Kalender-ShootingKurviges Model aus Leichlingen kämpft für Respekt für alle Körper
Leichlingen – „Respekt für alle Körper“, das heißt Body Positivity (deutsch: positive Einstellung zum Körper) für Bianca Nölle. Das lebt und fordert die Leichlingerin. Jetzt hat sie für den Kalender 2023 von „Fräulein Kurvig“ gemodelt. Der steht für Diversität und eben diese Body Positivity. Das Unternehmen setzt sich dafür ein, Körpervielfalt in den Medien zu platzieren.
Model Bianca Nölle: „Ich fühle mich wohl“
Von dieser Vielfalt begeistert, dachte sich Nölle: „Ich probier’s einfach mal“. Die Bewerbung war online schnell eingereicht. Mitmachen konnte jede Person, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Sexualität oder Körpermaßen. Dann wurde online abgestimmt. Die 42-Jährige konnte sich unter 1700 Bewerbern durchsetzen und wurde zum Casting in Düsseldorf mit 100 Menschen eingeladen.
Dort wurden Probefotos gemacht und Gespräche geführt. Ihre Models sucht „Fräulein Kurvig“-Gründerin Melanie Hauptmanns hauptsächlich nach der Einstellung aus. Sie möchte Personen fotografieren, die eine Vorbildfunktion erfüllen können, die positiv zu ihrem Körper stehen. Und das tut Bianca Nölle. „Ich fühle mich wohl“, sagt sie überzeugt und mit Strahlen in den Augen.
Lipödem: „Als hätte man Betonklötze als Beine“
Das zeigt die Leichlingerin auch auf Instagram. 2019 teilte sie die ersten Bilder von einem Shooting mit der Lipödem-Community. Das Lipödem ist eine Störung der Fettverteilung, die fast nur bei Frauen auftritt. Bei Bianca Nölle wurde sie 2015 diagnostiziert. „Viel zu spät“, sagt sie. Erste Anzeichen habe sie rückblickend schon in der Jugend gespürt.
Die Krankheit führt neben der gestörten Fettverteilung auch zu starken Schmerzen. „Das fühlt sich an, als hätte man Betonklötze als Beine“, beschreibt Nölle das Gefühl. Aber die Treffen mit anderen Erkrankten, die Ähnliches erleben, bauen auf. Und die Shootings geben noch mehr Kraft. Diese Kraft will sie auf Instagram und nun auch mit dem Kalender-Shooting weiter geben.
Realistische Körper zeigen
Das ist auch Melanie Hauptmanns Intention hinter dem Kalender: „Wir müssen das Auge an Körper gewöhnen, die sonst nicht in den Medien bestehen“, sagt sie. Der Kalender ist während der Coronakrise entstanden, während der die üblichen Events des Unternehmens für Body Positivity nicht stattfinden konnten. Hauptmanns wollte trotzdem Körper-positive Sichtbarkeit schaffen. Fotos konnten auch coronakonform umgesetzt werden.
Der Kalender war geboren und kam super an. Nicht nur bei Kunden, sondern auch bei den damals noch ausschließlich weiblichen Models, so Hauptmanns. Das Modeln bewirkte auch bei den Frauen vor der Kamera etwas, sagt sie. Durch die persönliche Atmosphäre fanden sie teilweise mehr Selbstbewusstsein.
Fotoshooting mit Oldtimer am See
Das will Hauptmanns beibehalten. Weshalb der Kalender seitdem neben Coachings und der Miss-Wahl ab Kleidergröße 42 fester Bestandteil der jährlichen Planung von „Fräulein Kurvig“ ist. Für die 2023-Ausgabe wurden bei dem Casting 15 Models ausgesucht, von denen eine Bianca Nölle ist. Geschossen wurden sowohl Einzel- als auch Gruppen-Fotos.
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Dabei hatten die Models Mitsprache-Recht. Sie sollten sich wohlfühlen. Das sei das Wichtigste für Hauptmanns. Das Thema „All Natural“ war vorgegeben. Bianca Nölle hatte sich einen Oldtimer am See gewünscht. Das wurde auch umgesetzt. Gemeinsam mit einem Profi-Model posierte sie an einem gelben NSU RO 80.
„Das war eine tolle Erfahrung“, berichtet Nölle. Vom Friseur fertig gemacht und professionell geschminkt zu werden, habe sie sehr genossen. Sie habe sich pudelwohl gefühlt. So hat ihr Shooting auch nur gute fünf Minuten gedauert. „Sie ist ein Naturtalent“, erklärt Hauptmanns.
Ob Nölle das ausnutzt und weiter modelt, wird sich zeigen. Erstmal ist nichts geplant, aber sie könne nur jedem empfehlen, bei der „Fräulein Kurvig“-Aktion mitzumachen. Am meisten würde es Nölle einfach freuen, „wenn der Kalender dazu beiträgt, dass sich Frauen so lieben, wie sie sind.“