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JubiläumBiesfelder Schützen feiern ihr 100-jähriges Bestehen

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt die Mitglieder der Biesfelder Bruderschaft im Jahre 2024.

Die Mitglieder der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Kürten-Biesfeld im Jahre 2024

Vom 31. Mai bis 2. Juni feiern die Biesfelder Schützen ihr Schützenfest zum 100-jährigen Bestehen

In einem Kloster am Niederrhein geschieht in diesen Tagen Wichtiges für die Biesfelder Heimatgeschichte. Die Vereinsfahne, die sich die Biesfelder St. Sebastianus Schützen ein Jahr nach ihrer Gründung anno 1924 gaben, wird von den Schwestern von Mariendonk umfassend restauriert. Es sind nur noch wenige Spezialisten, die dies überhaupt können. Die Nonnen aus Mariendonk, berichtet Wilbert Klein, der Geschäftsführer der St. Sebastianus Bruderschaft, nähmen sich der Fahne gerne an.

Zum großen Schützenfest vom 31. Mai bis 2. Juni, das zum 100-jährigen Bestehen ausgerichtet wird, soll das historische Stück glänzen wie neu. Die Schützen freuen sich sehr auf die Rückkehr ihrer Fahne. Die 1920er-Jahre sind allerorten die große Zeit der Vereinsgründungen gewesen. Bei den St. Sebastianus- oder Hubertus-Bruderschaften im Bergischen Land gab es in dieser Zeit zahllose Gründungen, und auch die Biesfelder reihen sich in diese Riege ein.

Nach dem Weltkrieg

Es waren die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, in denen die Menschen Halt suchten, das Kriegsende mit den unendlich vielen Gefallenen lag kaum sechs Jahre hinter den Männern. Die meisten, die damals zur Gründung schritten, werden im Felde gewesen sein und die Nöte und Leiden erlebt haben.Zurück in der Heimat war es schwer, oft waren Frauen und Kinder den Männern fremd geworden, und Arbeit gab es kaum.

Die Goldenen Zwanziger gab es vielleicht in Berlin, nicht aber in Biesfeld. In Katen lebten die Menschen mehr schlecht als recht, Arbeit war kaum vorhanden. Im Erzrevier von Bensberg verdingten sich viele Männer, als Tagelöhner und Handlanger gab es Hungerlöhne. Bauern gab es auch, und wer einen Hof hatte, zählte zu den Begüterten. Diejenigen, die sich in Biesfeld im Jahre 1924 zusammentaten, mögen sich gegenseitig Beistand und Kraft gegeben haben.

Im Schutze der Pfarrkirche, in ihrer jetzigen Form 1909 aufgerichtet, sammelten sich die Männer unter dem Patronat des heiligen Sebastianus. Um die Kirche werden einige wenige Häuschen gestanden haben, mit dem Gasthaus Zur Post als zweitem Mittelpunkt. Die Fahrstraße war noch nicht asphaltiert, und statt der heutigen Autos verkehrten Fuhrwerke, bespannt mit Ochsen oder Pferden. In dieser Zeit schickte auch die Wupsi ihre ersten Linienbusse aufs Land.

50 Herren kamen

Sechs Tage in der Woche wurde von morgens bis abends gearbeitet. Nur am Sonntag gab es ein wenig Freiraum. Georg Meyer aus dem Weiler Hähn bei Biesfeld soll es gewesen sein, der die Idee der Bruderschaft hatte; vormals soll er in der schon 1869 gegründeten Dürscheider Bruderschaft aktiv gewesen sein.

50 Männer sollen dem ersten Aufruf gefolgt sein, bekannt sind die Familiennamen Irlenbusch, Brochhagen, Braß, Dieper, Höller, Stelberg und Müller. Die Neugründung der Bruderschaft wird sich im Dorf schnell herumgesprochen haben, und es ist anzunehmen, dass nahezu alle im Dorf mitmachten. Die Anschaffung einer Vereinsfahne wenige Zeit später wird für die Männer eine unerhörte Begebenheit gewesen sein. In Köln wurden Krawatten und Hüte organisiert, Schützenjacken kamen später.

Das erste Gruppenfoto

Für 250 Reichsmark bestellten die Biesfelder 1925 eine Vereinsflagge bei der Deutschen Fahnenfabrik. Frack und Zylinder waren angesagt, als sich die Herren 1925 zu einem ersten Gruppenfoto mit neuer Flagge versammelten. Viele werden auf diesem Foto das erste und einzige Mal überhaupt in ihrem Leben fotografiert worden sein. Leider sind von den rund 30 Männern nur drei mit Namen präzise zuzuordnen: Urban Steinkrüger, Josef Müller als damaliger Schützenkönig und Alois Irlenbusch.

Zu den Schützenfesten in Offermannsheide, Olpe, Kalkofen, Waldbruch, Linde und Lindlar fuhren die Biesfelder mit einem geschmückten Milchlaster von Schützenbruder Willi Ossenbach. Über die Zeitläufte hinweg hat sich vieles in der St. Sebastianus Bruderschaft Biesfeld verändert. Zu Anfang der 1950er-Jahre wurden Schützenjacken angeschafft. Jeder Schütze zahlte dafür fünf Mark in eine Sonderkasse ein. Wer wann eine Jacke bekam, wurde ausgelost.

Eine Glocke gestiftet

Den Kaufpreis von 65 Mark konnte sich kaum jemand leisten. 1954, zum 30-jährigen Bestehen, weihten die Schützen einen ersten Schießstand ein. Aus dem Überschuss von zwei Schützenfesten kauften die Schützen der Biesfelder Kirche eine Glocke, die Sebastianusglocke; 2385 Mark kostete die Anschaffung. Ab Mitte der 1980er feierten die Schützen legendäre Discoabende, bis zu 1000 Gäste kamen. 1992 öffnete sich die Bruderschaft für Frauen und Mädchen, heute aus der Schützenfamilie nicht mehr wegzudenken.

2003/2004 errichtete die Bruderschaft den heutigen Schützenplatz in Eigenregie. Der Platz wurde über die Jahre immer wieder verändert und verschönert. Mittlerweile hat der Platz vieles erlebt: Vatertagstreffs, Karnevalspartys und jedes Jahr, Ende Mai, das Schützenfest.


Der Festablauf

Freitag, 31. Mai 18 Uhr: Prinzenschießen, Neon-Party mit DJ Max, Musik aus den 80ern und 90ern. Kostümprämierung.

Samstag, 1. Juni ab 14 Uhr: Familien- und Kinderfest mit Kinderdisco. Der Eiswagen kommt. 15.30 Uhr: Königsvogelschießen, Bambinischießen. Anschließend: Bürgervogelschießen. 21 Uhr: Timo Schwarzendahl live 21.30 Uhr: Torben Klein live

Sonntag, 2. Juni 7.30 Uhr: Wecken der Schützen 10 Uhr: Festmesse in der Biesfelder Kirche anschließend: Gedenken der Verstorbenen am Ehrenmal danach: Frühschoppen mit Livemusik von „State of Mind“. ab 15.30 Uhr: Festzug durch Biesfeld, anschließend: Krönungsfeier, anschließend: Großer Zapfenstreich Alle Veranstaltungen finden auf dem Schützenplatz statt. An allen Tagen ist der Eintritt frei.