Grünes Licht vom StadtratBlau-Grüne Klimaachse Leichlingen soll Starkregen ausbremsen
Leichlingen – Das Wort Starkregen können die Leichlinger nicht mehr hören. Nachdem die Stadt 2018 und 2021 schon zwei Mal von massiven Überflutungen heimgesucht worden ist, zucken die Betroffenen bei jeder Unwetter-Warnung zusammen, haben die Wupper und normalerweise beschauliche Bäche ihre Unschuld verloren, schleppen viele, wie auch am Freitag vergangener Woche wieder geschehen, bange Sandsäcke vor Türen und Kellerschächte.
Die extremen Wassermassen aus Mega-Gewitterzellen, die der Klima- und Wetterwandel mit sich bringt, lassen sich nicht wegdiskutieren. Aber künftig vielleicht besser bändigen. Das ist das Ziel der „Blau-Grünen Klimaachse Leichlingen“, mit der sich die Stadt für künftige Starkregen wappnen will und mit der sie jetzt ernst macht.
Über das Modell der „Schwammstadt“, die größere Wassermengen aufsaugen kann, wird viel geredet. Die Blütenstadt ist ganz vorne mit dabei, die Idee auch umzusetzen. Das aus unterirdischen Zisternen, offenen Rinnen, Mulden und Versickerungsanlagen bestehende System ist ein Pilotprojekt, das von der Bundesregierung mit 800.000 Euro gefördert wird. Der Stadtrat hat jetzt grünes Licht für die Planung des städtischen Abwasserbetriebs gegeben, an der mehrere Fachämter und Ingenieurbüros beteiligt sind.
Naturnahe Wasserrinnen
Entstehen soll ein System aus naturnahen Bachläufen, das sich vom Johannisberg aus bergabwärts bis zur Neukirchener Straße erstreckt und bei Starkregen überschüssiges Wasser aufnimmt, Kanäle entlastet und Überflutungen abpuffert. Die Hauptachse beginnt im bislang kanalisierten Quellbereich am Klosterberg und folgt dem Wilhelm-Gödderts-Fußweg bis zum Rathausparkplatz. Überschüssiges Wasser wird in großen Zisternen gesammelt und kann so sinnvoll zur Bewässerung von Wiesen, Beeten und Bäumen genutzt werden. Wenn die Speicher bei Dauerregen voll sind, wird das überlaufende Wasser versickert.
Mit ins Boot geholt werden müssen auch die Wohnungsgesellschaften von Cremers Weiden, denn Zuflüsse zu dem neuen Wasserlauf führen von den Grünflächen und Dachrinnen der Siedlung zu der Mulde. „Insgesamt könnten so bis zu einem Hektar Dachfläche mit einem Jahresniederschlag von knapp 10.000 Kubikmetern Regenwasser neben circa 30.000 Kubikmeter Quellwasser der Kanalisation vorenthalten und dem Innenstadtraum insbesondere in den Sommermonaten oberflächig zur Verfügung gestellt werden,“ rechnet Fachbereichsleiter Tycho Kopperschmidt hoch.
Weil dadurch Wasser verdunstet, das Mikroklima verbessert wird und zusätzliche Grünzüge entstehen, ist auch die städtische Klimaschutzmanagerin Monika Meves von der Initiative fasziniert. Profitieren sollen davon auch Anwohner und Bürgerschaft, denn entlang der Blau-Grünen Achse sind beschattete Treffpunkte, neue Bäume, Bänke und Spiel- und Erlebnisbereiche mit Wasser vorgesehen, die an Hitzetagen willkommen sein werden. Im Budget sind dafür 56.000 Euro vorgesehen.
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Die Gesamtkosten sind mit mittlerweile 1,2 Millionen Euro veranschlagt worden, es könnte wegen derzeit „unvorhersehbaren Baukostensteigerungen“ aber auch noch teurer werden, spekuliert die Verwaltung. Das Geld ist nach Überzeugung des Abwasserbetriebs gut angelegt, denn es handele sich um nicht weniger als ein Generationenprojekt zur Ertüchtigung der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur. Nachdem das Ministerium die Förderung bewilligt hat, beginnen im Sommer Vermessungsarbeiten und Baugrund-Untersuchungen. 2023 sollen die Arbeiten in Auftrag gegeben werden, fertig werden soll die Umgestaltung bis Ende 2024.