Wasserpegel wird gesenktFische müssen aus Diepentalsperre nach Leverkusen umziehen
Leichlingen – Sie müssen umziehen: Dicke Karpfen, teils 30 oder sogar 40 Jahre alt, werden am Freitag aus der Diepentalsperre rausgezogen. Welse, Barsche, Schleien und Hechte: Sie alle werden aus dem See gefischt. Mit am Steuer: Martin Schöning, dessen Familie langjährige Pächter der Wasserflächen ist.
Im Juli wurde während des Hochwassers der Rechen am Grundablass zerstört und soll nun am Montag, 7. März, ersetzt werden, teilt der Wupperverband mit. Der Rechen ist ein Gitter, das den Grundablass der Talsperre vor Ästen und weiterem Schwemmgut schützen soll, damit es nicht verstopft.
Damit der neue Rechen, der extra von einem Schlosser angefertigt wurde, eingebaut werden kann, muss das Wasser in der Talsperre abgesenkt werden, erklärt der Verband. Der Zeitpunkt und der niedrige Wasserpegel, der damit einhergeht, werden nun aber auch dafür genutzt, die verbleibenden Fische im See einzufangen. Martin Schöning und sein Team sammeln sie ein und zieht mit ihnen in ihr neues Zuhause in Leverkusen. Dort sollen sie auch dauerhaft bleiben, denn zurück können sie nicht.
Wasserstand niedriger als vor den Arbeiten
Beim Hochwasser sind weitere Instrumente kaputt gegangen, der Wupperverband spricht von einer beschädigten Turbine und Hochwasserentlastung. Aus Sicherheitsgründen muss der Pegel somit zukünftig niedriger sein als vor den Arbeiten. Das Wasser muss hoch genug sein, damit die Muscheln überleben können. Damit es aber den Fischen im Sommer aufgrund des niedrigen Wasserstands nicht zu warm wird, würden sie bereits jetzt in ihr neues Quartier gebracht, sagt der Wupperverband. Er stimme sich bei dem Thema eng mit der Eigentümerin und der Bezirksregierung ab, heißt es – und bezahlt den Fischumzug auch.
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Die Zander und Karauschen haben mit den Arbeiten nichts am Hut, sie kriegen davon nichts mit. Das insgesamt zehnköpfige Team, darunter drei Fischerei-Wirtschaftsmeister, lässt ein Boot auf dem Wasser fahren, die Fische erhalten einen leichten Elektroschock. Für wenige Sekunden seien sie benommen, das schade den Fischen nicht, betont Schöning, sie erholen sich schnell. Dennoch können die Karpfen und Welse so von Schöning und seinem Team „abgefischt“ werden. In Wannen werden die verschiedenen Fischarten erstmal gesammelt, dann mit dem Kran weitergehievt. Daraufhin werden die Fische nach Arten sortiert und kommen in sechs unterschiedliche Tanks auf einen speziellen Fischtransporter-Lkw. Die Tiere sind während der Fahrt in den Tanks auch mit Sauerstoff versorgt. Dann werden sie auf umliegende Gewässer vor allem in Leverkusen verteilt.
Mittags sei schon eine Tonne, also 1000 Kilogramm Fisch, auf diese Weise aus dem Gewässer rausgefischt worden, erzählt Martin Schöning. Bis zum Abend sollten es insgesamt 1500 bis 2000 Kilogramm Fisch sein.
Die Diepentalsperre wird es in Zukunft in ihrer Form sowieso nicht mehr geben, das Murbachtal soll renaturiert werden. Dann ist es auch mit dem Angeln vorbei, bestätigt Martin Schöning: „Emotional ist das schon ein harter Schlag. Ich bin hier aufgewachsen, habe hier Schlittschuhfahren gelernt.“ Die Mittagspause ist vorbei, jetzt muss er weiter fischen, er habe ja auch eine „Verantwortung gegenüber den Kreaturen“, erklärt er.