. IT.NRW weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Gewerbetreibende in NRW höhere Hebesätze vorfanden als in den meisten anderen deutschen Gemeinden: „Nur 1.931 (17,9 Prozent) der insgesamt 10.786 Gemeinden in Deutschland hatten im Jahr 2022 Hebesätze der Gewerbesteuer von über 400 Prozent festgesetzt“, so die Düsseldorfer Statistiker.

Aber auch bei der Grundsteuer B lagen die Hebesätze bei fast allen Gemeinden (96 Prozent) in NRW bei 400 Prozent und mehr, während bundesweit nur rund 39,4 Prozent der 10.786 Gemeinden Hebesätze von über 400 Prozent festgesetzt hatten.