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Firma BarlogOverather Firma produziert Spezialkunststoff für das besondere Kochgerät

Lesezeit 4 Minuten
Der Overather Unternehmer Peter Barlog steht im Vordergrund, der Gründer hält sich im Hintergrund.

Hier wird getestet und getüftelt: Blick in eine Halle der Overather Kunststoff-Firma Barlog.

„Jute statt Plastik“: Das ist den Barlogs aus Overath etwas zu pauschal. Sie sind Experten für Kunststoffe. Etwa im Thermo-Küchengerät.

 Jute statt Plastik, das ist ein hübscher Spruch, mit der im 20. Jahrhundert Bioladen-Fans für mehr Nachhaltigkeit warben. Den Urvätern der Ökos sei Dank: Heute sind Nachhaltigkeit im Allgemeinen und Plastiktütenvermeidung im besonderen Allgemeingut. Allerdings gibt es gelegentlich Auswüchse, und speziell die Plastikproduzentenbranche muss gegen Klischees und Vorurteile antreten.

Werner Barlog, 74, zusammen mit Ehefrau Petra Gründer und den Söhnen Frank (46) und Peter (49) Chef des inzwischen hundertköpfigen Overather Familienunternehmens Barlog Plastics, tut das auf seine Weise. Er hat einen Wasserzähler aus der Messingzeit und einen aus Kunststoff vor sich liegen. „Der Kunststoffzähler hat sich mittlerweile zehn Millionen Mal bewährt“ – und das auch zur Freude der Monteure, die sich dank der Leichtigkeit der Geräte viele Laufwege vom Lieferwagen zum Neubau sparen können.

Die Wasserzähler aus Kunststoff (r.) sind weitaus leichter als die aus Messing.

Die Wasserzähler aus Kunststoff (r.) sind weitaus leichter als die aus Messing und haben laut Unternehmen einen geringeren CO2-Fußabdruck.

Aber die Barlogs haben noch mehr Beispiele parat, Transportschalen für Automotoren zum Beispiel. Die alten eignen sich fürs Bodybuilding, die neuen sind sehr leicht zu tragen.

Die Großeltern gründeten 1996 die Firma

Die Geschichte von Barlog Plastics ist eine Erfolgsgeschichte. Die Gründer-Eheleute, inzwischen vierfache Großeltern, stammten beide aus der Branche und gründeten 1996 das Unternehmen, und auch die Söhne wollten nicht Musiker oder Sportler werden, sondern hatten ein Faible für Technik und stiegen ein.

Mit den Jahren wurde der Firmensitz in Engelskirchen zu eng, Ersatz fand Vater Barlog 2010 in Overath in einer Liegenschaft im Gewerbegebiet Hammermühle zwischen Innenstadt und Autobahn-Auffahrt, die zuvor der Entsorger Remondis genutzt hatte.

Als wir hier anfingen, habe ich mich noch gefragt: „Oh Gott, wie sollen wir diese Hallen jemals vollkriegen?“
Peter Barlog

„Als wir hier anfingen, habe ich mich noch gefragt: ,Oh Gott, wie sollen wir diese Hallen jemals vollkriegen?'‘“, erinnert sich Sohn Peter. Inzwischen hat sich die Mitarbeiterzahl hat verdreifacht, der Umsatz ist von 20 auf 35 Millionen Euro gestiegen, und die Tätigkeit hat sich ausgeweitet: „Mittlerweile haben wir in Overath neben dem Büro nur noch den Bereich des Engineerings. Die Materialproduktion ist ausgelagert.“

Während an der Agger konzipiert, geprüft und getestet wird, werden die speziellen Kunststoffe, die eine besonders hohe Festigkeit haben oder elektrisch leitfähig sind, in einer neuen Niederlassung hergestellt, die die Barlogs nach langem Suchen in Windeck-Dattenfeld an der Sieg gefunden haben.

Großer Druck und hohe Temperaturen

Dabei ist der Konzept- und Beratungsbereich immer wichtiger geworden. Die Barlog-Leute, zu erkennen am Firmenlogo am Hemdkragen, gehen in die Unternehmen, beraten diese. Zum Beispiel beim Stolz vieler Hausfrauen und -männer, dem „Thermomix“. In dem Wunderkochgerät sind Kunststoffteile verbaut, die großen Druck und hohe Temperaturen vertragen müssen und bei Barlog entwickelt wurden.

Werner Barlog mit Thermomix

Das Ergebnis langjähriger Entwicklungsarbeit steckt unter anderem in dem Kochgerät, das Werner Barlog präsentiert.

Auch sie haben sich in der Praxis bewährt, laut Werner Barlog seit Beginn der Beziehung mit Vorwerk im Jahr 2006 rund 13 Millionen Mal. „Mein Auto hat den Weg nach Wuppertal damals schon allein gefunden“, beschreibt der Seniorchef die Vorgeschichte. „Die wollten damals eine Machbarkeitsgarantie von uns, und die haben wir gegeben. Seitdem sind wir dort auf allen Hierarchieebenen bekannt wie ein bunter Hund.“

Nase vorn in der Nachwuchs-Rekrutierung

Dass die Firma nicht nur bei Kunden bekannt ist, sondern auch bei potenziellen Mitarbeitern, dafür sorgen zahlreiche Aktionen und Kooperationen mit Schulen, insbesondere aus dem oberbergischen Stammland.

Firma Barlog Plastics Overath

Auf diesem Gelände im Gewerbegebiet Hammermühle hat das Familienunternehmen seinen Sitz.

Das Thema Fachkräftemangel hatte der Seniorchef schon beim Wechsel über die Kreisgrenze nach Rhein-Berg auf dem Schirm. „Für mich persönlich ist das nicht ein ganz so hartes Thema. Mein Nachfolgeproblem ist gelöst“, sagt Werner Barlog schmunzelnd, und Sohn Peter ergänzt: „Wir versuchen, uns sehr stark in der Nachwuchsförderung zu engagieren. Denn wir sehen uns als kleines mittelständisches Unternehmen sehr stark im Wettbewerb mit den Industriekonzernen im Umkreis. Da können wir nur punkten, wenn wir schon vorher Kontakte geknüpft haben.“

Doch ist der Fachkräftemangel nicht das einzige Problem, mit dem Barlog Plastics zu kämpfen hat. Das andere ist die verbreitete Distanz gegenüber allem, was mit Industrie zu tun. Wie sehr sich die Zeiten geändert haben, bringt Mutter Petra auf den Punkt. Bei einem Ausflug mit der Drachenfelsbahn im Siebengebirge las sie auf einem Schild, dass die Bahn in nur drei Monaten eine Baugenehmigung bekommen habe. Davon könnten Unternehmen heute nur träumen.