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Cirque Bouffon in AltenbergSpiel der Fantasie im Bild der 1500 Spiegel

Lesezeit 4 Minuten
Vier Artisten des jonglieren mit Bechern an einem Tisch.

Was man mit Trinkgeschirr auch machen kann, zeigen Emily und Julien Sillau sowie Alluana Ribeiro und Tom Proneur.

Mit artistischen Leckerbissen meldet sich der Kölner Cirque Bouffon im Spiegelzelt von Odenthal-Altenberg zurück. Gastronom und Kulturmacher Markus Wißkirchen veranstaltet dort eine Dinnershow mit Künstlern aus aller Welt.

Zunächst scheinen sie die Teller nur weiter zu erreichen, dann jedoch heben nicht nur die vom Tisch ab, sondern auch das Trinkgeschirr, das scheinbar schwerelos in der Luft tanzt. „Na, wenn das an den Tischen mal gleich niemand nachmacht“, raunt einer und wendet sich fasziniert wieder der Jonglage-Nnummer zu, die sich dort im Scheinwerferkegel im Zentrum des Zelts der mehr als 1500 Spiegel entwickelt.

Artisten treten direkt an den Tischen auf

Unbemerkt und spielerisch verbinden sich Bühne und Zuschauerrund, in dem gerade Lachstatar, Rote Bete, geräucherte Gänsebrust und Waldorfsalat als erster „Gruß aus der Küche“ serviert worden sind. Frédéric Zipperlin ist aufgeregt und froh zugleich, dass schon die Jonglagenummer der beiden Artistenpaare Emily und Julien Sillau sowie Alluana Ribeiro und Tom Proneur so gut ankommt. Zipperlin ist Herz, Motor und kreativer Leiter des Kölner Cirque Bouffon und hat das Programm für die Dinnershow „Petit Plaisir“ (kleine Freuden) kreiert, die am Donnerstagabend im historischen Spiegelzelt von Altenberg Premiere feierte.

Zwei Artistinnen turnen an einer unterm Zeltdach aufgehängten Teller-Stange.

Artistik bis in die Spitze des Zeltdachs zeigen Emily Sillau und Alluana Ribeiro.

Schon beim Eintritt sind die Besucher fasziniert von der Atmosphäre des Originalzelts aus den 1920er Jahre, das noch mehr Flair hat als der Nachbau, den Gastronom, Hotelier und Kulturmacher Markus Wißkirchen im vergangenen Jahr zum Kulturneustart nach zwei Pandemiejahren ins Tal der Dhünn geholt hat.

Da weiß man ja gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll.
Besucherin beim Betreten des historischen Spiegelzelts in Odenthal-Altenberg.

Die Gäste im Innenrund sind so nah an den Artisten, dass sie den Luftzug von deren schnellen Bewegungen hautnah spüren. Einfühlsam begleiten die Musiker Serhiy „Luko“ Lukashov (Akkordeon), Johannes Schauern (Kontrabass) und Adam Tomashewski (Percussion und Xylophon) das Programm auf der zentralen Rundbühne und werden im nächsten Moment selbst zu Darstellern des Programms.

Zwei Clowns musizieren mit Bierflaschen.

Bach auf Bierflaschen lassen die musikalischen Clowns Maxime Dautremont und Gael Michaux erklingen.

Clownesk stimmen sie Weisen an, die immer wieder von Adam durch einen lauten Ton, ein Krachen oder dem Scheppern von kleine Becken unterbrochen werden, die er dann unschuldheischend einem Gast auf den Tisch legt. Der nimmt’s mit Humor – und spielt mit. Unmerklich verschmelzen Bühne und Publikum zu einer faszinieren Welt der Illusion, in der man fast vergessen könnte, dass jetzt die Maronencrèmesuppe mit Vanilleschaum und Wildschweinschinken aus der eigens am Zelt errichteten Küche serviert wird.

Seilakrobatik und Bach-Komposition auf einem Bierkasten

Mit Seilakrobatik und Illusion spielt sich das Programm zurück ins Spiegelrund, zeigen Maxime Dautremont und Gael Michaux, wie man Noten von Johann Sebastian Bach mit einem Kasten Bier zum klingen bringt. Virtuos „ploppen“ sie mit ihren Fingern Töne aus den unterschiedlich hoch gefüllten Flaschen – und lassen so Bachmelodien entstehen.

Zwei Musiker spielen Akkordeon und Yylophon im Spiegelzelt.

Virtuos verbinden die Musiker Sehiy „Luko“ Lukashov (l.) und Adam Tomashewski (r.) die Nummern des Programms und werden selbst eine.

Seil- und Stangenartistik bis in die Spitze des Zeltdachs zeigen Emily Sillau und Alluana Ribeiro, bevor Ezra Weill locker und ein Dutzend Jonglierbälle unterm Zeltdache in der Luft hält. Nach der Bierkastenorgel haben sich die beiden Clowns nun Flöten an allen möglichen Stellen ihrer Körper befestigt. Rasant pusten sie abwechselnd in eine nach der anderen, so dass eine federleichte Melodie entsteht.

Roastbeef unter Tramezzinkruste oder vegetarische Variante

Ob sie mit Abflussrohren und gestärkten Krawattenblättern Töne entstehen lassen oder vierhändig die Wasserglasorgel bedienen – auch nach dem Hauptgang von Roastbeef unter der Tramezzinkruste, Romanesco an Kürbis-Kartoffelpüree – wahlweise auch in vegetarischer Variante – fesseln die beiden Komödianten immer wieder aufs Neue die Aufmerksamkeit des Publikums.

In dessen Mitte wirbelt derweil plötzlich ein rotierendes Rhönrad. Darin: Artistik der Extraklasse, vor einem beinah poetisch-ruhigen Finale, zudem alle Künstler gemeinsam eine Melodie auf Xylophon und Glockenspiel entstehen lassen. Tosender Applaus im Publikum, in dem nicht nur das Dessert (Windbeutel mit Champagnercrèmefüllung auf Pflaumenragout mit Zimt Appetit auf mehr macht. Leicht möglich: Noch bis zum 8. Januar ist die Dinnershow in Altenberg zu erleben.

Karten für die Dinnershow „Petit Plaisir“ (bis zum 8. Januar jeweils mittwochs bis samstags um 19 Uhr und sonntags um 18 Uhr) in Verbindung mit einem Vier-Gang-Menü gibt’s ab 92,90 Euro (inkl. VVK) bei KölnTicket. Restkarten an der Abendkasse. Weihnachtsfeierbuchungen werden unter (021 74) 67 18-0 oder E-Mail v.koerner@hotel-wisskirchen.de angenommen.