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Experte schätzt alte Werke in BurscheidWenn antiquarische Bücher 1500 Euro wert sind

Lesezeit 3 Minuten
Bücherschätzung Burscheid (1)

Viele alte Bücher sind Massenwaren – aber immer wieder finden sich auch Schätze.

Burscheid – Bücher sind das Tor zu unserer Geschichte. Manch ein Schatz wartet in Regalen und auf Dachböden darauf, entdeckt zu werden. Und so fand in der Burscheider Stadtbücherei am Samstag eine Buchschätzung statt. Die Idee dazu wurde bereits 2018 geboren, als gefragt wurde, was die Bücherei den Bürgern Burscheids als attraktive Aktion anbieten könnte. Da kam die Qualifikation des Fördervereinsmitglieds Marcus Vaillant gerade recht: Der 53-jährige Burscheider ist Diplom-Bibliothekar.

Vaillant arbeitet in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, die bereits seit 2014 eine regelmäßige Büchersprechstunde anbietet. So entschieden dann 2018 die damalige Bibliotheksleitung und Marcus Vaillant, es einmal mit einer Buch-Sprechstunde in Burscheid zu versuchen, was zu einem vollem Erfolg wurde und nun bereits zum dritten Mal stattfand.

Bücherschätzung Burscheid: Fünf Bücher pro Person

Jede interessierte Person hatte von 12 bis 16 Uhr die Möglichkeit, gratis fünf Bücher zur Expertise vorzustellen. Die Bücher sollten im Optimalfall schon im Vorfeld per E-Mail mit Angabe des Titels, Autors, Verlags, Verlagsorts und des Veröffentlichungsjahrs angemeldet werden. So hatte Vaillant die Möglichkeit, sich über die Bücher zu informieren, um den Eigentümern dann vor Ort schnell etwas zu ihren Besitztümern sagen zu können. Das Zeitfenster war eng gesteckt. 15 Minuten standen pro Termin zu Verfügung.

Bücherschätzung Burscheid (3)

Viele der antiquarischen Bücher sind Bibeln, die früher zur Hochzeit geschenkt wurden.

Alle Termine bis 16 Uhr waren rasch vergeben. Inzwischen erwarten die Organisatoren schon nichts anderes mehr. „Die erste Sprechstunde war noch völlig frei. Termine hatten wir damals keine vergeben“, erzählte der Diplom-Bibliothekar über die Anfänge des Angebots. Die Erwartungen der Organisatoren an das Echo waren damals eher vorsichtig, das Interesse am Ende allerdings riesengroß. Gut 50 Personen kamen 2018 in die Bücherei und nahmen lange Wartezeiten in Kauf, um das ein oder andere über ihren Buchschatz zu erfahren. „Es war einfach chaotisch“, berichtet der 53-Jährige. So führte man die Termine, die sich bereits in Düsseldorf bewährt hatten, auch in Burscheid ein.

Antiquarische Literatur: Ein Buch kann auch 1500 Euro wert sein

Das Angebot wird fast ausschließlich von Menschen in reiferem Alter genutzt. Da kämpften die Großväter im Ersten und die Väter im Zweiten Weltkrieg und hinterließen Literatur über diese Thematik. Alte Schulbücher, Feldpostbelletristik oder alte Lexika werden ebenfalls vorgestellt. Burscheid hat interessante Literatur in den Regalen oder Kellern stehen. Die meisten Bücher sind Massenwaren und nicht mehr viel wert. Aber es gibt auch Ausnahmen. Da kann ein Buch dann auch schonmal 1500 Euro oder mehr wert sein.

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Marcus Vaillant untersucht die Bücher der Burscheiderinnen und Burscheider genau.

„Den mit Abstand größten Anteil bei den Expertisen machen Bibeln aus“, weiß Vaillant zu berichten. „Die wurden damals gerne zur Hochzeit verschenkt“, erklärt der Profi, der sich im Laufe der Jahre ein enormes Wissen angeeignet hat. In ihr wurde dann die Familienchronik eingetragen und sie wanderte von Generation zu Generation. Diese Bücher macht dann meistens jedoch nur der ideelle Wert aus. Persönliche Eintragungen, kleine Briefe, die in den Büchern hinterlegt wurden oder gar ganze handgeschrieben Tagebücher machen die Ausflüge in längst vergangene Zeiten dann richtig spannend.

Vieles ist in der alten Schrift Sütterlin verfasst, die heute kaum noch beherrscht wird. Auch hier ist dann das Wissen des Bibliothekars gefragt. In seinem Schreibatelier übersetzt er die alte Schrift in unsere heutige lateinische und eröffnet den Inhabern der alten Briefe und Tagebücher einen neuen Einblick in die Vergangenheit ihrer eigenen Geschichte. Dieses Angebot ist dann allerdings kostenpflichtig.

Viele der Besucher interessieren sich nicht nur für den Wert ihrer alten Schätze, sondern auch für die Möglichkeit, diese zu verkaufen. Da ist heute das Internet der gängige Markt. Über verschiedene Plattformen lassen sich Interessenten finden, die dann auch einen anständigen Preis zahlen. Antiquariate nehmen zwar auch einiges, zahlen aber nicht sehr viel dafür, besonders, wenn es sich um Massenware handelt. „Möchte man viele solcher Bücher loswerden, bietet man sie am besten zusammen an“, rät Vaillant. Viel wird es jedoch nicht dafür geben.