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GesundheitWelche Krankheiten in Rhein-Berg besonders häufig behandelt werden

Lesezeit 3 Minuten
Ein Arzt macht eine Ultraschall-Untersuchung bei einer Patientin (Archivbild).

Ein Arzt macht eine Ultraschall-Untersuchung bei einer Patientin (Archivbild).

Fakten, Infos, lokale Daten: Der neue „Basisgesundheitsbericht“ des Bergisch Gladbacher Gesundheitsamtes für Rhein-Berg geht neue Wege.

Von den erwachsenen Rhein-Bergern, die mindestens einmal pro Jahr vom Arzt behandelt werden, leiden 22 Prozent an Bluthochdruck, elf Prozent an Rückenschmerzen, neun Prozent an Depressionen, acht Prozent an Diabetes, fünf Prozent an Herzkrankheiten, drei Prozent an der Lungenkrankheit COPD und ein Prozent an Demenz. Diese und viele weitere Zahlen über die gesetzlich versicherten Rhein-Berger nennt unter Berufung auf die Daten der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) der brandneue „Basisgesundheitsbericht“ der Kreisverwaltung.

Darin heißt es: „Unter Beachtung der Einschränkungen der KV-Diagnosedaten lässt sich festhalten, dass Bluthochdruck anteilig an der Bevölkerung im RBK die meisten ambulanten Versorgungskapazitäten bindet, mit deutlichem Abstand gefolgt von Rückenschmerzen mit knapp elf Prozent.“

Blutdruck, Rückenschmerzen, Depressionen

Der Bericht des Kreisgesundheitsamtes ist 111 Seiten stark und verspricht einen profunden Überblick über die gesundheitliche Lage der Erwachsenen zwischen Agger und Dhünn. Zugleich ist er, und das will er auch sein, eine wahre Fundgrube für Otto Normalverbraucher und Erika Mustermann, Menschen also, die sich mit Gesundheitsthemen (noch) nicht so gut auskennen. Das „Making-of“ des Berichtes wurde im Kreis-Ausschuss für Gesundheit vorgestellt, der Bericht selbst kann seit dem Folgetag im Internet heruntergeladen werden.

Bluthochdruck, Rückenschmerzen und Depressionen: Das sind nur drei der acht mit Erklärungen und vielen lokalen Zahlen erläuterten Krankheiten, hinzu kommen sechs verschiedene Krebserkrankungen sowie Kapitel über Schwerbehinderung und Verkehrsopfer und Erläuterungen über verschiedene Todesursachen.

Information und Orientierung geben und das gut verständlich – das sind die Leitziele.
Jürgen Langenbucher (Grüne), Kreis-Gesundheitsdezernent

Kreis-Gesundheitsdezernent Jürgen Langenbucher (Grüne) spricht in seinem Vorwort vom „Auftakt in ein überarbeitetes Berichtswesen“. Der Dezernent: „Information und Orientierung geben und das gut verständlich – das sind die Leitziele des neuen Gesundheitskompass für den Rheinisch-Bergischen Kreis.“

Neben Statistiken und Steckbriefen zu einzelnen Krankheitsbildern werden auch mögliche Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen eingebracht. „Mit dem Gesundheitsbericht möchten wir eine erste aktuelle Orientierung zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung geben, für das Thema Gesundheit im Rheinisch-Bergischen Kreis sensibilisieren und langfristig mit dem Berichtswesen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen und Bürger beitragen“, so Langenbucher.

Wenn man nach der Qualität geht, ist England spitze, dann kommt Holland und dann der Rheinisch-Bergische Kreis. Damit kann ich gut leben.
Ulrich Heutz (CDU), Ausschuss-Vorsitzender

In der Folge gelte es, aus den Daten in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Gesundheitskonferenz im Rheinisch-Bergischen Kreis Handlungsoptionen zu entwickeln. Die Gesundheitskonferenz ist ein vom Kreistag berufenes Gremium, das sich mit gesundheitlichen Fragen auseinandersetzt.

Weltweit verursachen nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen, Krebserkrankungen oder psychische Erkrankungen 70 Prozent aller Todesfälle. In Deutschland sind sie für mehr als 90 Prozent aller Todesfälle verantwortlich, so die Kreisverwaltung unter Berufung auf das Robert Koch-Institut. Viele dieser Krankheiten hätten gemeinsame und vermeidbare Ursachen, sodass sich für viele Menschen gute Möglichkeiten der Vorbeugung böten.

30.000 Rhein-Berger haben Rücken, 63.000 Bluthochdruck

Rund 63.000 Personen im Rheinisch-Bergischen Kreis befanden sich 2023 mit Bluthochdruck in ambulanter ärztlicher Behandlung. Weitere häufige Erkrankungen sind Rückenschmerzen, weshalb sich 2023 rund 30.000 Personen im Kreis ärztlich behandeln ließen, und Depressionen mit etwa 24.600 Betroffenen.

Im Gesundheitsausschuss mischten sich in den Beiträgen der Politiker Anerkennung mit Skepsis hinsichtlich des Aufwandes, den der Kreis für die Erfassung und Zusammenführung der Daten betreiben musste. Verschiedene Mitarbeitende des Gesundheitsamtes machten klar, dass dies eine neue gesetzliche Aufgabe für die Kreise sei, bei der es noch keinen Königsweg gebe.

Sind wir besonders fortschrittlich oder hinken wir hinterher?
Peter Lautz, CDU-Kreistagsabgeordneter

„Sind wir besonders fortschrittlich oder hinken wir hinterher?“, wollte CDU-Kreistagsabgeordneter Peter Lautz wissen, und Amtsleiterin Dr. Sabine Kieth antwortete: „Als Basis für eine Gesundheitsplanung sind wir sehr weit vorne.“

Eine andere Ärztin ergänzte: „Die Berichte etwa in England oder Holland haben noch einmal ein anderes Kaliber, aber für Deutschland brauchen wir uns damit nicht zu verstecken.“ Ausschussvorsitzender Ulrich Heutz (CDU) nahm die Antwort zufrieden schmunzelnd zur Kenntnis: „Wenn man nach der Qualität geht, ist England spitze, dann kommt Holland und dann der Rheinisch-Bergische Kreis. Damit kann ich gut leben.“