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Für 1,2 Millionen Euro Gemeinde Kürten baut neue Unterkünfte für Geflüchtete

Lesezeit 4 Minuten
Das Gelände der ehemaligen Jugendherberge Kürten ist gerodet worden.

Auf dem Gelände der ehemaligen Jugendherberge sollen die Wohnmodule aufgestellt werden.

Die Gemeinde wird 60 Geflüchtete in Wohnmodulen auf dem Gelände der alten Jugendherberge unterbringen. Auch die Alte Schule Eichhof wird genutzt.

1,2 Millionen Euro investiert die Gemeinde: Auf dem Gelände der ehemaligen Jugendherberge am Wiedenhof/Im Heidgen in Kürten werden Wohnmodule für Geflüchtete errichtet. Mit dreigeschossigen Wohneinheiten plant die Gemeinde, etwa 60 Personen sollen untergebracht werden.

Rodungsarbeiten haben bereits stattgefunden. In den nächsten Wochen werden die Versorgungsanschlüsse für die Wohnmodule verlegt. Der Hauptausschuss hat der Investition einstimmig zugestimmt; als Eilentscheidung, weil die Gemeinde dringend neuen Wohnraum für Geflüchtete benötigt.

Laut Bürgermeister Willi Heider ist ein Rückkauf durch den Herstellers in fünf Jahren möglich, falls der Standort Jugendherberge dann durch den Bau eines festen Hauses an anderer Stelle im Gemeindegebiet nicht mehr benötigt wird.

Die alte Jugendherberge von Kürten.

Die Jugendherberge Kürten kurz vor ihrem Abriss im Jahr 2007.

In drei bis vier Monaten sollen die Wohneinheiten lieferbereit sein, sagt der Bürgermeister; voraussichtlich im April oder Mai könnte die Nutzung starten. Ob später weitere Module auf dem ehemaligen Jugendherbergsgelände aufgestellt werden, ist in der Verwaltung offen.

Das hänge von der Entwicklung der Geflüchtetensituation ab, sagt der Bürgermeister. Derzeit sind in den verschiedenen Unterkünften 223 Menschen untergebracht, 247 Plätze gibt es, 23 sind demnach frei. Die Gemeinde erwarte weitere Geflüchtete in den nächsten Wochen, sagt Heider.

Kürten: 60 Personen am Wiedenhof untergerbacht

Das Projekt am Wiedenhof wird mit 60 Personen die größte Geflüchtetenunterkunft in Kürten werden. „Wir haben keine andere Möglichkeit“, erklärt Heider. Für Grundstücke in Dürscheid, Waldmühle oder Bechen liefen Prüfungen. Bis ein Bebauungsplan entwickelt sei und gebaut werden könnte, dauere es bis zu fünf Jahre. Diese Zeit habe die Gemeinde nicht.

Auf Bitten des Fluchtpunkts Kürten werden am Wiedenhof auch Gemeinschaftsräume für eine Sozialbetreuung mitgeplant; Hausaufgabenbetreuung oder Deutschkurse könnten hier stattfinden, meinen die Ehrenamtler.

Im Jahr 2007 wurde die Jugendherberge abgebrochen.

Im Jahr 2007 wurde die Jugendherberge Kürten abgebrochen.

Die soziale Einbindung der Menschen in ihrem neuen Wohnort sei wichtig, heißt es von den Aktiven. Die Unterbringung soll nach den Worten des Bürgermeisters kleinteilig sein, in Wohneinheiten mit vier, sechs oder acht Menschen, für die es jeweils Küchen- und Sanitätsbereiche gebe.

Hilfe bei der Selbstorganisation

In anderen Unterkünften teilen sich bis zu 20 Personen Toilette und Küche, was laut Fluchtpunkt zu Konflikten führt. Die Menschen benötigten eine Anleitung von außen, um sich in de Häusern zu organisieren. Mit der kleinteiligen Organisation will die Gemeinde jetzt dagegen steuern.

In der Kürtener Jugendherberge lebten von 1992 bis 2003 Kriegsflüchtlinge vom Balkan, geführt wurde das Haus als „Wohnheim für Asylbewerber“. 2003 untersagte der Kreis aus Brandschutzgründen eine Weiternutzung. 2007 brach die Gemeinde das aus dem Jahr 1928 stammende Jugendherbergshaus ab. Seitdem lag die Fläche frei.

Ideen für eine Wohnsiedlung oder ein Seniorenzentrum wurden immer mal wieder diskutiert. Zuletzt sollte die Erschließungs-GmbH hier Bauland entwickeln. Mit der neuen Nutzung rücken diese Ideen zunächst nach hinten.

Umbau der alten Eichhofer Schule

Auch im Ortsteil Eichhof bewegt sich etwas: In den nächsten Wochen ziehen erste Bewohner in die Alte Schule ein. Seit kurzem hat die Gemeinde Sanitäranlagen auf dem Gelände der ehemaligen Schule errichtet, im Innern des Gebäudes laufen Vorbereitungen für die provisorische Aufnahme von 20 männlichen Geflüchteten. Weil der Sanitärbereich in der Alten Schule nicht geeignet ist für eine Nutzung, hatte sich die Gemeinde für das Aufstellen der mobilen Anlage entschieden.

Laut Amtsleiterin Monika Chimtschenko könnte das Gebäude bis zu fünf Monate als Unterkunft genutzt werden, die Personen sollen nur vorübergehend in der Alten Schule wohnen. Erst nach dem Auszug der Bewohner wird in Kürten über die Weiternutzung der Immobilie entschieden.

Hier hatte Bürgermeister Willi Heider (parteilos) zuletzt betont, dass nach einer möglichen Sanierung Einnahmen durch die Nutzer erzielt werden sollten; dies hatte zuvor bereits die CDU gefordert. IG Eichhof-Sülze, Musikschule Kürten, die Kindertagesstätte in Eichhof und die Stockhausen-Stiftung Kürten wären nach Ansicht der Gemeinde Interessenten, die die Räume nutzen könnten.

Mobile Toilettenanlage vor der Alten Schule in Eichhof.

Mobile Toilettenanlage vor der Alten Schule in Eichhof.

Das Gebäude, 1953 /54 als zweiklassige Volksschule gebaut, sei jedoch dringend sanierungsbedürftig, zuletzt hatte der Bürgermeister eine Summe von 490 000 Euro genannt. Diese stamme jedoch aus dem Jahr 2013 und beinhalte weder Dämmung noch energetische Maßnahmen. Tatsächlich werde eine Sanierung teurer werden.

Seit 1991 habe die Gemeinde keine größeren Investitionen in die Substanz vorgenommen, nur das Dach der Pausenhalle neueingedeckt. Bei der IG Eichhof-Sülze geht man hingegen davon aus, dass keine größeren Sanierungen erforderlich sind.

Aufgrund der jüngsten Entwicklung hat die Verwaltung Anträge aus der Politik zurückgestellt. So hat die CDU-Fraktion eine unabhängige Begutachtung des Gebäudes gefordert, die SPD möchte eine Entscheidung über die Nutzung mit Ermittlung des Investitionsbedarfs und die AfD spricht von Erhalt und Weiterentwicklung der Alten Schule.


Bürgerversammlung für Anlieger in Kürten und Eichhof: Donnerstag, 2. Februar, 18 Uhr, Bürgerhaus Kürten, Karlheinz-Stockhausen-Platz