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„Höhepunkt meiner Amtszeit“Das Europäische Kultursiegel könnte neue Wege für Altenberg eröffnen

Lesezeit 3 Minuten
Das Tor vor dem Dom steht offen.

Mit dem Europäischen Kultursiegel will Altenberg in vielen Bereichen neue Wege gehen.

Zur Einweihung der Tafel am Hauptportal kam unter anderem NRW-Ministerin Ina Scharrenbach.

„Prota Patet, Cor magis – Die Tür steht offen, das Herz noch mehr! “ Mit diesem Wahlspruch der Zisterzienser begrüßte Pfarrerin Claudia Posche die Festgäste im Altenberger Dom. Der Dom verkörpert gotische Baukunst und die europäische Kultur der Zisterzienser.

Bereits am 17. April 2024 zeichnete die EU-Kommission die Klosterlandschaft Altenberg mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel aus, der höchsten kulturellen Ehrung der Europäischen Union. Insgesamt 17 Klosterlandschaften aus fünf europäischen Ländern arbeiteten zusammen, um diese Anerkennung als Kulturstätten der EU zu erhalten. In Altenberg zeugt nun eine Tafel vor dem Hauptportal von dem Siegel.

Pfarrer Thomas Taxacher sprach über die Lesung des ökumenischen Festgottesdienstes und hob die tiefere Bedeutung des Siegels hervor: Schwerter werden zu Pflugscharen und Lanzen zu Winzermessern, so das biblische Bild. Die Zisterzienser trafen sich trotz ihrer weit verstreuten Niederlassungen in Europa immer wieder zur Zusammenarbeit und zur Klärung ihrer strengen Regeln, wodurch sie eine grenzüberschreitende Gemeinschaft schufen. „Lassen Sie sich von einem solchen Ort immer wieder inspirieren“, wünschte Taxacher.

Auf den Altenberger Dom scheint die Sonne.

Das Erbe des ehemaligen Zisterzienserklosters Altenberg soll einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und weiterentwickelt werden.

Die Musik vereinte im von evangelischer und katholischer Kirche genutzten Gotteshaus. Die Domorganisten Andreas Meisner und Rolf Müller sowie der Saxophonist Heiner Wiberny ließen diese Kraft in der Feierstunde spürbar werden. Die gespielten Werke klangen eindringlich im langen Nachhall des Domes. Gemeinsam mit der Gemeinde sangen sie schließlich drei Strophen des Altenberger Wallfahrtliedes „Nun, Brüder, sind wir frohgemut“.

Siegel ist eine besondere Ehre für Altenberg und das Bergische Land

„Die Auszeichnung ist ein Höhepunkt meiner Amtszeit“, freute sich Odenthals Bürgermeister Robert Lennerts. Er betonte die fünfjährige Arbeit der Gemeinde und ihrer 16 Partner. Das Siegel sei eine besondere Ehrung, nicht nur für Altenberg, sondern für das gesamte Bergische Land und das Rheinland. Für ihn sei es ein Stück gelebtes Europa.

Auch der Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises, Stefan Santelmann, erinnerte an die europäische Dimension und betonte, dass man kein spirituelles Zentrum erfunden habe, sondern dass es sich über Jahrhunderte entwickelt hat. „Das Kultursiegel zeigt, wie man in Europa konstruktiv zusammenarbeiten kann“, sagte Santelmann.

NRW-Ministerin für Heimat und Kommunales Ina Scharrenbach kam zur Verleihung

Zur Verleihung des Siegels kam auch Ina Scharrenbach (CDU), NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen. „Wie geht es Ihnen in diesen Tagen? “, fragte sie in die Runde, mit Blick auf die Auszeichnung aus der Vergangenheit. Sie betonte, dass die Zisterzienser sich für ein werdendes Europa einsetzten, denn für die Gestaltung der Gegenwart ist das Verständnis der Vergangenheit wichtig. Sie warb dafür, das Positive eines gemeinsamen Europas zu sehen und nicht jedes störende Detail in den Mittelpunkt zu rücken. „Machen sie etwas aus dem Erbe, es ist ein Auftrag“, forderte sie.

Vor dem Hauptportal wurde eine Tafel eingeweiht (v.l.): Johann Kalb, Stefan Santelmann, Ministerin Ina Scharrenbach, Xandra Wildung, Rober Lennerts.

Vor dem Hauptportal wurde eine Tafel eingeweiht (v.l.): Johann Kalb, Stefan Santelmann, Ministerin Ina Scharrenbach, Xandra Wildung, Rober Lennerts.

Ähnlich sah es Landrat Johann Kalb aus Bamberg. In Bamberg entstand die Idee, sich für die höchste kulturelle Auszeichnung der EU zu bewerben. „Dies ist erst der Anfang, jetzt gilt es, das Ganze zu entwickeln. “ Er dankte allen, die mitgeholfen haben, und sagte über den inspirierenden Altenberger Dom: „Hier geht man anders heraus, als man hereingegangen ist.“

Professor Dr. Winfried Schenk erläuterte im Schnelldurchgang den Werdegang und die Bedeutung der Zisterzienser für Europa. Die Klostergründungen folgten einem ähnlichen Schema: Im ländlichen Raum entstanden Klöster, die sich selbst versorgten und ihr Bestehen durch angeschlossene Höfe und Weingüter sicherten. Überschüsse verkauften sie. Es entstand ein gewaltiges Netzwerk in ganz Europa.

Professor Dr. Thomas Gunzelmann aus Bamberg sprach über „Cisterscapes“ und die Bedeutung des europäischen Kulturerbe-Siegels für die Region und schloss mit den Worten: „Das Ganze ist ein europäisches Narrativ, das seit dem Mittelalter erzählt wird.“