Gesprächsbedarf beim HallenbadKürtener Schulschwimmen soll teurer werden
Kürten – In diesen Tagen wird beim Kürtener Bad-Eigentümer Ibrahim Kabakci das Telefon klingeln. Am anderen Ende der Leitung wird dann Willi Hembach sein, der Allgemeine Vertreter von Bürgermeister Willi Heider. Zu erwarten ist ein Anruf der wichtigen Art.
Die beiden werden über das Schulschwimmen sprechen. Insbesondere über die Bezahlung, die die Gemeinde für die Schulschwimmkinder an das privat betriebene Hallenbad im Ortsteil Broch erbringt. Und über die Preiserhöhung, die Kabakci vorschlägt. Im Kürtener Hallenbad (ehemals Splash) lernen die Kürtener Grundschüler schwimmen. Auch der Schwimmunterricht der Gesamtschüler findet dort statt.
Beratungen gehen weiter
„Wir brauchen noch weitere Informationen“, erklärt Hembach den Hintergrund seines Anrufs auf Nachfrage. So hatten es auch vor ein paar Tagen die Politiker sinngemäß formuliert, als sie im Kürtener Schul-, Generationen- und Sozialausschuss über den Wunsch des Bades sprachen, die Kosten fürs Schulschwimmen anzuheben.
Dieser Fachausschuss entscheidet über das Anliegen des Badeigentümers. Hembach spricht von „tiefergehenden Auskünften“, die die Gemeinde benötige. Im Raum steht der Wunsch des Freizeitbads, die Gelder pro Schwimmkind von jetzt 3,50 Euro auf 6,50 Euro zu erhöhen.
„Es stimmt, diese Pauschale ist seit Jahren nicht erhöht worden“, bestätigt Hembach eine Aussage des Badeigentümers. Zuletzt hatte die Gemeinde auch die Betriebskostenpauschale fürs Bad angehoben, von 210.- auf 240.000 Euro mit jährlichem Preisanstieg nach Kostenindex.
Die Summe liegt 2022 bei rund 243.000 Euro. Die 3,50-Euro-Kopfpauschale stammt noch aus den Jahren vor 2010, sie hatte der damalige Badeigentümer Franz Kremers mit der Gemeinde ausgehandelt. Wie sich die Gemeinde positionieren wird, ist noch nicht festgezurrt.
Steigende Ausgaben
„Die Kosten sind für private Badbetreiber drastisch gestiegen“, führt Hembach aus. Da gelte es abzugrenzen gegenüber den kommunalen Bädern, die eine andere Absicherung hätten. Übergangsweise hatte die Kommune vorgeschlagen, die Preise je Schwimmkind auf fünf Euro anzuheben und ab Mitte 2023 auf vier Euro zu gehen, dann mit jährlichem Anstieg nach Kostenindex; auch die Absenkung der Wassertemperatur sei zu beachten. Kabakci hatte vorgetragen, er müsse ab Januar das 18-fache seines bisherigen Gaspreises zahlen. Das sei für ihn nicht leistbar.
Ohne das Hallenbad vor der Haustüre müsste die Gemeinde versuchen, das Schulschwimmen in anderen Kommunen „einzukaufen“. Längere Busfahrten für die Schüler wären die Folge. Kosten müssten gegengerechnet werden.
Kürten: Umstrittenes Projekt
Das Kürtener Hallenbad hat eine sehr bewegte Geschichte. 1997 als kommunales Spaßbad Splash mit „Bergischer Waldsauna“ eröffnet, nach Ideen des damaligen Gemeindedirektors Walter Müller und seines Bürgermeisters Ernst-Otto Bettge. Von manchen Kürtener Badegästen heiß geliebt, von anderen bekämpft. Aus der Bad-Protestbewegung entstanden seinerzeit die Freien Wähler (damals „Bürger für Bürger“, BfB). Nach Millionenverlusten für die Gemeinde wurde es 2007 geschlossen.
Es folgte eine Investorensuche, bei der zeitweilig auch eine Edelfischzucht übernehmen sollte. Ein Verkauf an ein Bäderunternehmen vom Bodensee scheitert knapp. 2008 erwirbt das Splash der Kürtener Unternehmer Franz Kremers für den symbolischen Preis von einem Euro von der Gemeinde. Im Herbst 2018 verkauft es Kremers an die Geschäftsleute Ibrahim Kabakci und Yavuz Ceyhan.
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2021 folgt der Umbau zu einem Hallenbad mit Fitnesszentrum, Rehaschwimmen und Physiobereich. Der Spaßbereich verschwindet, für Nichtschwimmer wird im 25-Meter-Becken eine Art Becken im Becken eingebaut. Über Teile von zwei Schwimmbahnen gezogen, erlaubt es Nichtschwimmern, auch im Schwimmerbecken auf dem Boden zu stehen und sicher zu üben. Für ihren Schwimmunterricht nutzen die Kürtener Schulen das eingebaute Edelstahlbecken seitdem sehr intensiv.