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Patrouille an der Dhünn-TalsperreGelbe Karte und Bußgeld in der Schutzzone

Lesezeit 5 Minuten

Auf Streife in der Wasserschutzzone 1: Lars Helmerichs, Rebecca Theis und Christoph Bisterfeld (v.l.) an der Vorsperre der Großen Dhünn-Talsperre .

Kürten/Odenthal – Christoph Bisterfeld steckt den Schlüssel ins Schloss, dreht ihn um, und das schwere, mit Metallzacken gespickte Tor schwingt auf. Eigentlich darf in die hundert Meter breite Schutzzone 1 der Großen Dhünn-Talsperre außer wenigen Berechtigten niemand hinein. Wenn sich alle daran halten würden, müssten Wupperverbandsmitarbeiter Bisterfeld und seine Kollegen vom Amt für Umweltschutz des Kreises nicht auf Streife gehen . . .

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Christoph Bisterfeld vom Wupperverband schließt das Tor zur gesperrten Schutzzone 1 der Vorsperre Große Dhünn auf.

Weil aber die Verstöße gegen den Wasser- und Naturschutz rund um Deutschlands zweitgrößte reine Trinkwassertalsperre gerade in der Corona-Zeit erheblich zugenommen haben, setzen der Wupperverband als Talsperrenbetreiber und der Rheinisch-Bergische Kreis als Ordnungsbehörde seit dieser Saison gemeinsame Patrouillen ein.

Verstöße auch auf für Wanderer und radler freigegebenen Wegen

Sie gehen regelmäßig rund um die Talsperre auf Streife und haben nicht nur in den gesperrten Teilen der Schutzzone 1, sondern auch auf den für Wanderer und Radfahrer freigegebenen Wegen bereits einige Verstöße geahndet.

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Im Naturschutzgebiet ohnehin vorgeschrieben: Hunde an die Leine.

Amtsleiter Lars Helmerichs und Rebecca Theis vom Kreis-Umweltschutzamt und Christoph Bisterfeld vom Wupperverband sind am Samstagmorgen vom Wanderparkplatz Neumühle zur Streife rund um die Vorsperre Große Dhünn aufgebrochen. „Hunde anleinen“ steht explizit unter dem Naturschutzgebiets-Schild. Auch ein „Reiten verboten“-Schild prangt am Zugangstor zu dem für Wanderer und Radfahrer freigegebenen nördlichen Vorsperren-Uferweg.

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Frische Pferdeäpfel auf dem für Reiter und ihre Tiere eigentlich gesperrten Weg.

Einige Meter weiter bereits ist die Spurenlage eindeutig, vom „Täter“ allerdings fehlt jede Spur. Mehrere Haufen frischer Pferdeäpfel liegen auf dem Weg.

Hunde ohne Leine auf dem Vorsperrendamm

Ein paar Minuten später geht plötzlich alles ganz schnell: Lars Helmerichs hat drei Spaziergänger entdeckt, mit Hunden, von denen keiner angeleint ist. „Guten Tag, wir sind von der Unteren Wasserbehörde des Rheinisch-Bergischen Kreises, Hunde dürfen hier nicht von der Leine.“

Eine gelbe Karte, ein Infoblatt und ein Bußgeldverfahren gibt’s . . .

Helmerichs und seine Kollegin Rebecca Theis zeigen den Hundehaltern eine Gelbe Karte: „Stop! Hier nicht!“ Große Dhünn-Talsperre Wasserschutzzone 1“ steht darauf.

Neben dem Wasserschutz gehe es um den Schutz zahlreicher bedrohter Tiere, die in der 100 Meter breiten Wasserschutzzone 1 rund um die Talsperre einen Lebensraum gefunden haben, erläutert Helmerichs, während seine Kollegin die Mappe mit Formularen aus dem Rucksack holt. In diesem Fall wird ein Bußgeldverfahren eingeleitet.

Hundehalter sind nur scheinbar einsichtig

Die Hundehalter aus Bergisch Gladbach und Burscheid reagieren schnell, leinen ihre Vierbeiner an, wirken einsichtig. Zunächst. „Okay, im Wald sehe ich das ja ein, aber hier auf dem Staudamm sind doch nur Hecken und Wiese“, reklamiert einer der Hundehalter.

Gelbe Karte und ein Bußgeld gibt's fürs Nichtanleinen von Hunden auch auf dem Staudamm der Talsperre. Die Halter zeigen sich in der Regel einsichtig, so die Erfahrung.

Helmerichs weist nochmals auf den Schutz des Wassers hin, aus dem Trinkwasser für eine Million Menschen im Bergischen Land gewonnen wird. Einer der Hunde ist bis zum Nacken tropfnass. Helmerichs setzt trotzdem nochmals auf Einsicht, gibt den Hundehaltern ein von Biologischer Station und Wupperverband erstelltes Infoblatt. Schließlich sollen die „Hunde-Ableiner“ verstehen, warum sie jetzt ein Bußgeldbescheid erwartet – und ihr Verhalten ändern.

