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Leichlinger Zauberkünstler Giovanni AlecciDieser Taschendieb gibt seine Beute zurück

Lesezeit 5 Minuten

Sein Portemonnaie ist noch da. Zauberkünstler und Taschendieb Giovanni Alecci kann es aber auch verschwinden lassen.

  1. Lesen Sie hier mehr zum Zauberkünstler Giovanni Alecci, der kürzlich in Leichlingen auch ein neues Lokal eröffnet hat.
  2. Dieser Artikel stammt von Dezember 2019.

Leichlingen – Ihre schwarze Armbanduhr ist so schnell weg, dass Gudrun von Unruh es gar nicht bemerkt hat. Und dazu noch das Duschgel-Geschenke-Set, das in ihrer Tasche steckte. „Der war ja gar nicht richtig dran“, sagt von Unruh verblüfft.

„Der“ – das ist Giovanni Alecci, Zauberkünstler und Taschendieb aus Leichlingen. Alecci steht an diesem Vormittag in der Fußgängerzone in Wiesdorf. Passanten eilen vorbei, schleppen Einkäufe oder bummeln. Sie haben rote Taschen an den Kinderwagen gehängt, tragen Öko-Baumwolltaschen über der Schulter oder schieben ihre Einkäufe in ihrem Rollator vor sich her.

Zwei Sekunden reichen

Alecci mustert sie und folgt dann einer Frau, der ihr Smartphone aus der Außentasche des Mantels rausguckt. Gut sichtbar für jeden. „Zwei Sekunden reichen und dann ist das weg“, erklärt der 52-Jährige.

NRW-Innenminister Herbert Reul (links beim Leichlnger Stadtfest) scheut das Bad in der Menge nicht. Ihn würde Alecci gerne einmal treffen.

Giovanni Alecci ist das, was man ein klassisches Gastarbeiterkind nennen kann. Seine Eltern kamen 1974 nach Deutschland, zuerst nach Remscheid, wo Alecci aufwuchs, bevor er 1991 nach Leichlingen zog.

Mit Zauberkunst und Taschenspielertricks kam er Ende der 80er Jahre in Berührung, als er in einer Cocktailbar in Coventry jobbte. Dort wurde mit Cocktailutensilien viel Unterhaltung geboten: „Das hat mich fasziniert“, bekennt Alecci und belegte daraufhin gleich eine Schulung. Nach dem Tod seines Vaters zog er zurück nach Deutschland. Eines Abends, als er mit Freunden in einer Bar saß, fragte ihn ein Gast, ob er nicht die geschlossene Gesellschaft nebenan mit seinen Tricks unterhalten könnte. Giovanni Alecci konnte – und kann seitdem davon leben.

Herbert Reuls Amtsvorgänger als NRW-Innenminister, Ralf Jäger (r.) hat Giovanni Alecci 2014 bei einer Veranstaltung probeweise einmal erfolgreich das Handy aus der Jackentasche „gestohlen“.

Von Zaubertricks bis zu Taschendiebstählen ist es nicht allzuweit: Alecci ist regelmäßig mit der Polizei unterwegs und klärt Leute auf, wie sie sich vor Diebstählen schützen können. Auch bei der jährlich stattfindenden „Aktionswoche gegen Taschendiebstahl“ wird er häufig eingeladen. Einmal hatte er es 2014 sogar geschafft, den damaligen NRW-Innenminister Ralf Jäger zu „bestehlen“: Trotz Personenschutz und ausgerechnet bei einer Informationsveranstaltung über die Gefahr von Taschendiebstählen, hat er ihm bei einer Aktion das Handy aus der Sakkotasche entwendet.

Alecci grinst – darauf ist er bis heute stolz. Auch den aktuellen Innenminister Herbert Reul – ebenfalls ein Leichlinger – würde er gern mal treffen und sich mit ihm über das Thema Taschendiebstahl unterhalten. Alecci ist der Meinung, dass die Strafen nicht hoch genug seien, um abschreckend zu wirken.

