Notfallpraxen in Overath und RösrathNur eine Praxis bleibt geöffnet
Rhein-Berg – Wer noch ein Fünkchen Hoffnung hatte, die Notfallpraxen in Overath und Rösrath könnten erhalten werden, der wird nun aufgeben müssen. Für Dr. Heribert Wiemer, verantwortlicher Vertreter der kassenärztlichen Vereinigung im Kreis, ist diese Schließung zum 1. Januar 2016 nicht mehr verhandelbar. In einem Sachstandsbericht vor dem Gesundheitsausschuss des Kreises bezog der Allgemeinmediziner so deutlich Stellung, dass sogar jegliche Proteste der Politiker ausblieben.
Zumutbarer Weg nach Gladbach
„Die Notfallpraxen sind auf Dauer so nicht haltbar“, sagte der Odenthaler. Es sei den Patienten aus dem Kreisgebiet durchaus zumutbar, in die einzige dann noch verbleibende Notfallpraxis am Marien-Krankenhaus in Bergisch Gladbach zu fahren. Wiemer: „Wir sollten froh sein, dass uns wenigstens diese eine Praxis erhalten bleibt. Man hätte das Kreisgebiet Rhein-Berg auch einer Praxis in Leverkusen oder Köln zuschlagen können. Das ist aber verhindert worden.“
Ausschlaggebend für die Ärzteschaft, die allein über Anzahl und Standort der Notfallpraxen entscheidet, sei einerseits die „geringe Auslastung“ der Einrichtungen in Overath und Rösrath gewesen. Wiemer: „Sie leisten einen sehr geringen Versorgungsbeitrag.“ Zudem dürfe man die Ärzteschaft „nicht permanent überfordern“: „In Overath und Rösrath müssen sich 40 Kollegen die Arbeit teilen. In Bergisch Gladbach machen dies 300 Kollegen. Es wäre ohnehin die Frage gewesen, ob wir die arbeitsrechtlichen Vorgaben in den Praxen der beiden Kleinstädte noch lange hätten einhalten können.“
Wiemer kritisierte auch, dass die Praxen, die an Wochenenden und in Nachtstunden aufgesucht werden können, von Patienten aus Bequemlichkeitsgründen häufig zweckentfremdet würden: „40 Prozent der Besuche sind irrtümlich oder missbräuchlich. Ein Teil dieser Patienten will sich keinen regulären Termin bei einem Arzt geben lassen, wo sie möglicherweise im Wartezimmer sitzen und sich von anderen Menschen anhusten lassen müssen.“
Es sei unabdingbar, „dass wir die Arbeit rationeller gestalten“. Der Beschluss der Ärzte in NRW, von bisher 61 Notfallpraxen 20 zu schließen, sei praktikabel. Die Versorgung der Bevölkerung sei auch so sichergestellt, „zumal unser Notfallsystem im europäischen Vergleich top ist. Wenn die immer wieder in die Debatte geworfene alte Oma krank wird, gibt es noch die Möglichkeit des Hausbesuchs durch den Hausarzt“. Wiemer weiter: „Es muss aber auch klar sein, dass das Argument, kein Auto zu haben, kein Grund ist, einen Hausbesuch einfordern zu dürfen. Das steht so in der Notfallordnung.“
Selbst Gedanken, eine neue Notfallpraxis am Vinzenz-Pallotti-Hospital in Bensberg anzubieten, erteilte Wiemer eine Absage: „Diese Anlaufstelle hat es ja schon einmal gegeben. Es ist aber keiner hingegangen. Wegen der geringen Fallzahlen bekämen wir Bensberg gar nicht genehmigt.“
Nach diesen eindeutigen Aussagen gab es im Gesundheitsausschuss auch keine Versuche der Politiker mehr, die Ärzteschaft vielleicht doch noch umzustimmen. Ein paar Nachfragen, und das war’s dann. Ausschussvorsitzender Rainer Bleek (SPD): „Wir haben in dieser Frage ohnehin keine Steuerungsfunktion. Notfallpraxen fallen unter die Selbstverwaltung der Ärzteschaft.“