AboAbonnieren

Tragischer TodSo starb ein Segelflieger 1962 in Odenthal – Buch zeichnet Unfall nach

Lesezeit 3 Minuten
Ein Gedenkkreuz in Altenberg erinnert an den tödlichen Absturz des Segelfliegers Wilfried Pawig.

Ein Gedenkkreuz in Altenberg erinnert an den tödlichen Absturz des Segelfliegers Wilfried Pawig.

Ein Buch des Autors Norbert Knappe zeichnet minutiös den tödlichen Unfall nach.

Es ist der 22. Juli 1962. An diesem Sommersonntag sind viele Ausflügler in Altenberg unterwegs, bewundern den Dom, flanieren gut gelaunt die Wege entlang oder haben Spaß im nahen Märchenwald. Wohl niemand von ihnen ahnt, dass sich zu diesem Zeitpunkt über ihren Köpfen ein Drama abspielt. Dort kämpft der gerade einmal 19 Jahre alte Segelflieger Wilfried Pawig verzweifelt ums Überleben. Ein hölzernes Kreuz an der Zufahrt zum Altenberger Dom erinnert noch heute daran, dass er diesen Kampf verloren hat.

Norbert Knappe hat die letzten Stunden im Leben von Wilfried Pawig minutiös nachgezeichnet. Die Ergebnisse dieser Spurensuche hat Knappe nun in einer Publikation vorgelegt. „Ich wollte den letzten Tag im Leben des Piloten möglichst lückenlos ergründen“, erklärt der Autor, warum er viele Stunden in Archiven verbrachte und mit möglichen Zeitzeugen sprach.

Als ehemaliger Flieger wollte Knappe es genau wissen

Knappe besaß selbst früher eine Fluglizenz, und seit er bei einem Spaziergang in Altenberg die Böschung hinabstieg, um die verwitterte Schrift auf dem hölzernen Kreuz zu entziffern, ließ ihn die tragische Geschichte nicht mehr los. „Gedenke seiner Seele, stand da“, sagt Knappe, und als ehemaliger Flieger habe er wissen wollen, wie es zu der Tragödie gekommen ist.

Heute kann Knappe, der im Gemeindearchiv Odenthal recherchierte und im Bundesarchiv in Koblenz den original Tonbandmitschnitt des Funkverkehrs zwischen dem Cockpit und dem Tower in Köln aufspürte, den Unglückstag in all seiner Dramatik fast lückenlos dokumentieren.

Segelflieger wurde rasch nach Osten abgetrieben

Wilfried Pawig sei um 13 Uhr in Leverkusen gestartet. „Segelflieger brauchen Thermik“, erklärt Knappe. Die habe es an diesem recht kühlen Sommertag kaum gegeben. Relativ weit nach Osten abgetrieben, habe der junge Flieger in dem motorlosen Flugzeug zu spät die Entscheidung getroffen umzukehren. „Er verlor schnell an Höhe und hat leider nicht rechtzeitig nahe der Sengbachtalsperre eine Außenlandung gemacht“, meint der Autor.

Statt zügig einen geeigneten Platz für die Landung zu suchen, habe Pawig versucht, den rettenden Heimatflughafen in Leverkusen zu erreichen. „Als er merkt, dass er das nicht mehr schafft, will er im Dhünntal runtergehen und fliegt über Blecher an“, so Knappe.

„Er hat am Ende nur noch reflexartig reagiert“

Sein Ziel: die große Wiese vor dem Märchenwald. Doch die erreicht der junge Pilot nicht mehr. „Er muss verzweifelt gewesen sein“, meint Knappe über die letzten Minuten vor dem Absturz, als um 15.43 Uhr alle Menschen, die sich nahe dem Altenberger Dom aufhielten, ungewollt zu Zeugen den dramatischen letzten Minuten im Leben des Piloten wurden. „Er hat am Ende nur noch reflexartig reagiert“ bewertet Knappe die Aufzeichnungen der Funksprüche.

Der in Odenthal tödlich verunglückte Segelfieger Wilfried Pawig.

Der in Odenthal tödlich verunglückte Segelfieger Wilfried Pawig.

„Über der Markuskapelle ist er mit der rechten Tragfläche in die Baumkronen geraten, kann aber das Flugzeug noch einmal stabilisieren“, schildert Knappe. „Jetzt will er auf der Dom-Nordwiese landen, sieht auf der Carl-Mostert-Straße, damals noch die Hauptdurchgangsstraße, aber viele Leute, zieht nochmal hoch und stürzt dann mit der Flugzeugspitze voran in die Wiese“, so Knappe. Pawlik sei mitsamt Gurt aus der Maschine geschleudert worden und noch an Ort und Stelle verstorben. Die Eltern von Pawlik leben heute schon lange nicht mehr, auch das Grab von Wilfried Pawlik in Leverkusen existiert nicht mehr.

Der Bruder, der das Gedenkkreuz errichten ließ, wanderte in die Vereinigten Staaten aus und verstarb im vergangenen Jahr, bedauert der Autor, dass er mit der Familie nicht mehr sprechen konnte. Nur eines konnte Knappe noch tun: Gemeinsam mit dem Odenthaler Künstler Günter Blömer, dessen Lebensgeschichte Knappe in einer weiteren Publikation aufgezeichnet hat, sorgte er für die Restaurierung des Gedenkkreuzes in Altenberg, wenige Meter entfernt von der Absturzstelle.

Norbert Knappe: Flugzeugabsturz in Odenthal-Altenberg. Rekonstruktion und Chronik eines tragischen Unfalls aus dem Jahr 1962, Eigenverlag Bergisch Gladbach 2023, 74 Seiten mit Abbildungen, für 12 Euro erhältlich im Altenberger Dom-Laden, Eugen-Heinen-Platz 2.