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Fällungen in LeichlingenMotorsägen bringen Baumfreunde auf die Palme

Lesezeit 4 Minuten

Der Kahlschlag im Wäldchen von Straßen NRW am Further Weg erbost die Anwohner.

Leichlingen – Die Motorsägen kreischen in diesen Tagen in Leichlingen besonders intensiv. Einzelne Stämme sind morsch und müssen teils von der Feuerwehr zersägt und von der Straße geholt werden, weil sie schon umgefallen sind am Samstag Am Wiesenberg und in Bremersheide. Eine Reihe alter Kirschbäume hat die Stadtverwaltung am Montag an der Brückenstraße gefällt – und sie wird bis Donnerstag noch weitere Bäume beseitigen. Und am Further Weg hat Straßen NRW gleich ein kleines Wäldchen abgeholzt.

Fällungen sind nicht angekündigt worden

All das geschieht nicht ohne Beschwerden und Proteste aus der Bevölkerung, weil sich die Bürger in Zeiten des Klimawandels für den Erhalt jedes Baumes stärker engagieren als je zuvor. Dafür streitet auch die Initiative „Future for Leichlingen“, deren Aktivisten die Notwendigkeit von Fällungen kritisch hinterfragen, die vor weiteren Abholzungen am Stadtpark und am Wupperufer warnen und die selbst Bäume zum Nachpflanzen spenden. Keine der aktuellen Abholzungen ist von den Verantwortlichen vorher angekündigt oder begründet worden, was Unmut und Skepsis vor allem bei den betroffenen Anwohnern noch erhöht.

■ Am Further Weg sind die Nachbarn über einen Kahlschlag entsetzt. Der Waldstreifen, der das Wohn- und Gewerbegebiet von der Straße Mittelheide, dem Zubringer zur L 288n, bisher optisch und akustisch abgeschirmt hat, ist gerodet worden. Auftraggeber war hier Straßen NRW. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilte der Landesbetrieb mit, dass Pappeln und Weiden „alle Stammfäule hatten und daher nicht mehr standsicher waren“. Es seien aber einzelne junge, vitale Bäume stehen gelassen worden, die sich entwickeln sollen: „Zwischen den Bäumen wird sich ab Frühjahr Busch- und Strauchwerk ausbilden und so Kleintieren einen neuen Lebensraum bieten.“ Den Nachbarn, die den Kahlschlag mitansehen mussten, ist das kein Trost. Sie beklagen, dass vielen Tieren, Eichhörnchen, Fledermäusen, Vögeln, Igeln und Bienen der Lebensraum zerstört wurde.

Gerüchte, dass die beauftragte Firma bei ihrem Kahlschlag übers Ziel hinaus geschossen ist, wurden von Straßen NRW nicht bestätigt. Die Arbeiten seien noch nicht beendet: „Es wird im weiteren Verlauf der L 288 weitere Fällungen geben, aber in geringerem Umfang“, kündigt die Behörde an: „Es werden vertrocknete Kirschen und Birken sowie nicht mehr standfeste Pappeln entfernt. Die Eichen bekommen eine Kronenpflege.“

Der städtische Bauhof hat Beweismittel vom Tatort gesichert: Verfaulte Kirschbaumstämme, die an der oberen Brückenstraße gefällt wurden.

■ An der Brückenstraße hat die Stadt Leichlingen am Montag gleich ein Dutzend alte Bäume fällen lassen. Es handelt sich um eine Reihe von Kirschbäumen und Rotdorn auf dem Gehweg im oberen Bereich der Brückenstraße zwischen den Einmündungen Peter-Bremer- und Elisabeth-Lindner-Straße. Bauhof-Leiter Andreas Pöppel begründet das mit der Verkehrssicherungspflicht. Die Fällungen seien „unausweichlich“ geworden, weil die Bäume durch Pilze erkrankt gewesen seien: „Es handelt sich zum einen um die Durchfaulung von Stämmen von Crataegus laevigata „Paul’s Scarlet“ (Rotdorn) und zum anderen von der Bevölkerung so geliebten Prunus serrulata „Kanzan“ (rosablühende japanische Nelkenkirsche).“

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Auch der Klimawandel hat den Bäumen offenbar zugesetzt. Pöppel: „Nach den letzten beiden trockenen Jahren können sich die Bäume gegenüber den Pilzen nicht ausreichend wehren. Das Kernholz wird von den Pilzen regelrecht aufgefressen.“ Ein plötzliches Abbrechen und sogar Umstürzen der Bäume sei jederzeit möglich gewesen, daher sei man vor den Winterstürmen eingeschritten. Auf Proteste vorbereitet, hat Pöppel Beweismaterial gesichert: Exemplarisch werden von allen Standorten Schnittproben aufbewahrt und auf dem städtischen Bauhof gelagert, die dort besichtigt werden können. Neupflanzungen sollen je nach Wetterlage im Januar 2020 erfolgen.

■ Auch an der Uferstraße und am Parkplatz des Kommunalfriedhofs Kellerhansberg ist die Leichlinger Firma Baumwerk im Auftrag der Stadt in dieser Woche damit beschäftigt, kranke Bäume zu beseitigen und Kronen zu pflegen.

Gefährdete Bäume am Wupperufer: Die Initiative „Future for Leichlingen“ will sie vor dem Neubauprojekt am Kaufpark schützen.

■ „Future for Leichlingen“ hat bereits gegen die geplante Beseitigung von zwei Platanen für den neuen Kreisverkehr vor dem Rathaus protestiert und hinterfragt kritisch das Schadensausmaß der Platanen am Taxistand neben dem alten Stadtpark, die bekanntlich alle gefällt werden sollen. Die Initiative befürchtet außerdem, dass für die Neubebauung des Kaufpark-Geländes weitere Bäume an der Wupper gefällt werden sollen – eine Pappel und eine Weide am Uferweg.

Die Umweltschützer rufen die Bürger auf, die bis 10. Januar dauernde Offenlage des Bebauungsplans dazu zu nutzen, beim Bauamt Einspruch gegen Fällungen einzulegen. In den Plänen sind diese Bäume hinter dem Kaufpark nicht vermerkt. Nach Auskunft des Architekturbüros Pässler und Partner befinden sie sich auf städtischem Grund, stünden dem Neubau nicht im Weg und müssten deshalb auch nicht gefällt werden: „Der Bebauungsplan geht hier von keiner Veränderung der Bestandssituation aus“, erklärt Architekt Clemens von Dryander. Gleichwohl werde die Stadt Standfestigkeit und Gesundheitszustand der Bäume bei der Neuanlage der Grünflächen prüfen.