Festival in LeichlingenIrland- und Schottland-Fans feiern mit Kilts und guter Laune
Leichlingen – Und dann ging alles doch mit weniger Auflagen als erwartet: Das dreitägige „Celtic-Drive-in-Festival“ der Irlandfreunde Leverkusen am Wochenende musste aufgrund der niedrigen Inzidenz in Leichlingen nicht wie geplant mit Autokinocharakter stattfinden. Dafür stellten die Festivalbesucherinnen und Festivalbesucher ihre Fahrzeuge kurzerhand am Rande des Naturfreudehaus-Geländes ab und durften sich auf Stehtische und Bierbänke verteilen. Nur vereinzelt verblieben Gäste in ihren Autos.
Während es in der Einladung noch geheißen hatte „Bei unserem Corona konformen Festival-Format ist Sitzenbleiben ausnahmsweise ausdrücklich Pflicht!“, gab es angesichts dieser Änderung für viele kein Halten mehr: Sie tanzten am Platz los, als die Livemusik einsetzte.
Live ist ganz anders
„Live ist eben ganz was anderes“, sagte Nicole Austel, die sich an ihr inzwischen weit zurückliegendes letztes Tanzen zu Livemusik nach eigenen Worten schon gar nicht mehr erinnern kann. Gemeinsam mit ihrem Mann Detlef wollte sie eigentlich nur einen netten Abend hier in der Blütenstadt verbringen.
Doch nach den ersten Liedern von Multiinstrumentalist Thorsten Frahlings alias „The dirty old one man raw folk experience“ – er vertrat das Duo „Glengar“, das krankheitsbedingt absagen musste – war schon der Wunsch nach einem zweiten Festival-Tag geboren: „Wir freuen uns einfach riesig darüber, dass wieder Unbeschwertheit in das Leben zurückkehrt“, frohlockten die Austels. Bedenken, sich zu infizieren, hätten die beiden nicht, es gebe ausreichen Platz, um Abstand zu halten. Moderator Markus Hillebrand eröffnete die Veranstaltung feierlich sogar als „erste After-Corona-Party“, womit er im Hinblick auf das Infektionsgeschehen in der Welt aber wohl doch etwas zu weit grifft.
Mehr als nur Musik
Doch zu einem Festival gehöre noch mehr als nur Musik. Gesäumt wurde das vielfältige Programm daher auch von zahlreichen Pavillons: Einer davon ist der in der Szene sehr beliebte „The Fudge Shop“ von Mike Vernon. „Während Toffee an den Zähnen klebt, zergeht mein Sahnekaramell auf der Zunge“, präsentierte er seine britische Spezialität stolz. Auch ein eigenes Zelt hatte der mit den Irlandfreunden Leverkusen befreundete Clan „Macpherson“, der sich stets für den Erhalt seines Clantieres – der Wildkatze – einsetzt. „Als Botschafter von dieser Katze beim BUND und als Pate der Wildkatzen, die im nahen Wildpark Reuschenberg leben, spenden wir unsere Erlöse immer an diese beiden Institutionen“, erklärte Bodo Schmitz.
Clan-Mitglied in Deutschland könne nur werden, wer Schmitz oder Schmidt mit Nachnamen heiße – dies gehe auf die Familie Smith aus Schottland zurück, die den Clan einst im 13. Jahrhundert gründete und aufgrund des Krieges heute verteilt auf der ganzen Welt lebe. Es gebe ein jährliches Treffen, bei dem dann alle zusammenkämen.
Wegweiser als Geschenk
„Leichlingen 10,4 Kilometer, Killarney County Kerry 1514,7 Kilometer und Schlebusch 4,1 Kilometer“ stand in einen hölzernen Wegweiser eingebrannt, der dem stellvertretenden Leichlinger Bürgermeister Maurice Winter von den Irlandfreunden als Symbol für die „Townfreundschaft“ bei der feierlichen Eröffnung des Festivals überreicht wurde. Winter betonte, dass er das Engagement der Aktiven bewundere, den Kopf nicht wie viele andere in den Sand zu stecken, sondern weiterhin schottische und irische Kultur ins Bergische Land zu holen: „Schließlich haben Iren und Leichlinger eins gemein: Sie können feiern bis es kracht.“
Am Abend dann marschierte der Clan „Eirinn Caraidean“ auf den Feierplatz und wurde mit Jubel und Applaus empfangen.
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500 durften dabei sein
Begleitet wurde dieser von der Wupper District Pipe Band – einer Dudelsack-Marschkappelle. Mit dabei war der erste Vorsitzende der Irlandfreunde und Clan-Chief Matthias Brandes. Auch er habe nicht gedacht, dass alles wieder so offen sein würde, sagte er: „Aktuell dürften wir hier bei den Corona-Zahlen bis zu 1000 Besucher empfangen, haben uns jedoch bewusst dafür entschieden die Grenze bei der Hälfte, also bei nur 500 Personen, zu setzen.“ Pro Tag rechne er mit 25 Autos und circa 100 Personen. Ein Test, Impf- oder Genesungsnachweis sei für den Besuch nicht erforderlich. Jeder könne kommen, die Daten zur Kontaktnachverfolgung würden erfasst.
„Es ist einfach schön hier! Mir gibt das Ganze hier vor allem Hoffnung für Karneval in diesem Jahr“, betonte Brandes. Er sei jetzt erstmal froh über das, was man geschafft habe: einen sehr guten Ersatz für die traditionellen „Irish Days“ in Leverkusen.