Augenkontakt wird vermieden

An einem Stand vor der Rathaus-Galerie macht der gebürtige Sizilianer Pause, daddelt auf seinem Handy, spielt an seinem schwarzen Anzug, schaut scheinbar ziellos in der Gegend herum. „Sobald man jemandem in die Augen geschaut hat, ist man verbrannt“, erzählt der 52-Jährige und versetzt sich an die Stelle eines Taschendiebs, der sein nächstes Opfer sucht. Denn die Menschen erinnern sich an Leute, die ihnen ins Gesicht geblickt haben. Sobald man woanders hinschaut, fällt man nicht auf.

Lassen Sie sich nicht bestehlen

Tragen Sie Wertgegenstände wie Portemonnaie oder Smartphone entweder am Körper in der Jackeninnentasche – am besten mit Reißverschluss oder Knopf gesichert – oder in einer Tasche quasi „in Sandwichposition“. Zwischen den anderen Gegenständen kommen Diebe nicht so leicht heran. Halten Sie das Portemonnaie in der Tasche oben, können Diebe es leicht herausfischen. Unten können sie die Tasche aufschlitzen und es fällt heraus. In einer gesicherten Innentasche sind Ihre Wertgegenstände noch sicherer aufgehoben. Giovanni Aleccis Tipp: Zeigen Sie nicht, was sie haben. Gezückte Portemonnaies mit vielen Scheinen oder teure Smartphones in der Hand oder Jackentasche wecken Begehrlichkeiten. (aga)

Und das wollen die Diebe: Möglichst unauffällig und unerkannt bleiben – und dann zuschlagen. „Sie haben da was“ oder einfach jemanden anrempeln sind ganz klassische Vorgehensweisen: So lenkt man die Person ab und kann ihr dann Portemonnaie oder Handy aus der Jackentasche fischen. Häufig haben die Taschendiebe ihr Opfer bereits länger verfolgt und ins Visier genommen. „Ich muss wissen: Legt die Person ihr Portemonnaie im Geschäft immer auf den Tresen, packt sie es immer als letztes in die Tasche, um es griffbereit zu haben?“, beschreibt Alecci die Denke.

Hätte nicht so einer mit den Fähigkeiten, selbst als Taschendieb Karriere zu machen? Giovanni Alecci lacht und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, als er sich an die Zeit erinnert, als er zehn Jahre alt war – und in einem Remscheider Aldi eine Elvis-Presley-Kassette gestohlen hat. „Ich war damals ein großer Elvis-Fan“, meint Alecci zerknirscht. Zu seinen Eltern zurückgebracht hat ihn die Polizei mit einem Streifenwagen. Das Erlebnis hat sich seitdem nie mehr wiederholt: „Danach war ich geheilt.“

Ein weiteres Ereignis manifestierte seine Zugehörigkeit zur „guten Seite“. Auf dem Weg in den Familienurlaub wurde mal seinem Vater das Portemonnaie gestohlen. Ein trauriger Urlaub sei es geworden – „kein Eis, keine Pizza“. „Damals habe ich mir geschworen, Polizist zu werden“, erzählt Alecci. Nun hilft er zumindest der Polizei über Taschendiebstahl aufzuklären.

Gudrun von Unruh hat ihre Uhr wieder. Bestohlen wurde die Leverkusenerin Gott sei Dank noch nie: „Ich versuche auch immer, den Rucksack vorn zu tragen.“ Ein wenig schade findet sie die „Angstmacherei“, wie sie es nennt, schon. Die sei schlimmer als das, was einem gestohlen würde, sagt von Unruh. Nimmt sich aber trotzdem vor, aufzupassen und ihr Fahrrad immer abzuschließen. Ein wenig verblüfft wirkt sie auch Minuten später immer noch. „Ich finde ja, er sieht aus wie ein Künstler“, sagt sie. Ist er quasi auch: Zauberkünstler und Taschendieb in einem.

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