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Baumängel festgestelltOdenthaler Flüchtlingscontainer dürfen nicht bezogen werden

Lesezeit 3 Minuten
Eine Reihe von blauen Containern mit großen Glastüren, in zwei Etagen aufeinandergestapelt.

Die zum Jahreswechsel gelieferten, ehemaligen Frachtcontainer für Odenthal sollten schon längst umgebaut und von geflüchteten Menschen bezogen worden sein. Doch Baumängel verhindern das.

Für zwei Millionen Euro hat die Gemeinde Frachtcontainer gekauft und sie umbauen lassen. Jetzt muss nachgebessert werden.

Den ersten Bewohnern hatte man die Schlüssel für ihre neue Unterkunft schon in die Hand gedrückt, da kam die Hiobsbotschaft: Die neue Containeranlage für Flüchtlinge in Osenau wird von der Bauaufsicht des Rheinisch-Bergischen Kreises in der bestehenden Form nicht abgenommen.

Grund sind nach Angaben der Odenthaler Verwaltung Bau- und Brandschutzmängel. Für die Gemeinde, die kaum noch Möglichkeiten hat, die ihr zugewiesenen Menschen in Übergangsheimen unterzubringen, ein Desaster.

Die Container sollten die Lage in Odenthal entspannen

Von der Containeranlage in Osenau hatte man sich eine zumindest vorübergehende Entspannung bei der Flüchtlingsunterbringung erhofft, eine Lage, die so dramatisch ist, dass man sogar die Friedhofskapelle in Selbach als Notunterkunft vorbereitet. Auch die Belegung eines Jugendraumes an der Grundschule in Neschen mit maximal zehn Personen ist geplant, aber wegen der unmittelbaren Nähe zum Schulbetrieb nicht unumstritten.

Vorausschauend hatte die Gemeinde bereits im Sommer 2022 den Ankauf der ehemaligen Überseecontainer mit zwei Millionen Euro per Dringlichkeitsentscheid möglich gemacht und den Platz Im Geroden in Osenau, wo während der Flüchtlingskrise 2015/16 bereits Container standen, entsprechend vorbereitet.

Beim Umbau der Odenthaler Container ging vieles schief

Die Container wurden Ende 2022 geliefert. Die 20 kleinen Appartements für ein bis zwei Personen im Erdgeschoss und zehn Wohnungen für maximal vier Personen sollten eigentlich schon im Frühjahr bezugsfertig sein und insgesamt 80 Menschen eine neue Bleibe bieten.

Doch beim Umbau ging dann offensichtlich vieles schief. Das Unternehmen, das von der Politik beauftragt wurde, sei zwar mit seinem Angebot unschlagbar günstig, aber offensichtlich auch ohne Erfahrung mit den in Deutschland geltenden Auflagen gewesen, die für eine solche Unterkunft gelten, so ein Insider. Dazu zählen untereinander vernetzte Rauchmelder und Fenster ohne Milchglasscheiben, die sich öffnen lassen.

Die Verwaltung hat die Baufirma zur Behebung der Mängel aufgefordert

Die Verwaltung habe die Firma wiederholt aufgefordert, die Mängel zu beheben. Als sich nichts tat, Fristen gesetzt, schließlich einen Anwalt eingeschaltet und nach erneuter ergebnisloser Fristsetzung mit der Beseitigung der Schäden in Eigenregie begonnen, sagt Bürgermeister Robert Lennerts auf Nachfrage.

Der Schaden dürfte für die Gemeinde erheblich sein. Nicht nur, dass die Zeit wegläuft und die bereits eingeplanten 80 Plätze für Geflüchtete fehlen, auch die Behebung der Baumängel kostet Geld. Bis auf einen niedrigen sechsstelligen Betrag seien alle Rechnungen bereits beglichen worden, so die Verwaltung.

Die Nachrüstung des Baus verursacht Mehrkosten für Odenthal

Das einbehaltene Geld wird nun wohl schon allein für die neuen Fenster benötigt werden, die eingebaut werden müssen. „Bei sicherheitsrelevanten Dingen kann man keine Kompromisse machen“, meint der neue Fachbereichsleiter Hans-Peter Kimmel, der die Baustelle mit seinem Amtsantritt geerbt hat und jetzt Schadensbegrenzung betreiben muss. In zwei Monaten, hofft er, könnten die ersten Bewohner einziehen.

„Das Ganze ist mit Mehrkosten verbunden“, bedauert auch der Bürgermeister. Ob die Gemeinde ein Teil ihres Geldes zurückbekommt, müssen jetzt wohl die Gerichte klären.