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Kulturbadehaus BurscheidQuietschvergnügte Schwimmtiere wurden zu Kunstobjekten

Lesezeit 3 Minuten

Güdny Schneider-Mombaur, Judith Funke, Susanne Müller-Kölmel und Ela Schneider stellen im Badehaus aus.

Burscheid – Es sind Momente, die das Gehirn gespeichert hat: Ein Schwan, der erst geknickt in der Verpackung steckte und dann durch große Puste Gestalt annahm, trägt über Salz- oder Süßwasser. Es riecht penetrant nach Gummi, aber die Perspektive ist grandios. Gemeinsam mit dem Schwan geht es weit weg, man kann sich treiben lassen und man wird nicht untergehen.

Nicht zum Knuddeln

Schwimmtiere eignen sich zwar nicht zum Knuddeln, aber zum Erkunden der Wasserwelt und auch als Kunstobjekte machen sie ein gutes Bild. Wer sich davon überzeugen will, sollte heute Abend, 19.30 Uhr, zur Vernissage der Schau „Von Orkas und anderen Tieren“ im Kulturbadehaus an der Bürgermeister-Schmidt-Straße gehen. Die Schau ist bis einschließlich Sonntag, 25. August, donnerstags und freitags zwischen 18 und 20 Uhr sowie samstags zwischen 11 und 17 Uhr und sonntags zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet.

Performance vor dem Abriss

Die vier Künstlerinnen des Vereins Solinger Künstler, Susanne Müller-Kölmel, Ela Schneider, Judith Funke und Güdny Schneider-Mombaur haben im Herbst 2017 kurz vor dem Abriss des Solinger Hallenbads Vogelsang eine Performance mit 30 Schwimmtieren gemacht. Frisch aus der Verpackung wurden sie aufgeblasen anschließend in Teer und Federn gewälzt, mit Sand paniert, mit Farben aus der Spraydose bearbeitet, mit Warnwesten versehen und in Klopapier eingewickelt.

Ein Gemeinschaftskunstwerk

Alles sind Gemeinschaftswerke und nachdem sie zuletzt in der Ausstellung im Wassermuseum Aquarius in Mülheim an der Ruhr zu bestaunen waren, sind die Exponate nun im Badehaus zu sehen. Da allenfalls zwei Badetiere ins Auto passten, haben die Künstlerinnen sich entschieden, bei den meisten Tieren die Luft heraus zu lassen. Sie wurden arrangiert und gerahmt. Das wiederum ergab ganz neue Ansichten. Der Hals des Flamingos ist so geknickt, dass er auch als Schlange durchgehen könnte, unverkennbar ist aber der Mantarochen. Ein Krokodil fliegt im Badehaus zur Decke.

Schlappe Schildkröte hinter Glas.

Und ein Orka. „Im Atelier ist es manchmal sehr ernst. Hier haben wir zusammen in einem komplett anderen Umfeld gearbeitet, es gab gar kein Ziel und es war interessant, was passierte. Es gab eine neue Freiheit“, sagt Judith Funke. Keine der Kolleginnen beanspruche für sich die Autorenschaft, kongenial war der Arbeitsprozess und wie die Fotostrecke verrät, die Wolf te Haan fotografierte, und die im Badehaus in der Dauerschleife läuft, war das Arbeitswochenende im Schwimmbad sehr erfrischend und gut gelaunt.

Elektromusik zur Vernissage

Bei der Vernissage gibt es elektronische Musik, die Thorsten Richartz und Markus Wundes komponierten – inspiriert von den Exponaten. Und die Werke sind sehr facettenreich, reichen vom quietschvergnügten Badetier, über die Blümchenkappe bis zur Collage zerschnittener „Tierhäute“, die durch Nähte, Haltegriffe oder Ventile im neuen Kontext stehen. Beim Happening gab es laut Funke keine Grenzen. Alles wurde performt.

So sind die Muster der Überschwappgitter wie im Siebdruckverfahren auf Plastik gesprayt worden. Ela Schneider hat eine Badeordnung ergattert, die sie privat in ihrem Badezimmer anbrachte. Jelle von Dryander und Heinz-Peter Knoop vom Kulturverein wirkten bei der Vorstellung des Projekts überglücklich, dass sie die Schau fürs Badehaus gewinnen konnten. Es passe wie die Faust aufs Auge. Oder wie der Stöpsel auf den vollgepumpten Gummi-Orka.