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Bergische WanderwocheEin Besuch beim Schlossherrn Sayn-Wittgenstein in Odenthal

Lesezeit 4 Minuten

Nach dem Besuch auf Schloss Strauweiler wandert die Lesergruppe über einen Privatsteg des Prinzen weiter nach Altenberg.

Odenthal – „Da oben im unteren Teil des rechten Turms war früher das Gefängnis von Odenthal, meine Eltern haben später ein Badezimmer daraus gemacht“, sagt Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein. „Dort oben hat einst auch der zum Tode verurteilte »schwarze Steffen« drin gesessen.“ Gebannt schauen die Besucher hinauf zum massiven Gemäuer von Schloss Strauweiler.

Der Besuch beim Schlossherrn war am Samstag nicht der einzige exklusive Höhepunkt der Wanderung, die unsere Zeitung als Medienpartner der am 28. Mai beginnenden „Bergischen Wanderwoche“ verlost hatte.

Die 30 Leser, die als Gewinner unter mehr als 600 Interessenten ausgelost worden waren, erhielten wenige Minuten später auch noch interessante Eindrücke der neuen Struktur des seit dreieinhalb Jahren für eine aufwendige Sanierung und Neugestaltung geschlossenen Hauses Altenberg. „Faszinierend“, wird Leser Heinrich Hölzl nachher staunend sagen.

Geschichte der Edlen von Odenthal

Mit einer packenden Einführung in die Geschichte der Edlen von Odenthal, des Rathaus-Erbauers und jenes Verbrechers namens „Schwarzer Steffen“, der im 18. Jahrhundert gehenkt wurde, empfängt der Historiker David Bosbach die Gruppe im Ortskern. „Wir sind gespannt auf Odenthal, das kennen wir noch nicht so gut“, sagt Alois Wester, der mit seiner Frau Walburga aus Overath-Viersbrücken die weiteste Anreise an die Dhünn hatte.

Lilo Deußen ist schon als Kind mit ihren Eltern aus Köln-Höhenhaus nach Odenthal gekommen, „auf dem Gelände von Schloss Strauweiler aber war ich noch nie“, sagt die Gladbacherin und freut sich mit den übrigen Besuchern, als Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein sie vor dem Schloss empfängt. Vorfahren seiner Mutter aus der Familie Wolf-Metternich lebten schon vor fast 400 Jahren auf dem Rittersitz aus dem 12. Jahrhundert.

Der Hausherr hat eine alte Urkunde dabei, weiß aber auch vom „hohen Besuch“ eines indischen Maharadschas vor wenigen Wochen und dem hohen Aufwand zu erzählen, den der Erhalt eines solchen Gemäuers erfordere: „Man bastelt immer irgendwo, als nächstes sind wohl die riesigen alten Ölöfen dran.“

Eine der am meisten gezeichneten Anlagen der Spätromantik

Schloss Strauweiler sei nach Burg Eltz die am meisten gezeichnete Anlage der Spätromantik, sagt der Prinz nicht ohne Stolz. „Verändern Sie nur die Farbe nie, das macht immer so eine Freude, wenn man das Schloss drüben von der Straße aus sieht“, wünscht sich Helma Heider aus Bensberg noch vom Schlossherrn, bevor dieser die Gruppe auf dem privaten Steg über die Dhünn weiter Richtung Altenberg wandern lässt. Herbert Berghaus aus Schildgen verabschiedet sich besonders herzlich, er wohnte als Kind in Odenthal und ist mit Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein zur Schule gegangen.

Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein (l.) trifft mit Herbert Berghaus (r.) einen früheren Schulkameraden wieder.

An einem Felssporn im Wald hoch über der Dhünn hält Historiker Bosbach an: Auf dem Felsen stand einst der Stammsitz der Grafen von Berg. Die Mauern wurden von den Zisterziensermönchen abgetragen, die die Burg nach dem Umzug der Grafen nach Schloss Burg an der Wupper geschenkt bekamen, ihr Kloster aber bald vom Felssporn ins Tal verlegten.

David Bosbach führt auch zu dem Ort, wo einst Burg Berge stand.

Wie sich die vor mehr als 90 Jahren auf dem Gelände des 1803 aufgelösten Klosters gegründete Jugendbildungsstätte Haus Altenberg derzeit verändert, zeigt Geschäftsführer Wolfgang Herweg. Die Herausforderung: das im Laufe vieler Jahre gewachsene Gebäudeensemble so zu sanieren, dass es sich als moderne Bildungsstätte ohne zig verschiedene Ebenen betreiben lässt und dabei auch noch das Denkmal erhalten bleibt. „Da sind viele Kompromisse nötig gewesen“, weiß Herweg.

Ein exklusiver Blick auf den Dom durchs noch unverglaste Fenster der neuen Kapelle von Haus Altenberg

Zukunft und Vergangenheit in einem Gebäude vereint

Alte Mauern und neue Betonelemente kontrastieren bewusst in den beiden Innenhöfen, die hinter dem wieder an die ursprüngliche Stelle verlegten Haupteingang entstanden sind. Um Gästen und Besuchern künftig eine Orientierung zu geben, haben die Planer auf alte klösterliche Strukturen zurückgegriffen. Eine Art Kreuzgang umgibt den Empfangshof, der durch geöffnete Torbögen einen Blick in den künftigen Dom-Laden ermöglicht.

Wolfgang Herweg erklärt die neue Struktur von Haus Altenberg.

Auch der Gebäuderiegel zum zweiten Hof, der sich im Erdgeschoss öffnen lässt, steht bereits im Rohbau. Aus dem noch unverglasten geschwungenen Fenster der neuen Hauskapelle im ersten Stock hat man einen eindrucksvollen Blick auf den Dom. Wer sich wundert, dass das noch als Großbaustelle daherkommende Haus, das für einen zweistelligen Millionenbetrag saniert wird, bereits am 14. August eröffnet werden soll, den beruhigt Herweg: „Wir eröffnen dann alles, was fertig ist.“

Noch ganz beeindruckt vom Blick auf die Baustelle können sich die Wanderer am Restaurant von Markus Wißkirchen auf eine Kostprobe Altenberger Kräuterlikörs und rheinischen Obstwassers freuen. Der Rückweg führt sie noch an Günter Blömers Mühlenmuseum vorbei. „Hier waren wir noch nie“, sagt Heinrich Hölzl und will wiederkommen: „Dann mit der ganzen Familie.“

Wer den Odenthaler Streifzug Grafen- und Mönchsweg auf eigene Faust entdecken möchte, für den veröffentlichen wir am Mittwoch eine Rätselwanderung, bei der es attraktive Preise zu gewinnen gibt.