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Leichlinger Einzelhandel in der Corona-KriseEinkaufsbummel mit QR-Codes

Lesezeit 4 Minuten

Barbara Geldmacher empfängt Kunden in ihrem Einrichtungsgeschäft in der Brückenstraße an einem Stehpult hinter einem Plastikvorhang, um bestellte Waren auszuhändigen. Bürgermeister Frank Steffes und Wirtschaftsförderin Myrjam Passing besuchten sie.

Leichlingen – Dem Coronavirus können sie nicht entkommen. Ladenschließungen, Kontaktbeschränkungen, Verkaufsverbote und andere Qualen der Schutzverordnungen zur Bekämpfung von Covid-19 müssen die Leichlinger Einzelhändler und Restaurants ertragen. Aber sie geben nicht auf, sondern suchen ihr Heil in der Flucht in Nischen, in denen sie überleben können. Ein aktueller Stadtrundgang, der zum virtuellen Einkaufsbummel wird, zeigt es.

Das Geschäft „Stil“ bietet einen Schaufensterverkauf an. Die Waren können mit Artikelnummer telefonisch bestellt werden.

Im Lockdown werden Schnitzel und Spaghetti zum Mitnehmen durchs Küchenfenster oder über improvisierte Theken gereicht, Stehpulte im Ladeneingang dienen der Warenausgabe. Bücher, Gyros und Parfum, Kleider und Spielzeug werden nach Hause geliefert. Mit QR-Codes, WhatsApp und Fotos von nummerierten Sachen in den Auslagen kann man Lieblingsstücke jetzt per Handy bestellen. Schaufenstergalerien und Homepages ersetzen Boutique-Besuche, eine „Latte to go“ die Pause im Eiscafé.

Verkaufsideen in der Krise

Von Insolvenzen oder Geschäftsaufgaben ist Myrjam Passing, der Wirtschaftsförderin der Stadtverwaltung, bisher nichts zu Ohren gekommen. Aber trotzige und phantasievolle Versuche, die Kundschaft zu halten, sieht sie jede Menge. Durch Fenster, Hinter- und Seitentüren, in Internet-Stores und per Online-Bestellung, mit Telefon, Abhol- und Lieferservices wird der Handel am Leben gehalten – zwar auf Sparflamme und meistens am Rande der Rentabilität, aber die Initiativen sind ein Zeichen des Überlebenswillens in der Pandemie.

In „Ursels Stoffstube“ in der Brückenstraße können Heim- und Handwerker Nähzubehör von 9 bis 14 Uhr bestellen und abholen.

„Auch wenn aktuell das in den Ladenlokalen gerne ausgiebig zelebrierte Shoppingerlebnis nicht möglich ist, kann ein allseits beliebter und derzeit doch Corona-konform durchführbarer Schaufensterbummel das Herz höherschlagen lassen und zu mancher Kaufentscheidung führen,“ wirbt Passing für den Einkauf im Ort.

Die Wirtschaftsförderin will den heimischen Betrieben in der Not gerne den Rücken stärken. Deshalb hat sie sich gemeinsam mit Bürgermeister Frank Steffes zu Besuchen bei den Händlern und Gastronomen aufgemacht, um zu erfahren, wie sie mit der Krise umgehen, wo es Probleme gibt und wie sie helfen können.

Kaffee und Tee gibt es zum Mitnehmen: Abgesperrtes Eiscafé im Brückerfeld.

„Es geht jetzt darum, zusammen diese Pandemie gesund durchzustehen und unsere Innenstadt und Witzhelden lebendig und attraktiv zu halten“, appelliert sie an Kunden und Kaufleute, durchzuhalten: „Einzelhandel und Gastronomie sind auch während des Lockdowns einen Besuch wert“, lobt sie „die gut sortierte und große Anzahl an langjährig bestehenden, inhabergeführten Geschäften, bei denen der persönliche Service noch großgeschrieben wird.“

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Ein positiver Effekt der Corona-Krise ist die intensivere Nutzung der Möglichkeiten des Internets, bisher eher eine Schwachstelle der Leichlinger Branche. Hilfreich und nun häufig genutzt wird nicht nur die Übersicht zu Öffnungszeiten, Abhol- und Lieferdiensten auf der Seite „Einkaufen-in-Leichlingen“, die vom Wirtschaftsförderungsverein betrieben wird. Der Leichlinger Andreas Junga hat mit einem Kompagnon auch die Plattform „Regioheld“ begründet, wo sich regionale Händler ebenfalls präsentieren.

Schnelltest

Überbrückungshilfen, November- und Dezemberhilfen, Soforthilfe NRW und noch mehr – um den Überblick über die passgenaue Unterstützung in der Corona-Krise zu wahren, bietet die Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW) vor allem für kleine Unternehmen und Solo-Selbstständige einen Quick-Check an, der die wichtigsten Programme darstellt.

„Wir informieren uns selber täglich über die aktuellen Hilfen und bündeln diese schon seit März auf einer Übersichtsseite“, erläutert RBW-Geschäftsführer Volker Suermann, „doch so langsam wird es unübersichtlich“.

Für den Schnelltest habe man „alle Kreditvarianten und Sondermaßnahmen rausgelassen“ und sich auf die aktuellen Hilfen konzentriert. Für eine geprüfte Beantragung verweist die RBW auf die Hilfe von Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern, Rechtsanwälten oder Kammern. „Wir bieten uns als Lotse und Sparringspartner an“, so Suermann: „Gerne gehen wir den Quick-Check und alle weiteren Optionen auch gemeinsam mit den Unternehmen durch.“ (ksta)

www.rbw.de/quick-check

Viele Geschäfte, die in den Portalen noch nicht zu finden sind, haben ihre Serviceleistungen an den Schaufenstern und Ladentüren plakatiert.

Auch über finanzielle Hilfen und Antragsmodalitäten informieren die Wirtschaftsförderer im Rathaus und Kreis (siehe auch „Schnelltest“). Die NRW-Soforthilfe aus dem ersten Lockdown wurde im Rheinisch-Bergischen Kreis an 7944 Empfänger in Höhe von mehr als 80 Millionen Euro ausgezahlt. „Das Antragsverfahren hat nach ein paar Anfangsproblemen gut funktioniert und die Auszahlungen erfolgten in der Regel sehr schnell“, teilte Volker Suermann mit, Geschäftsführer der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderung.

Geschäftstreibende, die besucht werden möchten, können sich an myrjam.passing@leichlingen.de, ☎ 02175 / 99 23 56 wenden.