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FamilientraditionEin neuer Landarzt für Odenthal

Lesezeit 3 Minuten

hat sich bewusst dafür entschieden, als Landarzt zu arbeiten. Seine Praxis ist im Ortskern. (Foto: Heyltjes)

In den 1950er Jahren war sein Großvater Arzt in Odenthal, in den 1980ern übernahm seine Tante Maria die Praxis. Die Familientradition setzt Dr. Stephan Roggendorf fort. Am Dienstag, 1. April, eröffnet er eine eigene Praxis im Ortskern (Herzogenfeld 15a).

Ermöglicht hat ihm dies die Neuordnung des Ärztebedarfsplans durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV). Sie ordnete die Mittelbereiche im letzten Sommer neu. Ziel war es, die Zahl der Hausärzte in ländlichen Regionen zu erhöhen. An der Dhünn hat das funktioniert: „Ich wollte mich schon immer als Arzt hier niederlassen, diesen Wunsch hatte ich schon während des Studiums“, so der Odenthaler.

Beinahe hätte er die Bewerbungsfrist verpasst. Im Mittelbereich Gladbach gab es nach Einführung des demographischen Faktors in die Berechnungen kurzfristig noch elf freie Stellen. Die von vielen kritisierte Umstrukturierung der KV ermöglichte ihm die Erfüllung seines Traumes.

Patienten sind eher Senioren

Um in Odenthal praktizieren zu können, mietet der Allgemeinmediziner bei seiner Tante Räume an. Es handelt sich nicht um eine Gemeinschaftspraxis, Stephan Roggendorf bleibt eigenständig und kann alle neuen Patienten annehmen. Er bringt ein neues Ultraschall- und EKG-Gerät mit. Sein Alter sieht der 34-Jährige als Vorteil, so könne er so leichter Vertrauen zu jüngeren Patienten aufbauen. Die Altersstruktur der Gemeinde, die seit Jahren in mehreren Arbeitskreisen Konzepte für den demographischen Wandel erstellt, zeigt, dass eher Senioren auf dem Behandlungsstuhl Platz nehmen. Die korrekte und passende Ansprache für alle Altersgruppen hat er während der fünfjährigen Ausbildung zum Facharzt erlernt. Er besitzt eine Zulassung für alle Krankenkassen. Sechs Monate arbeitete der Doktor in der Geriatrie in einem Krankenhaus von Radevormwald, drei Jahre in Wipperfürth in der Inneren Medizin und zwei Jahre in einer internistischen Hauspraxis: „In den vergangenen zwölf Monaten habe ich mich als Notarzt ,ausgetobt’. Wenn ich nun sesshaft werde, will ich diesen Teil meiner Arbeit fortführen.“ Beides sei spannend und biete Abwechslung.

Roggendorf ist also bestens präpariert für den Start in Odenthal. Zuletzt reiste er mit seiner Freundin Helga Sabrina durch Neuseeland und Australien. Sechs Wochen waren der Arzt und die Krankenschwester aus Wipperfürth unterwegs. Das lässt sich in der kommenden Zeit nicht wiederholen. Vorrang hat die Patienakquise.

Die Praxiseröffnung ist ein weiterer Meilenstein in seiner Karriere. Drei Wochen weilte er in Goma/Kongo, für die wohltätige Stiftung Kleiner Prinz überführte und richtete er ein gespendetes Ultraschallgerät ein: „Eine besondere Erfahrung. Ich habe gesehen, wie unglaublich schlecht es Menschen gehen kann.“

Rechtzeitig kehrte er ins Bergische Land zurück, mittlerweile haben Rebellen die Stadt geplündert. Was aus dem Apparat geworden ist, weiß er nicht. Aber Stephan Roggendorf verspricht: „Ich setze mich weiter für die Stiftung ein.“