Borkenkäfer hat den Schutz der Talsperre erschwert

Große Stapel von gefällten Baumstämmen säumen den Weg einige hundert Meter weiter. Die Landschaft rund um die Talsperre hat sich verändert. Auch hier haben Borkenkäfer und Hitze ihre Spuren hinterlassen. „Unser Forstbetrieb ist immer noch mit dem Fällen abgestorbener Fichtenbestände beschäftigt“, sagt Wupperverbandsmitarbeiter Bisterfeld.

Selbst in der von Toren und Zäunen abgesperrten Schutzzone greifen die Kontrolleure Fahrradfahrer auf.

Die so entstehenden Schneisen erschweren den Schutz der Talsperre: „Das Wasser ist nun von viel mehr Stellen zu sehen und scheint die Menschen anzuziehen. Außerdem entdecken wir immer wieder neue Wege über die neu entstanden Freiflächen in die Schutzzone und zum Wasser.“

Trampelpfad führt zur Floß und Feuerstelle

Dicht ist das Unterholz des Laubwalds ein paar Meter weiter: Das ungeübte Auge erkennt kaum den Pfad, den Helmerichs neben einem Holzstapel entdeckt hat: Keine Frage, das Grün ist hier offenbar niedergetreten worden. Aufmerksam folgt Helmerichs mit seiner Patrouille der Spur – und stößt keine drei Meter vom Ufer der Vorsperre entfernt auf säuberlich aufeinandergelegte Holzstämme. Mit Kabelbindern verbunden. Leidlich mit losem Gras „getarnt“.

Illegales Gefährt: Ein selbstgebautes Floß haben die Kontrolleure von Wupperverband und Kreis im Wald unweit des Wassers entdeckt . . .

Offenbar hat hier jemand ein Floß gebaut. Ob damit auch auf der Talsperre „in See gestochen“ wurde, können die Kontrolleure nur vermuten. Sie machen das Wassergefährt unbrauchbar. Ein paar Meter weiter fällt Rebecca Theis eine mit trockenem Laub überdeckte Feuerstelle auf. Hier mitten im trockenen Unterholz Feuer machen?

Rebecca Theis legt eine Feuerstelle mitten im trockenen Unterholz am Wasser frei.

„Das kann gefährlich enden“, weiß Bisterfeld von Feuerwehreinsätzen an Lagerfeuern in der Schutzzone im ersten Corona-Jahr. Im Fall der Feuerstelle neben dem Floß fehlt von den Tätern unterdessen jede Spur.

Polizei griff Pärchen am Jahrestag auf

Erst vor zwei Wochen allerdings hat die Polizei ein Pärchen auf der anderen Seite der Talsperre nach Hinweisen von Spaziergängern an einem Lagerfeuer angetroffen. Das habe an dem romantischen Ort mitten in der Schutzzone 1 seinen Jahrestag gefeiert: „Tolle Idee, aber der absolut falsche Ort.“

Das gilt auch für die beiden jungen Männer mit Mountainbikes, die die Patrouille am Samstag beim Picknick direkt am Wasser auf der mit Zäunen und verschlossenen Toren gesicherten südlichen Seite der Vorsperre Große Dhünn entdeckt – Gelbe Karte, Infoblatt und Personalienaufnahme.

In der abgesperrte Schutzzone 1 greifen die Ordnungshüter zwei Radler beim Picknick direkt am Ufer der Vorsperre Große Dhünn auf. Die Folge: Gelbe Karte, Personalienfeststellung und Platzverweis.

Ein Verbotsschild wollen die beiden nicht gesehen haben. Allerdings steht das nächste nur 15 Meter von ihnen entfernt.

Selbst Brückensprung hält Schutzzonen-Eindringlinge nicht auf

Christoph Bisterfeld schüttelt den Kopf. Ein paar hundert Meter weiter schließt er das nächste Metalltor auf, damit die Kontrolleure das Biotop verlassen können, das sie zum Abschluss ihrer Patrouille kontrolliert haben.

Die Tür im Zaun nebenan ist zugeschweißt worden, weil sie von rabiaten Zeitgenossen immer wieder aufgebrochen worden war. Ganz sicher ist die Ruhezone allerdings auch jetzt noch nicht.

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Von dieser Brücke scheinen Schutzzonen-Eindringlinge direkt in das verbotene Areal zu springen. Die Patrouille will das melden.

„Schauen Sie mal da“, sagt Lars Helmerichs und deutet von der Brücke über den Zulauf zur Vorsperre: Mitten im grünen Dickicht darunter ist ein Pfad zu sehen. „Offenbar springt hier jemand runter“, sagt er.

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Ein Grund mehr, warum es wichtig ist, dass die Kontrolleure auch künftig an der Talsperre Präsenz zeigen und auf Streife gehen – um Natur und Trinkwasser für eine Million Menschen zu schützen vor der Unbedarftheit einiger, die rund um die Große Dhünn-Talsperre gegen die Schutzvorschriften verstoßen.