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Wirtschaftsförderung Odenthal„Ich lote aktuell meine Möglichkeiten aus“

Lesezeit 4 Minuten
Ein Luftbild von Odenthal-Blecher. Man sieht den zentralen Kreisverkehr, links davon die Bergstraße und im unteren Bildteil die Serperntinen nach Altenberg.

Viel Landschaft, kaum Gewerbe: Wie der Blick auf den Ortsteil Blecher zeigt, ist Odenthal arm an produzierenden Betrieben. Da Gewerbebetrieben. Das hat Folgen für das Steueraufkommen.

Sabine Kolf will den Wirtschaftsstandort Odenthal verbessern. Wie davon auch die Bürger profitieren könnten, darüber sprach sie im Interview.

Sie sind künftig, als Nachfolgerin von Claudia Kruse, für die Wirtschaftsförderung in Odenthal zuständig. Was reizt Sie an dieser neuen Aufgabe?

Sabine Kolf: Als ich 2002 bei der Gemeinde Odenthal angefangen habe, wurde die Aufgabe der Wirtschaftsförderung von zwei ehrenamtlich tätigen Bürgern aufgefangen. Herr Brodersen und der leider bereits verstorbene Herr Erlinghäuser haben sich zu der Zeit intensiv engagiert. Schon damals fand ich das Thema sehr reizvoll und interessant.

Da ich selbst aus der sogenannten freien Wirtschaft komme, kann ich die Unternehmensseite sehr gut sehen und vertreten. Das ist sicher ein Vorteil. Nachdem ich als Elternzeitvertretung für eine Kollegin zwei Jahre den Bereich Tourismus betreut habe, wurde es nach der Rückkehr der Kollegin Zeit für etwas Neues. Ich bin neugierig, wissensdurstig und in Odenthal sehr gut vernetzt. Ich freue mich total auf die neue Aufgabe und viele neue Kontakte.

Odenthal ist nicht unbedingt ein einfaches Pflaster für diese Aufgabe. Es fehlt an Gewerbeflächen und am politischen Willen, neue auszuweisen. Welche Risiken für die Gemeinde birgt das?

Ich sehe das auch mit Sorge. Natürlich ist Odenthal geprägt durch seine wald- und wasserreiche Landschaft. Diese muss geschützt werden und das ist auch die Basis für unseren Tourismus. Aber wir haben als Kommune die Einnahmequellen Grundsteuer, Einkommenssteuer (indirekt) und die Gewerbesteuer. Da die Kosten für die Pflichtaufgaben der Kommune stetig steigen, wird die Lebenssituation für die Bürgerschaft durch steigende Grundsteuern immer schwieriger.

Sabine Kolf von der Gemeindeverwaltung Odenthal.

Sabine Kolf übernimmt die Aufgabe der Wirtschaftsförderung in Odenthal.

Die Belastung der Bürgerinnen und Bürger durch die Grundsteuer könnte durch höhere Gewerbesteuereinnahmen in Grenzen gehalten werden. Der Gewerbesteueranteil könnte ansteigen, wenn wir bereit sind, neues Gewerbe – idealerweise emissionsarmes Gewerbe – anzusiedeln. Dafür brauchen wir passende Flächenausweisungen.

Welche Möglichkeiten/Instrumente der Wirtschaftsförderung stehen Ihnen zur Verfügung?

Ich möchte versuchen, die Förderlandschaft für Unternehmen in den Blick zu nehmen und bei der Beantragung von Fördermitteln gegebenenfalls unterstützend zur Seite stehen. Es ist mir ein großes Anliegen, die Vernetzung von Unternehmen, Gemeindeverwaltung und Beratungsinstitutionen, etwa der RBW (Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft, d. Red.) zu fördern. Ich glaube ganz stark, dass der Austausch ein wichtiges Mittel auch für Unternehmen sein kann, von den Erfahrungen anderer zu profitieren und Expertisen zu nutzen.

Das Standortmarketing soll helfen, die Gemeinde Odenthal zu präsentieren und durch Imagekampagnen die Stärken und Standortvorteile hervorzuheben. Das kann Unternehmen und natürlich auch Arbeitnehmer/innen motivieren, sich bei uns anzusiedeln. Die Wirtschaftsförderung muss die Infrastruktur fördern. Der Ausbau von Breitband und die Straßenqualitätsverbesserung sind für Unternehmen teils existenziell. Die Fachkräfte- und Auszubildendenentwicklung sind ebenfalls Instrumente der Wirtschaftsförderung. Ich kann mir eine Unternehmens-Auszubildenden-Messe in den örtlichen weiterführenden Schulen sehr gut vorstellen.

Wo sehen Sie Grenzen?

Das ist einfach zu beantworten. Limitierende Faktoren sind: Kaum finanzielle Mittel, der Zeitfaktor für mich als Teilzeitkraft mit vielen weiteren Aufgaben in der Kommune und natürlich der politische Wille, der bislang, wie Sie selbst sagen, die Ausweisung neuer Gewerbeflächen nicht möchte.

Wo wollen Sie zuerst ansetzen?

Ich habe mit der RBW, der IHK, der Kreishandwerkskammer und den Kolleginnen und Kollegen, die verwaltungsintern die eben genannten Instrumente der Wirtschaftsförderung teils in ihren Aufgaben mit abdecken, Kontakt aufgenommen. Ich mache mir ein Bild, wo wir stehen im Bereich Wirtschaftsförderung und prüfe, wo ich selbst ansetzen kann, um eine Verbesserung der Situation zu schaffen. Aktuell lote ich meine Möglichkeiten aus. Mir liegt der Bereich der Auszubildendenfindung für die örtlichen Unternehmen und das Standortmarketing schon sehr am Herzen. Ich möchte auch ein offenes Ohr für die bereits in Odenthal ansässigen Unternehmen haben. Wenn es Konflikte oder Schwierigkeiten gibt, die im Bereich der Verwaltung liegen, dann schalte ich mich gerne als Vermittlerin ein.

Was ist Ihr wichtigstes Ziel?

Ich habe die Aufgabe der Wirtschaftsförderung am 1. September dieses Jahres übertragen bekommen. Ich möchte am 1. September 2025 schon klar erkennen können, dass ich etwas bewirken konnte. Wenn ich diese Rückmeldung dann auch noch von unseren Unternehmen bekommen würde, dann wäre das mein wichtigstes Ziel.