AboAbonnieren

Pathos für den KaiserIn Altenberg wird eine vergessene Hymne von Max Bruch aufgeführt

Lesezeit 4 Minuten
Domorganist Rolf Müller vor dem Altenberger Dom. In den Händen hält er ein Heft mit der Aufschrift "Hymne".

Domorganist Rolf Müller mit der von ihm herausgegebenen Max-Bruch-Partitur der Altenberger Hymne.

Das Werk wurde nun vom Domorganisten Rolf Müller im Butz-Verlag herausgegeben und wird beim Jubiläum des Altenberger-Dom-Vereins gespielt.

Nur wenige Orte können von sich behaupten, dass ihnen eine eigene Hymne gewidmet worden ist. Altenberg gehört zu diesen besonderen Stätten- und das von Max Bruch komponierte Werk scheut dabei keinen Aufwand.

„Es ist eine Festmusik und schon die Besetzung mit zwei Trompeten, drei Posaunen, mit Pauke, großer Orgel und acht-, statt vierstimmigem Chor lässt auf Pathos schließen“, sagt Rolf Müller, Domorganist der Katholischen Kirchengemeinde in Altenberg.

Die Hymne geriet nach der Uraufführung 1913 in Vergessenheit

Doch auch diese aufwendige Besetzung bewahrte das Musikstück nicht davor, nach seiner Uraufführung 1913 im Altenberger Dom zunächst einmal in Vergessenheit zu geraten. Jedenfalls ist nicht belegt, dass die Hymne seither noch einmal aufgeführt wurde.

Das soll sich am Freitag, 30. August 2024, ändern. Dann feiert der Altenberger Dom-Verein (ADV) nicht nur sein 130-jähriges Bestehen, sondern auch den 185. Geburtstag seiner Vereinsgründerin Maria Zanders und zu ihren Ehren die Einweihung eines kleinen Platzes am Altenberger Dom.

Nach Ende von Dom-Renovierungen sollte Bruch ein Stück komponieren

Die kunstsinnige Fabrikantin und Mäzenin hatte eine langjährige Freundschaft mit dem Komponisten Max Bruch gepflegt, der sich häufig auf dem Igeler Hof, dem Wohnsitz der Bergisch Gladbacher Unternehmerfamilie aufhielt.

Ein Bronzedenkmal mit den Köpfen des Musikers Max Bruch und der Papierfabrikantin Maria Zanders in der Innenstadt von Bergisch Gladbach

Ein Denkmal in der Fußgängerzone von Bergisch Gladbach erinnert an die Freundschaft der Papierfabrikantin Maria Zanders mit dem Komponisten Max Bruch.

1913, Maria Zanders war inzwischen verstorben, gab ihr Sohn Hans zur Feier der Beendigung der langjährigen Restaurierung des Altenberger Domes bei Max Bruch ein Musikstück in Auftrag, das diesem feierlichen Anlass gerecht werden sollte.

Das Originalmanuskript befindet sich in der Universität zu Köln

Zügig machte sich der Komponist ans Werk, einen „Königshymnus“ zu schaffen. „Man merkt, dass er es mit schneller Feder hingeschrieben hat“, sagt Rolf Müller mit Blick auf Bruchs Handschrift. Das Original-Manuskript der Hymne befinde sich heute in der Bibliothek des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität zu Köln.

Das musikalische Werk wurde nun vom Altenberger Domorganisten Müller im Butz-Verlag herausgegeben. Der unter anderem auf Orgel- und Kirchenmusik spezialisierte Musikverlag wollte die Altenberger Hymne in sein Programm aufnehmen und gewann den Kirchenmusiker Müller als Herausgeber.

Die Handschrift von Max Bruch ist gut leserlich

Als Müller die Kopie der 22-seitigen Partitur in seinen Händen hielt, war das für ihn ein besonderer Moment: „Da ist man erst mal ganz ehrfürchtig“, sagt der Musiker lächelnd.

Müllers Aufgabe: Das Original unverändert so herauszugeben, dass die Musiker damit arbeiten können. Dabei machte ihm Max Bruch die Arbeit leicht: „Seine Handschrift ist gut leserlich“, so Rolf Müller. „Es gibt Komponisten, die haben fürchterlich geschmiert.“

Der Komponist verzichtete aus Freundschaft auf sein Honorar

Schnell, ordentlich zu Papier gebracht und dann auch noch unentgeltlich, so lieferte Max Bruch seine „Auftragsarbeit“ ab. „Sie wissen, dass ich für alles, was ich schreibe, immer Honorar erhalte“, schreibt Bruch in einem Brief.

Maria Zanders um 1855, 1859 und 1888, Collage

Die Papierunternehmerin und Kunstmäzenin Maria Zanders um 1855, 1859 und 1888, Collage

„In diesem Fall aber, wo es sich um den Cäcilienchor und um meine alten Freunde Zanders (…) handelt, kann natürlich hiervon gar keine Rede sein, denn sie ist eine Sache der Pietät und der Freundschaft und meine Musik ist vor Allem dem Andenken der unvergesslichen Freundin geweiht, die sich unvergängliche Verdienste um Altenberg erworben hat.“ Statt eines Honorars regte der Komponist eine Spendensammlung für Bedürftige an.

Zu Orgelweihe und Uraufführung 1913 wurde auch der Kaiser erwartet, doch Wilhelm II., wegen seiner spontanen Einfälle auch als „Wilhelm der Plötzliche“ bespöttelt, sagte kurzfristig ab. Dem Erfolg des Konzertes bei seiner Uraufführung soll es keinen Abbruch getan haben. Zur Wiederaufführung am Freitag wird kein Monarch erwartet, aber eine spannende Begegnung mit einem Stück (Musik-)Geschichte.


Das Festprogramm des Altenberger-Dom-Vereins

Der Altenberger-Dom-Verein feiert am Freitag, 30. August 2024, ab 17 Uhr in Altenberg. Um 17 Uhr startet das Fest im Altenberger Dom mit einem Vortrag von Petra Bohlig über die Welt der Vereinsgründerin Maria Zanders.

Um 17.30 Uhr werden die Domorganisten Andreas Meisner und Rolf Müller mit Chor und Bläsern die feierliche „Altenberger Hymne“ aufführen, ein Stück von Max Bruch, uraufgeführt 1913, dann in Vergessenheit geraten.

Um 18 Uhr wird in der Senke am Dom der Maria-Zanders-Platz eingeweiht – mit einer Bronzetafel des kürzlich verstorbenen Künstlers Walter Jansen. Anmeldung erbeten unter (02202) 30008, per E-Mail : info@altenbergerdom.de oder via Internet: www.altenbergerdom.de.