GottesdiensteSo geht es an Weihnachten im Altenberger Dom zu
Odenthal – Weihnachten – für die meisten Menschen in Rhein-Berg bedeutet das Runterkommen, Zeit haben, in Ruhe einen Gottesdienst besuchen. Besonders der Altenberger Dom ist an diesen Tagen ein beliebtes Ziel. Was sich die wenigsten klarmachen: Weihnachten im Simultaneum bedeutet schon in normalen Jahren die doppelte Arbeit und Abstimmung.
Fallen wie in diesem Jahr der vierte Adventssonntag und der Heilige Abend auf einen Tag, rotieren Küster Lukas Brockmann und Sakristan Adam Mainusch mit noch mehr Umdrehungen, damit alles reibungslos abläuft. Denn die insgesamt neun Gottesdienste im Dom finden im Zwei-Stunden-Takt statt; immer im Wechsel der beiden christlichen Konfessionen.
Heiligabend beginnt um 15 Uhr
„Morgens hängt noch der Adventskranz, erst in der 15-Uhr-Messe beginnt für uns der Heilige Abend“, erklärt Adam Mainusch eines der sichtbarsten Zeichen, dass der Advent vorbei ist und das Weihnachtsfest beginnt. Der rund 40 Kilo schwere Kranz baumelt an einem Stahlseil in der Apsis, er ist glücklicherweise elektrisch betrieben. Per Drehschalter kann Lukas Brockmann den Kranz zu Boden schweben lassen. Dann kommt der anstrengende Part, der grüne Riese muss auf Rollbrettern möglichst schnell aus der Kirche. In einer Garage wartet er gut verpackt auf seinen Einsatz im nächsten Advent.
Helfer der katholischen Kirchengemeinde tragen unterdessen große Tannenbäume herein, das Jesuskind kommt ins Stroh. „Ich bin sehr dankbar, dass wir so viele Helfer haben, die uns unterstützen“, freut sich Mainusch über die Freiwilligen. Sie übernehmen es, die Kerzenkränze, die von den Obergängen in den Chorraum und das Längsschiff hinabgelassen werden, vorzubereiten und hochzuziehen.
„Hinter jedem Joch verbirgt sich ein kleiner Raum mit Tür. Es ist nicht immer einfach, die richtige Tür beim Aufhängen zu treffen“, weiß Lukas Brockmann aus Erfahrung. Der 31-Jährige ist Teil des Teams. Während ein Helfer ein Seil hinunterlässt, packen die anderen am Boden die Kerzengläser aus, versehen sie mit jeweils zwölf Kerzen, zünden diese an, haken den Kranz ins Seil ein und dann geht es per Muskelkraft hinauf in gut 20 Meter Höhe.
23 Kerzenkränze müssen hoch
23 solcher Kerzenkränze müssen vorbereitet und hinaufgezogen werden, „die ungerade Zahl kommt zustande, weil wir am Tabernakel keinen Kerzenkranz aufhängen können“, erklärt Mainusch. Allein am ersten Feiertag werden die Kerzen für drei katholische, zwei evangelische Gottesdienste sowie zwei Konzerte angezündet, abgebrannte Lichter müssen ersetzt werden. Jedes Mal bedeutet das, dass ein Helfer hinauf muss, ein anderer den herabgelassenen Kranz richtet. Das geht nur Hand in Hand. Auch in der Sakristei gibt es viel zu tun, der Abendmahlskelch wird mit Wein gefüllt, die Hostien parat gelegt. Die Paramente, die Gewänder der Geistlichen, müssen zurechtgelegt werden.
Morgens bei den Adventsgottesdiensten sind es noch violette, ab der 15-Uhr-Vesper dann weiße Gewänder, die auch optisch zeigen, dass das Weihnachtsfest begonnen hat. Es gibt sogar ein Parament, auf dem die Weihnachtsgeschichte nacherzählt wird. In bunten Stickereien sind die einzelnen Stationen wie Verkündigung, Herbergssuche oder die Heiligen Drei Könige abgebildet.
„Außerdem kommen an Weihnachten immer ganz viele Ministranten, auch denen helfe ich in die Gewänder, schaue, dass alles ordentlich ist“, ergänzt der 52-jährige Mainusch. Um die Pflege der Paramente, aber auch um die Sauberkeit von Kleidung und Kirche kümmert sich Ehefrau Kristina. Auch die Söhne Daniel und Martin helfen mit. Während die katholischen Geistlichen ihre Stühle am Altar lieber in einer Reihe zu den Besuchern stehen haben wollen, müssen die drei schweren Holzsitzgelegenheiten für die evangelischen Gottesdienste beiseite gestellt werden. „Das wäre ohne Hilfe gar nicht machbar“, sagt Lukas Brockmann.
Denn wenn die Konfession wechselt, die Gottesdienst feiert, wechseln auch die Gesangsbücher bzw. Liedzettel, alles wird per Hand auf die Stühle gelegt. Dann müssen noch die Mikrofone überprüft, die Sicherheitsleute angewiesen, die Helfer für die Kollekten eingeteilt werden. „Dafür haben nicht alle Besucher Verständnis. Manche wollen uns nicht durchlassen, fürchten um ihren Sitzplatz“, beklagt Mainusch. Denn viele Besucher der Gottesdienste an den Feiertagen kommen früh.
Manchmal so früh, dass sie gleich zweimal den Abschiedssegen bekommen: Einmal wenn sie ankommen, weil die vorherige Messe noch läuft und ein Mal wenn der Gottesdienst, für den sie gekommen sind, endet. Auch das ist in Altenberg möglich.