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FHDW-Dozent Ronald Busse promoviert in ChinaDer China-Doktor

Lesezeit 3 Minuten

Unterrichtet ab Herbst im neuen Studiengang International Business: FHDW-Dozent Ronald Busse promoviert zurzeit in China.

Bergisch Gladbach – Er war bereits vier Mal in China, seine Frau kommt dorther und jetzt macht er seine Doktorarbeit an einer chinesischen Eliteuniversität. Eins aber ist auch Ronals Busse nicht in jedem Fall klar: „Ich weiß nicht immer, was das Lächeln bedeutet.“

China ist anders, die Kultur für Westeuropäer sehr fremdartig und auch im beruflichen Alltag stößt selbst der China erfahrene Busse immer wieder an die Grenzen des Nachvollziehbaren. 2010 hat sich der Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Jiao Tong in Xi“an eingeschrieben, um hier seine Doktorarbeit zu machen. Mit den Professoren dort musste er das Thema abstimmen. Doch gerade wenn es um Gesprächsujets solcher Bedeutsamkeit geht, tickt China anders. „Ich wollte das Thema in einem klaren Gespräch festzurren, aber ich wusste gar nicht, was ist jetzt der nächste Schritt, um diesem Ziel näher zu kommen.“ Da taucht dann plötzlich eine verklärende Unverbindlichkeit bei den chinesischen Gesprächspartnern auf, die beim Europäer Unsicherheit auslöst. „So ein Thema wird dann beim Mittagessen am Rande touchiert, eine klare Vereinbarung aber gibt es nicht.“

Das sieht im Verkehr nicht anders aus. Xi“an ist eine Vier-Millionen-Einwohner-Metropole, in der gesamten Region leben über acht Millionen Menschen. Dementsprechend belebt sind sie Straßen der Stadt. „Wenn Sie einfach so über den Zebrastreifen gehen, kann das tödlich sein“, weiß Busse. Auch hier sind die Konformität der Regeln und deren Beachtung außer Kraft. „An jeder dritten Straßenecke steht ein Polizeiwagen, an die Regeln hält sich trotzdem niemand“, hat er beobachtet.

Dann die Korrespondenz mit den chinesischen Verwaltungsämtern: Ein weiteres Beispiel für die Andersartigkeit des Landes. „Es funktioniert vieles über Vitamin B“, weiß Busse um die Bedeutung persönlicher Kontakte. Und er weiß, wie man die am Leben erhält: „Man muss sich die Wege ebnen – mit einem kleinen Geschenk.“ Was hier in Deutschland als Korruption und Vorteilsnahme auf dem Index für Strafverfolgung steht, scheint in China üblich.

Vor allem dort, wo Busse seinen Doktor macht, ist China noch so chinesisch wie es die mittlerweile westlich orientierten Wirtschafts- und Verwaltungsmetropolen Peking und Shanghai lange nicht mehr sind. Die Städte liegen jeweils über 700 Kilometer entfernt von Xi“an, das aber auf jeder China-Rundreise auf dem Programm steht. Denn von hier aus kann man die weltbekannte Terrakotta-Armee besichtigen, außerdem gilt die Stadt als Ausgangspunkt der Seidenstraße.

Busse macht seinen Doktor in China, weil es die Wirtschaftsnation Nummer Eins ist. An der FHDW wird er durch seine internationalen Erfahrungen im neuen Studiengang International Business als Dozent eingesetzt. „Das Land wird die Weltwirtschaft bestimmt noch zehn Jahre dominieren“, glaubt er. Sieht aber auch die Probleme, die mit der Wirtschaft angewachsen sind. Umweltsünden, Korruption und demokratische Strukturen, die sich dem Wirtschaftswachstum unterzuordnen haben: „Die Wirtschaft steht über allem. Aber irgendwann wird man diese Probleme nicht mehr ignorieren können.“