Tennisprofi in OdenthalBarbara Rittner besucht neues Clubhaus des TC Glöbusch
Odenthal – Tennissport Sie hat auf einer ehemaligen Müllkippe in Wingensiefen und auf dem heiligen Rasen von Wimbledon die Filzkugel übers Netz geschlagen, gehörte 15 Jahre lang zu den besten deutschen Tennisspielerinnen und hat 1992 mit Steffi Graf und Anke Huber den Federation Cup gewonnen. Heute kümmert sich Barbara Rittner als erste Bundestrainerin des Deutschen Tennisbundes um den weiblichen Nachwuchs, ist Turnierdirektorin und als Eurosport-Expertin Kollegin von Boris Becker – und nach wie vor dem Tennisclub Glöbusch verbunden, in dem sie als Jugendliche einige Jahre gespielt hat.
Als der Verein kürzlich sein renoviertes und umgebautes Clubhaus einweihte, kam sie zurück an den Ort, in dem sie aufgewachsen ist und an die Stätte, in der sie ihren Wimbledon-Sieg im Junioren-Einzel einst feucht-fröhlich gefeiert hat, in der Teestube am Billardtisch. „Eine der schönsten Feiern, die wir hatten“, erinnert sich Christof Jochum, der den Verein heute leitet.
Fast 200.000 Euro für den Neubau
30 Jahre nach dem legendären Erfolg gab es keine Schale aus den Händen der Herzogin von Kent, sondern Blumen vom Vorsitzenden. „Ich freue mich, wieder hier zu sein“, sagte Rittner und lobte die Aktiven, die es geschafft haben, „diesen kleinen wunderschönen Verein mit viel Energie am Leben zu erhalten. Das ist eine Rarität. Macht weiter so.“
198.000 Euro hat sich der Tennisclub die Baumaßnahme kosten lassen, gut die Hälfte davon kamen aus Fördertöpfen des Landes. Landtagsabgeordneter Rainer Deppe (CDU) hatte sich bereits einige Tage zuvor davon überzeugt, dass das Geld gut angelegt wurde. Neun Monate haben die Arbeiten gedauert, dabei wurden unter anderem Fenster und Fassaden erneuert; über die Solarzellen auf dem Dach wird Warmwasser für die Duschen bereitet.
Anlage wurde 1977 eingeweiht
Auch Anette Jochum, die „gute Seele des Clubhauses“ kann sich jetzt in ansprechender Umgebung um das Wohl der rund 250 Mitglieder des Vereins kümmern. Vor Überraschungen waren die Handwerker in dem 1977/78 in Eigenleistung erbauten Gebäude nicht gefeit und fanden auch schon mal ein Kabel, das mit Klopapier statt mit Isolierband umwickelt war.
Angefangen hat die Geschichte des Glöbuscher Tennisclubs 1974. „Ein Kegelclub war damals die Keimzelle“, erinnert sich Jochum, dessen Eltern zu den 50 Gründungsmitgliedern gehörten. 1977 wurde die Anlage eingeweiht, an der Stadtgrenze zu Leverkusen, wo auf dem Gelände einer ehemaligen Müllkippe „eine der schönsten Tennisanlagen im Rheinland“ entstand. Viele Jahre hat ein Gasmelder das Geschehen im Untergrund analysiert; heute sei das nicht mehr nötig, erklärte Jochum. Viele, die den Verein mit aufgebaut hatten, trafen sich jetzt bei der Einweihung des Clubhauses wieder. Oft sind Kinder oder Enkel aktiv. Das Familiäre sowie die Verbundenheit über Generationen hinweg zeichnen den TC Glöbusch bis heute aus.
Rittner in Begleitung von Jack-Russel-Hündin Rone
Barbara Rittner denkt an ihre Zeit als Profi-Spielerin mit Freude und auch ein wenig Wehmut zurück: „Das war eine grandiose Zeit, aber so einen Boom wie damals mit Boris Becker und Steffi Graf wird es nie wieder geben.“ Viele Jugendliche verließen heute nicht mehr so gerne ihre Komfortzonen. Als Trainerin legt sie Wert darauf, das Miteinander in der Einzelsportart zu stärken, so wie sie es in Glöbusch erlebt hat. Keine leichte Aufgabe, wenn man pubertierende Mädels trainiere. Das Talent einer Angelique Kerber oder einer Andrea Petkovic hat sie dennoch früh erkannt.
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Glücklich ist sie auch, wenn sie in ihrer Wohnung in Köln-Mülheim mit Blick auf den Rhein entspannen kann. Immer dabei (ob zuhause oder auf Tour): Amarone, die nach einem Rotwein benannte, vier Jahre alte Jack-Russell-Hündin, kurz Rone genannt. Der ballverliebte Vierbeiner wetzte, zur Freude der Besucher, auch in Glöbusch über die Anlage. Nur bei der Trainingsstunde, die Barbara Rittner mit einer Kindergruppe absolvierte, hatte sie Platzverbot.
Als Eurosport-Expertin arbeitet die gebürtige Krefelderin viel mit Boris Becker zusammen. „Er ist der positivste Mensch, den ich je kennengelernt habe, und mit ihm über Tennis zu reden, ist gigantisch.“ Auch seine Art, mit Druck umzugehen, beeindruckt sie immer wieder: „Der ist schon ’ne verdammt coole Socke“.