Laut Kreisvorstand drohte ein „Abwahlverfahren“ – Ambrosini: „Konzentration aufs Jura-Examen“.
Außerordentlicher KreisparteitagVize der CDU in Rhein-Berg tritt zurück
Der Bergisch Gladbacher Fabrice Ambrosini ist als stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU Rhein-Berg zurückgetreten. Das bestätigte der Jurastudent auf Nachfrage dieser Zeitung. Laut dem CDU-Kreisvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Dr. Hermann-Josef Tebroke kam Ambrosini mit der Ankündigung seines Rücktritts am Freitagabend einer „drohenden Abwahl“ zuvor.
Für Samstag hatte der CDU-Kreisvorstand einen außerordentlichen Kreisparteitag im Bürgerzentrum Schildgen angesetzt, zu dem Pressevertreter nicht eingeladen waren, der auch „teils unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ stattfand, wie Tebroke auf Anfrage der Redaktion im Nachgang erläuterte.
Juristische Schritte eingeleitet
Der Grund sei die Wahrung von Persönlichkeitsrechten gewesen, so Tebroke. Auf diesem Parteitag hätte der Kreisvorstand der Kreisversammlung „nahegelegt“, das Mandat, das sie Ambrosini mit der Wahl zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden erteilt hatte, zurückzuziehen, so Tebroke. Zu diesem Abwahlverfahren nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch sei es aber wegen des Rücktritts von Fabrice Ambrosini nicht mehr gekommen.
Zu den Gründen für den Schritt des Kreisvorstands, Anfang April 2024 den außerordentlichen Parteitag zur damals noch vorgesehenen Abwahl Ambrosinis einzuberufen, äußert sich Tebroke nicht. Nach Informationen der Redaktion geht Ambrosini seit einiger Zeit bereits juristisch gegen mögliche Äußerungen zu den Gründen vor.
Mit Rücktritt Ressourcen freimachen
Ambrosini selbst schickt auf Anfrage am Wochenende zunächst eine schriftliche Erklärung, die er nach eigenem Bekunden auch bei der Kreisversammlung verlesen hat, lässt dann aber eine Veröffentlichung juristisch untersagen. Mündlich erklärt er daraufhin im Gespräch mit dieser Zeitung, dass er zurückgetreten sei, um „Ressourcen freizumachen“, da er sich zurzeit im Examen seines Jurastudiums befinde und er zudem für eine „Zusammenarbeit mit dem Kreisvorstand“ als stellvertretender Kreisvorsitzender keine Basis mehr sehe.
Die „politische Bewertung“, die zum geplanten Abwahlverfahren geführt hätte, wenn Ambrosini dem nicht mit seinem Rücktritt zuvorgekommen wäre, sei unabhängig von einer juristischen Auseinandersetzung vorgenommen worden, so CDU-Kreisparteichef Tebroke auf Nachfrage. In einer schriftlichen Erklärung des CDU-Kreisverbands heißt es, dass der Kreisvorstand „das Vertrauen in eine weitere Zusammenarbeit mit Fabrice Ambrosini verloren hatte“.
Neue stellvertretende Kreisvorsitzende
Erneut seien die gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe „falsch und konstruiert“, so Ambrosini im Gespräch mit dieser Zeitung. Um „Druck aus der Angelegenheit zu nehmen“, werde er sich „vorübergehend teilweise aus der Politik zurückziehen“, so Ambrosini weiter. Zugleich kündigt er an, nach seinem Rücktritt als stellvertretender Kreisvorsitzender weiterhin als Kreisvorsitzender der Jungen Union aktiv bleiben zu wollen. Und mehr noch: Er könne sich nach „Abschluss der Sache“ vorstellen, erneut für den „CDU-Kreisvorstand in anderer Konstellation“ zu kandidieren.
Beim Kreisparteitag der CDU am Samstag wählten die Anwesenden, unter denen sich nach übereinstimmender Aussage von Teilnehmern auch eine Reihe von Mitgliedern der Jungen Union befand, mit großer Mehrheit von rund 90 Prozent der abgegebenen Stimmen die Odenthalerin Isabell Johann als neue stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende. Laut einer nach dem Parteitag versendeten Pressemitteilung von CDU-Kreisgeschäftsführer Lennart Höring erhielt sie 139 von 155 abgegebenen Stimmen bei zehn Gegenstimmen und sechs Enthaltungen.
Den Umstand, dass 155 Parteimitglieder am Samstagfrüh um 9 Uhr zu einem außerordentlichen Parteitag kamen, wertet Kreisparteichef Tebroke als Zeichen dafür, wie groß das Interesse und die Beschlusskraft der CDU-Mitglieder seien, diese „Angelegenheit zu lösen“. Auch Fabrice Ambrosini war beim Parteitag anwesend und sprach zu den Parteimitgliedern.
„Wir haben im Vorfeld viele Gespräche geführt und uns die Sache alles andere als leicht gemacht“, sagt CDU-Kreisparteichef Tebroke. „Für unseren Teil ist sie damit abgeschlossen.“