Der Musikverein, der die Kürtener Kirmes organisiert, hat sich mit seiner Sorge an die Verwaltung und Politik gewandt.
Einzige Veranstaltung im OrtNeues Bauprojekt könnte Kürtener Kirmes gefährden
Jetzt hat sich der Musikverein Kürten zu Wort gemeldet. Es geht um die mögliche Art und Weise einer Bebauung im Kürtener Oberdorf.
Durch das Heranrücken von Wohnhäusern zum Platz am Jugendheim könnte die traditionsreiche Kirmes im Sommer vielleicht nicht mehr möglich sein. Die Kürtener Kirmes ist die einzige Veranstaltung im Oberdorf und eine der größten Feste in der Gemeinde Kürten. Aus einem ehemaligen Verbund der Ortsvereine ist nur der Musikverein als alljährlicher Ausrichter der Kirmes verblieben. Der Platz vor dem Jugendheim/Jugendzentrum ist dabei die zentrale Anlaufstelle, mit Bierwagen, Kirmesbuden und Zelt.
Musikverein wendet sich an Kürtens Verwaltung und Politik
Die Vorsitzende Melanie Sommerberg hat sich im Namen des Musikvereins an Bürgermeister Willi Heider und die Mitglieder des Rates gewandt. „Durch die geplante Bebauung sehen wir erhebliche Schwierigkeiten, den Platz vor dem Jugendheim weiterhin als Veranstaltungsort zu nutzen.“ Es könne ein grundsätzliches Platzproblem geben, weil Baumaterialien und ähnliches gelagert werden müssten. Gravierender seien mögliche Konflikte mit den neuen Anwohnern aufgrund der erhöhten Lärmbelastung während der Kirmestage.
Bislang habe der Verein auch Teile des potenziellen Baulands für die logistische Versorgung der Kirmes von der katholischen Kirche als Eigentümerin nutzen können. Bei einer Bebauung sei dies nicht mehr möglich, manches an Logistik müsse wohl an anderer Stelle gelagert werden, die Parkplatzprobleme könnten auf diese Weise noch größer werden. „Im schlimmsten Fall könnte das Volksfest, eine der größten Veranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger, nicht mehr stattfinden.“
Kein alternativer Standort für Kürtener Kirmes
Alternative Standorte gibt es aus Sicht des Musikvereins nicht, der Karlheinz-Stockhausen-Platz stehe erst vor einer Umgestaltung, der Parkplatz an der Gesamtschule oder das Schulgelände seien keine realistischen Möglichkeiten. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen die Bebauung, der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in Kürten ist unbestritten.“
Der Musikverein wünsche aber eine „realistische Möglichkeit“, um das Bauprojekt mit der Bewahrung von Tradition und Brauchtum in Einklang zu bringen. Die Vorsitzende: „Vielleicht gibt es Möglichkeiten, gemeinsam Lösungen zu finden, die sowohl den Bedarf an Wohnraum als auch die kulturellen Bedürfnisse des Dorfes berücksichtigen.“
Auf der diesjährigen Kirmes, gefeiert am 22. und 23. Juni, hatten unter anderen die Coverbandmusiker der Donkies (Samstag, ab 21 Uhr) und die Blasmusiker der Lordis (Sonntag ab 17 Uhr) auf der Bühne gestanden. Am Sonntag sorgten auch die unterschiedlichen Orchester des Musikvereins für eine fast durchgängige Unterhaltung der Besucher. Bei Protesten der neuen Anwohner könnte dies nicht mehr möglich sein, befürchtet der Musikverein.
Antwort auf Lärmprobleme
Auf einer Infoveranstaltung Anfang Oktober war der mögliche Bauherr Markus Berghaus unter anderem auch auf die Lärmproblematik eingegangen. Er hatte darauf hingewiesen, dass die Kürtener Kirmes seit Jahrzehnten im Oberdorf stattfinde und es immer eine an den Brauchtumsplatz angrenzende Wohnbebauung gegeben habe. Vier Mehrfamilienhäuser sollen nach den Plänen der Bauherrengemeinschaft auf dem 7000 Quadratmeter großen Gelände entstehen, vorgesehen sind auch Sozialwohnungen. Das Gelände wollen die Bauträger in Erbpacht von der Katholischen Kirche übernehmen.
Auch die Politik wird sich mit dem Brief des Musikvereins Kürten auseinandersetzen. In der Ratssitzung am Mittwoch, 30. Oktober, sollen die Politiker einen Bebauungsplan aufstellen und für einen Teilbereich nahe des Jugendzentrums plus Vorplatz eine Veränderungssperre erlassen. Bürgermeister Heider spricht von der „Nutzungserhaltung des Jugendzentrums“, die neue Wohnbebauung lasse eine Einschränkung der bisherigen Nutzungen auf dem Gelände des Jugendzentrums befürchten. Auch die Kürtener Kirmes sei ohne einen adäquaten Schallschutz und ausreichende Flächen „nicht mehr durchführbar“.
Auch Proben von Chören und Ostern im Jugendheim/Jugendzentrum könnten betroffen sein. „Somit wäre ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Kürten gefährdet.“ Mit einer Veränderungssperre ist die Verwaltung in der Lage, bestimmte Anträge abzulehnen. Ohne eine Sperre sei , so die Gemeinde, zu befürchten, dass sowohl Kreis-Bauaufsicht als auch Gemeinde keinen rechtlichen Einfluss auf das Projekt hätten. Die Sperre, sofern beschlossen, hat eine Gültigkeit von zwei Jahren.