AboAbonnieren

Partnerstadt in LitauenWie ein Gladbacher Karnevalsorden nach Marijampole kam

Lesezeit 3 Minuten

2,5 Tonnen Hilfsgüter haben die Aktiven des Vereins Hilfe Litauen Belarus von Gladbach nach Marijampole gebracht.

Bergisch Gladbach/Marijampole – Oft bewegt ein Hilfskonvoi viel mehr als „nur“ tonnenweise ganz praktische Güter zum Überleben – im Fall des jüngsten Konvois des Bergisch Gladbacher Vereins Hilfe Litauen Belarus in die Partnerstadt Marijampole hatte dieses Mehr mit einem auf den ersten Blick unscheinbaren Stück Metall zu tun. Genauer: mit einem Karnevalsorden aus der rheinisch-bergischen Kreisstadt.

Aber der Reihe nach: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat für viele in Europa neue Schwerpunkte gesetzt. So auch für den Verein Hilfe Litauen Belarus, der wie berichtet gemeinsam mit der Humanitären Hilfe Overath bereits zwei Hilfstransporte in die Ukraine organisiert hat.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Und doch vergessen wir unsere Freunde, Partner und auch besonders die sozial schwachen Menschen in unserer Partnerstadt Marijampole und Umgebung nicht“, sagt Ulrich Gürster, Vorsitzender von Hilfe Litauen Belarus.

Bereits parallel zum zweiten Hilfskonvoi in die Ukraine habe in den Lagerräumen des Vereins das „Lagerdreigestirn“ Dietmar Schur, Joachim Nix und Lagerleiter Günter Düren damit begonnen, die dringend benötigten Hilfsgüter für Litauen zu sortieren und für den Transport vorzubereiten.

Einige Anghörige sorgten sich um die Sicherheit der Fahrer

Je näher unterdessen der Tag der Abfahrt des Hilfskonvois Richtung Litauen kam, desto größer wurde auch das Unbehagen insbesondere bei den Angehörigen der acht Hilfstransporteure. Schließlich hatte Litauen gerade den Transitzugverkehr von Russland in dessen Exklave Kaliningrad für bestimmte von der EU-Sanktionsliste betroffene Güter eingestellt und sich damit nochmal mehr in Konfrontation mit dem russischen Nachbarn gebracht.

Die Hilfstransporteure hätten jedoch keinen Moment gezögert und seien mit drei Fahrzeugen und 2,5 Tonnen Hilfsgüter in die 1400 Kilometer entfernte Partnerstadt gestartet.

In 22 Stunden mit 2,5 Tonnen Hilfsgütern nach Litauen

Durch die Nacht ging’s nach Polen. „Die Mautstellen dort sind eine willkommene Abwechslung“, weiß der Schatzmeister Heinz-Bernd Padberg. Padberg zahlt mit Euro und erhält polnische Zloty zurück. „So kommen genug Zloty für einen morgendliche Kaffee für alle auf der Autobahnraststätte vor Warschau zusammen.“

Süßigkeiten haben die Hilfstransporteure für die Kinder dabei.

Nach rund 22 Stunden Fahrt war Marijampole erreicht, wo die Gladbacher Hilfstransporteure von Caritasleiter Pfarrer Gintaras und der Stellvertreterin Giedre Volff empfangen wurden.

16-Jähriger zum zweiten Mal beim Hilfskonvoi dabei

Noch vor dem Abendessen wurde abgeladen: Rollstühle, Rollatoren, Unterarmgehstöcke, Kopierpapier, Kartons mit Kleidung, Stapelstühle, Waschpulver, Nähmaschinen, Stoffe und vieles mehr. „Für die Kinder haben wir Süßigkeiten mitgenommen, welche wir verteilen“, so Dirk Ballsieper: „Die glänzenden Kinderaugen und das unbekümmerte Lächeln sind der größte Dank. Diesen reichen wir hiermit gerne an unsere Spender und Helfer weiter.“ Martin Gürster nickt zustimmend. Der 16-Jährige hat den Hilfstransport nach Marijampole bereits zum dritten Mal begleitet.

Bei zahlreichen Gesprächen vor Ort entstehen neue Hilfsprojekte. So benötigt das staatliche integrative Schulzentrum „Žiburėlio mokykla-daugiafunkcis centras“ dringend spezielle pädagogische Spielsachen für Kinder mit besonderen Behinderungen, welche der Staat nicht finanziert. „Auch hier können wir mit unserem Verein gezielt unterstützen“, sagt Wolfgang Weber, der mit seiner Frau Barbara den weihnachtlichen Sozialstand auf dem Gladbacher Weihnachtsmarkt leitet.

Begrisch Gladbacher Karnevalsorden für Bischof und Pfarrer in Marijampole

Zu den Vereinsfreunden in Marijampole zählen seit fast 30 Jahren auch der Bischof Rimantas Norvila und Pfarrer Arvydas Liepa. Gerne erzählen sie von den Anfängen und den vielen Schwierigkeiten der Hilfstransporte, als es noch keine Autobahn gab und man bis zu acht Stunden an jeder Grenze stehen musste. In diesem Jahr feierte Bischof Rimantas sein 25-jähriges Bischofsjubiläum.

Einen Karnevalsordens aus Bergisch Gladbach erhielt Marijampoles Bischof Rimantas Norvila von Ulrich Gürster (l.).

Nach der Festmesse übergab Dietmar Schur einen für den Bischof gedrechselten Engel und Ulrich Gürster im Auftrag der Karnevalsgesellschaft Löstige Stänedräjer auch deren Karnevalsorden. Auch Pfarrer Arvydas erhielt den Orden mit besten Grüßen vom Präsidenten der KG Löstige Stänedräjer, Dietmar Köster. Beide verbindet eine tiefe Freundschaft.

Zeigt stolz seinen Stänedräjer-Karnevalsorden: Arvydas Liepa.

„Vor drei Jahren erfüllte Dietmar Köster dem schwer herzkranken Pfarrer den Wunsch, in Gladbach beim Karnevalszug mit ihm auf dem Karnevalswagen mitzufahren“, erinnert sich Gürster. „So war der Orden von dort etwas ganz Besonderes.“