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Seit 80 Jahren JägerWie ein Gladbacher mit 98 Jahren noch auf die Jagd geht

Lesezeit 3 Minuten

Für 80 Jahre engagierte Mitgliedschaft in der Kreisjägerschaft ist der ehemalige Kreisveterinär Dr. Günther Schlieker (2.v.l.) von Landesjagdverbandspräsidentin Nicole Heitzig geehrt worden. Unter den Gratulanten auch Manfred Heindl und Manfred Reul (v.r.n.l.).

Bergisch Gladbach – Ehrung 25 Jahre Engagement in einer Organisation oder Vereinigung sind bereits höchst ehrenhaft, 50-jährige Aktivität schon recht selten. Wofür der langjährigen Kreisveterinär des Rheinisch-Bergischen Kreises, Dr. Günther Schlieker, jetzt allerdings im Spiegelsaal des Bergischen Löwen ausgezeichnet wurde, übertrifft alles. Für unfassbare 80-jährige Mitgliedschaft in der hiesigen Jägerschaft wurde der 98-Jährige gewürdigt – und sein damit verbundenes außerordentlichen Engagement für Jagd und Naturschutz.

Ehrennadel musste eigens angefertigt werden

Für die Ehrung wurden eigens eine besondere Urkunde und Ehrennadel angefertigt – echte Unikate, denn auf eine derartig lange Mitgliedschaft „hat bisher in ganz NRW wohl noch niemand zurückblicken können“, wie Hegeringleiter Manfred Reul bei der Auszeichnung betonte.

Im Rahmen des Festaktes, dem das Bläsercorps Bergisch Gladbach – Odenthal unter Leitung von Martin Winkel einen festlichen und würdigen Rahmen verlieh, würdigten den Jubilar sowohl die Erste Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Bergisch Gladbach, Anna Maria Scheerer, als auch der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Manfred Heindl, und Kreisveterinär Dr. Thomas Mönig. Überreicht wurde die außergewöhnliche Ehrennadel von der eigens angereisten Präsidentin des Landesjagdverbandes NRW, Nicole Heitzig.

Mit 98 Jahren noch bei Treibjagden aktiv

Als Leiter des Veterinäramtes des Rheinisch-Bergischen Kreises wurde Schlieker in den 1970er Jahren landesweit durch seine Verdienste bei der Tollwutbekämpfung bekannt. Die Tollwut, den meisten Jägern heute nur noch vom Hörensagen bekannt, war seinerzeit eine verbreitete Geißel für Mensch und Tier, die in aller Regel zu einem qualvollen Tod führte.

Für sein Wirken, diese Krankheit zu besiegen, wurde Dr. Schlieker 1978 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Als Kreisveterinär um die Bekämpfung der Tollwut verdient gemacht

„Als Kreisveterinär schaffte es der leidenschaftliche Jäger immer wieder, gelegentliche Gegensätze zwischen dem gesetzlichen Auftrag seines Amtes und den Anliegen der Jägerschaft Brücken zu schlagen und ebenso praktikable wie einvernehmliche Lösungen zwischen allen Beteiligten zu finden“, so der Pressesprecher der Kreisjägerschaft, Ralf Huckriede.

Dr. Schliekers Herzblut lag in der wissenschaftlichen Erforschung der Verehrung des Heiligen Hubertus. Hierzu war er europaweit unterwegs und trug ein enormes Wissen zusammen, das er in diversen Ausstellungen unter anderem im Deutschen Jagdmuseum München einer breiten Öffentlichkeit näherbrachte. Seine Forschungen krönte er vor drei Jahren mit der Herausgabe des Buches „Die Verehrung des Hl. Hubertus im Wandel der Jahrhunderte“ mit 700 Seiten und 4000 Bildern – das Standardwerk in der Hubertusforschung.

Nie auf Lorbeeren ausgeruht

Sich auf erworbenen Lorbeeren auszuruhen, war seine Sache unterdessen nicht. So erschien erst vor wenigen Jahren seine Broschüre „Die Jagd in Nordrhein-Westfalen nach dem Zweiten Weltkrieg“. Als Zeitzeuge der offiziell „waffenlosen Jahre“ trug Schlieker über diese nicht nur jagdlich schwierige Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs in großer Fleißarbeit Fakten wie Anekdoten zusammen, die das Buch zu einem kurzweiligen Lesevergnügen machen. Karikaturen von Heinz Geilfus runden das Werk humoristisch ab.

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Trotz seines Alters steht Dr. Schlieker noch mitten im Leben, nimmt immer noch aktiv an Treibjagden und gerne auch an den Fuchsansitzen des Hegeringes teil, wie Pressesprecher Huckriede berichtet. Auch aktuelle Themen zu Jagd und Jägern finden sein Interesse. So ist der 98-Jährige nach wie vor ein gefragter Gesprächspartner. Noch dazu mit viel Humor, wie er mit humorvollen Dankesworten bei der Auszeichnung bewies.