Mittelstraße 1 in LeichlingenFachwerkhaus wird ökologisches Vorzeigeprojekt
Leichlingen – Unübersehbar und vor neugierigen Blicken von Nachbarn und Passanten vollzieht sich im alten Dorf die Verwandlung eines zuletzt etwas zerzausten Entleins zum Schmuckstück. Mit einem beachtlichen Tempo hat die Leichlinger Familie Ribbeck im Juli mit der Sanierung des Fachwerkhauses Mittelstraße 1 begonnen.
Schon hat die Außenfassade eine neue Holzverschalung bekommen, sind Lastwagen-Ladungen voller Dämm-Material angeliefert und in Wände und Dachstuhl gestopft worden.
Nach 130 Jahren macht das Haus geradezu einen Zeitsprung in die Moderne, wird mit Wärmepumpe, Speichern und ökologischer Isoliertechnik nahezu energieautark und zu einem Vorzeigeprojekt. Genau das haben Thomas Ribbeck und sein Vater, der stadtbekannte Zimmerermeister Gerd Ribbeck, auch vor. Sie arbeiten im historischen Leichlinger Dorfkern an einem Kompetenzzentrum für regenerative Baustoffe, nachhaltige Altbausanierung und das Wohnen im Holzhaus.
Thomas Ribbeck, von Beruf IT-Fachmann mit Zimmermannsausbildung, hat das Fachwerkhaus gekauft und packt selbst bei der Sanierung an. „Einen Tag vor dem Wupper-Hochwasser“, erzählt er, sei es im Juli 2021 „für 479.000 Euro angeboten worden“.
Unter dem Eindruck der Flut, bei der auch dieses Haus unter Wasser stand, ist es dann doch preiswerter geworden. Aber obwohl der Bauzustand des Fachwerkes sehr gut sei, muss natürlich viel Geld in die Rundum-Renovierung und ehrgeizige Modernisierung gesteckt werden.
Schon bis Weihnachten soll der Umbau fertig sein. Aber dann will der bald 38-Jährige mit seiner Familie gar nicht selbst einziehen. Das Haus soll als Beispiel für naturnahes Bauen und als Ferienhaus mit Garten, Sauna und Grill möbliert auf Zeit vermietet werden. Eine Bar für den Außenbereich hat Thomas Ribbeck noch aus seiner Zeit als Betreiber der Alten Schalterhalle im Bahnhof.
Isolierschichten können betrachtet werden
Zielgruppe sind Kunden der Holzhaus-Firma Thoma, die probewohnen möchten und an verglasten Schauflächen die Isolierschichten des Gebäudes sehen können, sowie Firmen für Team-Events und andere Kurzzeitmieter. Ein Modell, das sich wirtschaftlich trägt? „Ob das läuft, weiß ich selbst noch nicht. Aber die Nachfrage danach ist groß“, meint Ribbeck.
Im Denkmalbereich
Das Haus Mittelstraße 1 steht nicht als Baudenkmal unter Schutz. Aber es gehört zum 1984 erlassenen Denkmalbereich des alten Leichlinger Dorfkerns und ist von geschützten Gebäuden umzingelt. Am im 15. Jahrhundert entstandenen alten Marktplatz gegenüber der evangelischen Kirche (dem heutigen Friedrich-Überweg-Platz) befindet sich die Keimzelle der Stadt.
Der gewundene Verlauf von Marktstraße und Mittelstraße bis zur Meffert entspricht bis heute dem historischen Verkehrsweg und wird von einer weitgehend erhalten gebliebenen Bebauung aus Fachwerkhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert gesäumt.
Das von Familie Ribbeck sanierte Gebäude stammt ausweislich der Notarunterlagen aus dem Jahre 1892 und markiert neben der mittlerweile leeren (und ebenfalls vor der Sanierung stehenden) benachbarten früheren Gaststätte „Zur Ratsstube“ den Beginn der Mittelstraße. Es darf als erhaltenswertes Element des Denkmalbereichs in Erscheinungsbild, Volumen und Baumaterialien nicht verändert und muss daher wieder verschiefert werden. (hgb)
Der Eigentümer hat für sich einen anderen großen Plan: Er will nächstes Jahr auf dem Gartengrundstück daneben im zweiten Schritt ein Eigenheim anbauen. Auch dies soll ein innovatives Vorzeigeprojekt werden, denn es soll in Massivholzbauweise auf Schraubfundamenten ruhen – was auch gegen Hochwasser hilft.
Während die Bauanträge dafür später eingereicht werden, lagen die Genehmigungen für die Sanierung des Altbaus innerhalb einer Woche vor, lobt Gerd Ribbeck die Stadtverwaltung und die Planung von Architektin Lubov Schopow.
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Sie dürfen nur keine Photovoltaikanlage aufs Dach setzen, was die Solartechnik-Fans wurmt: „Das sollte man auf jedem Dach machen dürfen“, fordert Gerd Ribbeck eine zeitgemäße Anpassung der Bauvorschriften. Sonnenenergie wollen die Bauherren aber im Garten und auf dem Carport einfangen.