Ab Januar führt der Kölner Unternehmen Alexander Steffens das Kürtener Hallenbad. Mit Hotel und Seniorenwohnungen hat er große Pläne.
Kürtener HallenbadOffene Fragen und vorsichtiger Optimismus bei den Politikern
„Geben wir ihm eine Chance“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Kürtener SPD, Jürgen Schmidt. Nach der Vorstellung der Splashbad-Pläne im Gemeinderat durch den neuen Investor Alexander Steffens aus Köln herrscht in der Kürtener Politik eine Mischung aus vorsichtigem Optimismus und Abwarten. Gejubelt wird aber nicht: Zu oft waren die Erwartungen der Politiker später enttäuscht worden, und Hotelpläne hatte es in der Vergangenheit mehrfach gegeben für das Badgelände.
Zuletzt war das Geld fürs Schulschwimmen ein Streitpunkt. Nachdem Noch-Eigentümer Ibrahim Kabakci im September einseitig den Schulschwimmvertrag aufgekündigt hatte, standen die Zeichen eher auf Konfrontation.
Mit Alexander Steffens soll jetzt vieles aus Sicht der Politiker anders, besser werden. Der Kölner Unternehmer übernimmt ab Januar Bad und Fitnesscenter. Mittelfristig will Steffens das alte Bad abbrechen und eine Hotelanlage mit Hallenbad bauen, auch Altenwohnungen auf dem jetzigen Badareal sollen kommen.
Das neue Hotelbad soll für Schul- und Vereinsschwimmen genutzt werden können, ebenso für die Öffentlichkeit. Hier hatten die Politiker zuletzt befürchtet, dass die Kürtener Kinder komplett auf dem Trockenen sitzen könnten. „Jetzt müssen Taten folgen“, sagt SPD-Mann Schmidt nach der Präsentation im Kürtener Gemeinderat. Alternativen habe die Gemeinde keine gehabt, auch das Schulschwimmen in Bad-Lkw sei für ihn keine. „Wir drücken ihm die Daumen für sein Projekt.“
Positive Dinge zum Kürtener Splash-Bad
Offenbar sei es dem neuen Eigentümer auch darum gegangen, das 40 000 Quadratmeter große Grundstück am und ums Bad herum zu erwerben und für Hotel und Seniorenwohnungen zu nutzen. Dieses Interesse sei ja legitim. Er, Schmidt, habe gar nicht gewusst, dass dort noch so ein großes Grundstück sei. Dass bereits vor dem Eigentumsübergang erste Reinigungsarbeiten am Bad stattgefunden hätten, sei positiv zu bewerten.
„Jetzt kann das Schulschwimmen in nächster Zeit für das gleiche Geld fortgeführt werden“, sagt Schmidt. Aus seiner Sicht sei Steffens das Projekt zuzutrauen. „Welche Alternativen hätte es gegeben? Im Prinzip keine.“ Nun sei das Schulschwimmen für das nächste gesichert, eine wichtige Sache für die Gemeinde. Steffens sei ein Privatunternehmer,der Projekte mit Fachleuten realisiere. „Sein Vorgehen ist üblich“, meint Schmidt.
Schon viel erlebt
Jochen Zähl, Fraktionsvorsitzender der CDU, hatte an der Ratssitzung nicht teilnehmen können. Im Ältestenrat war er von Bürgermeister Willi Heider und dem Allgemeinen Vertreter Willi Hembach informiert worden über die neuesten Entwicklungen.
Bei Zähl schwingt eine gewisse Skepsis mit: „Wir haben schon zuviel erlebt mit dem Bad. Da kann ich nicht gleich in lautes Klatschen und Jubel ausbrechen.“ Die Gemeinde habe jetzt ein halbes Jahr Zeit für Schulschwimmen gewonnen, das sei positiv.
Bei der Ausgestaltung des künftigen Schulschwimmens in einem Hotelbad sehe er derzeit noch manches Fragezeichen. „Geschwommen wird dann im Bauch des Hotels“, meint Zähl. Da müsse später über die Abläufe mit den Hotelgästen gesprochen werden. „Aber noch gibt es ja gar keine Planung“, räumt der Politiker ein.
Dass der Neu-Eigentümer direkt eine Putzkolonne durch das Bad „gejagd“ habe, zeige das Interesse an derr Freizeitanlage. „Unterm Strich haben wir ein halbes Jahr Zeit gewonnen“, meint Zähl. Zu späterer Zeit müsse über die Dinge im Bebauungsplan am Bad gesprochen werden, schließlich gehe es um den Bau eines Hotels.
„Es kann ja nicht mehr schlechter werden“, meint sarkastisch der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Michael Hardt. Die Gemeinde trage nur ein relativ kleines Risiko am Projekt. „Mal abwarten, was in den nächsten Monaten passiert“, meint der Grüne. Dass die Gemeinde die Gelder ans Bad höchstens einen Monat voraus an den Eigentümer zahle, minimiere die Risiken weiter.
Ohne den Einstieg von Steffens wäre das Schulschwimmen nicht mehr möglich gewesen. „Das wäre es dann gewesen mit dem Schwimmen für die Kürtener Kinder“, sagt der Grünen-Politiker. Die Gemeinde habe Zeit gewonnen, alles weitere müsse nach den ersten sechs Monaten abgewartet werden.
„Wir sind froh über den Betreiberwechsel“, kommentiert Mario Bredow, Fraktionsvorsitzender der FDP, die Entwicklung. „Ich hoffe, dass sich die Erwartungen erfüllen.“ Enttäuschungen habe es schon sehr viele gegeben.
Werner Conrad, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, geht seit einiger Zeit regelmäßig zum Schwimmen ins Kürtener Bad. „Da ist schon manches passiert in den letzten Wochen“, weiß er zu berichten: Das Wasser im Becken sei wärmer geworden,vor dem Badeingang hätten Mitarbeiter aufgeräumt. Der erste Eindruck für die Besucher sei ja wichtig.
„Das ist alles sehr positiv“, findet Conrad. Allerdings habe der Eigentümer auch ausgeführt, dass er noch nicht in die Katakomben des Bades hinabgestiegen sei – hier hatte der Voreigentümer zuletzt auf größeren Sanierungsbedarf bei der Technik hingewiesen.
Der neue Investor habe grundsätzlich auf ihn und seine Fraktionskollegen einen seriösen Eindruck hinterlassen. Eine andere Chance für das Schulschwimmen gebe es für die Kommune nicht. Nun müsse man abwarten, wie sich zur Jahresmitte die finanziellen Dinge verhielten.
In welche Richtung es dann gehen könnte, könne noch niemand sagen. Die Politiker hätten aber auch für sich Zeit gewonnen: Im neuen Jahr stehe mit der Entscheidung über die Schulsanierung Wichtiges bevor.