In den Firmen in Rhein-Berg fehlt der Nachwuchs, zugleich bleiben immer mehr Jugendliche außen vor. Die Gewerkschaft NGG schlägt Alarm.
FachkräftemangelFirmen in Rhein-Berg sollen sich um Azubis mehr bemühen
Vor dem immer deutlicher werdenden Azubi-Engpass in Rhein-Berg warnt die NGG, die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. „Wir haben einen Azubi-Mangel. Gleichzeitig haben in Nordrhein-Westfalen 21 Prozent der 20- bis 34-Jährigen keinen Berufsabschluss. Ein Phänomen, das auch viele junge Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis betrifft. Sie haben damit nicht die besten Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt – auch was den Lohn angeht“, sagt Marc Kissinger, Geschäftsführer der NGG Köln.
Anfang November hatten Agentur für Arbeit, Kreishandwerkerschaft und Industrie- und Handelskammer die Zahlen zum Ausbildungsmarkt im Kreis vorstellt. Danach waren in Rhein-Berg 1109 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 30 Stellen oder 2,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon seien noch 141 unbesetzt – zwei oder 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Zahl von 141 unbesetzten Stellen nennt die NGG auch heute, zwei Monate später, und befürchtet einen gefährlichen Trend: Jugendliche, die maximal einen Hauptschulabschluss haben, schafften immer seltener den Sprung in eine Ausbildung. „Es kommt darauf an, dass diese Jugendlichen intensiver gefördert werden. Sie müssen für eine Ausbildung fit gemacht werden“, so Kissinger. Arbeitsagenturen, Jobcenter und Unternehmen sollten bei der Ausbildungsförderung von Jugendlichen deshalb jetzt in den Turbogang schalten.
So sollten Betriebe auf „Azubi-Lotsen“ setzen. „Die müssten sich aktiv darum kümmern, überhaupt erst einmal an junge Menschen heranzukommen.“ Damit nicht genug: „Wenn Jugendliche beispielsweise Schwierigkeiten beim Lernen haben, kann das für den Betrieb auch bedeuten, drei Jahre lang Nachhilfe anzubieten.“ Die Wirtschaft im Rheinisch-Bergischen Kreis müsse sich für das neue Ausbildungsjahr besser präparieren.
Kissinger weist zu dem darauf hin, dass es ab dem Sommer für Jugendliche „Rückenwind aus Berlin“ gebe. „Der Bundestag hat eine Ausbildungsgarantie beschlossen.“ Ab August hätten junge Menschen damit Anspruch auf eine Ausbildung. Der Gewerkschafter: „Wer keinen Ausbildungsplatz in einem Betrieb gefunden hat, bekommt das Recht auf eine außerbetriebliche Ausbildung.“ Attraktiver sei natürlich die Ausbildung in einem Betrieb. Deshalb spreche sich die NGG Köln zudem für eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie aus: Alle Betriebe zahlen in einen Topf ein, und die, die ausbilden, bekommen einen Großteil der Kosten erstattet.