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Beunruhigte Schüler, Lehrer und ElternEinbruchserie in Bergisch Gladbach geht weiter

Lesezeit 4 Minuten

Beängstigend: Mit brachialer Gewalt gingen die Täter auch beim Einbruch in die Nelson-Mandela-Gesamtschule vor.

Bergisch Gladbach – Geborstene Glasscheiben, aufgehebelte Türen oder solche, aus denen die Schlösser anscheinend mit brachialer Gewalt herausgetreten worden sind: Die Bilder der Serie von Schuleinbrüchen der vergangenen Wochen ähneln sich – und die Folgen sind nicht nur im Hinblick auf den materiellen Schaden noch gar nicht absehbar.

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Kinder haben Angst

„Auch viele Kinder sind verunsichert und fragen: Kann das auch bei uns zu Hause passieren?“, berichtet Andreas Kaul, Schulpflegschaftsvorsitzender und Vater eines Grundschülers an der Grundschule in Hebborn. In diese war bereits am Wochenende vor dem spektakulären Einbruch in die Nelson-Mandela-Gesamtschule, bei dem insbesondere die Lehrerzimmer komplett verwüstet wurden, eingebrochen worden. Und das für 3,50 Euro Beute, die die Einbrecher offenbar in einem Lehrerpult fanden – der Schaden, den sie beim Einbruch anrichteten, beträgt mehr als das 10 000-fache.

Der jüngste Fall

Die schulfreie Zeit über den Feiertag (Christi Himmelfahrt) haben laut Polizei Unbekannte genutzt, um in das Otto-Hahn-Schulzentrum an der Saaler Mühle einzubrechen. Wie die Kreispolizei am Freitag mitteilte, waren die Einbrecher zunächst bei dem Versuch gescheitert, in das Sekretariat des Schulzentrums einzudringen, das wegen der aktuellen Schulsanierung wie die Klassenräume in einem Container-Dorf untergebracht ist. Durch einen Nebeneingang seien die Unbekannten daraufhin in das Hauptgebäude eingedrungen, in dem sich das Lehrerzimmer befindet. Dessen Tür brachen die Unbekannten auf, durchwühlten die Schränke und brachen abgeschlossene Fächer im Inneren auf. „Ob dabei Bargeld gefunden werden konnte, ist noch nicht bekannt“, sagte Polizeisprecher Richard Barz am Freitag.

Zeugen, die über den Feiertag Verdächtiges am Schulzentrum oder im Umfeld der Saaler Mühle beobachtet haben, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer (0 22 02) 20 50 bei der Polizei zu melden. (wg)

„Wir bewahren extra kein Geld in der Schule auf, auch die Klassenkassen laufen alle über die Eltern“, sagt Schulleiter Manfred Hermann auf Anfrage. Nach dem Einbruch sprachen er und seine Kollegen nicht nur mit den Kindern, sondern informierten auch die Eltern. „Weil so ein Einbruch die Kinder natürlich sehr beschäftigt“, wie der Pädagoge weiß. Drei Fenster hatten die Unbekannten versucht aufzuhebeln, mehrere Türen im Inneren des Gebäudes komplett zerstört, darunter auch eine neue Metalltür. Der Hausmeister hatte die Spur der Verwüstung am Morgen entdeckt und die Polizei alarmiert.

Die Einbruchserie reisst nicht ab

Schulpflegschaftsvorsitzender Andreas Kaul verweist zudem auf weitere Einbrüche in Kindertagesstätten im Stadtgebiet. Erst am Donnerstag war in die Waldorf-Kita in der Stadtmitte eingebrochen worden. Eine zufällig am Feiertag in die Kita gekommene Mitarbeiterin habe noch einen 15 bis 16 Jahre alten Jugendlichen sehen können, der durch ein Fenster geflüchtet sei, berichtet die Polizei. „Insbesondere in Kindertagesstätten und Grundschulen werden die jungen Kinder durch diese Taten verunsichert und verängstigt“, sagt Andreas Kaul.

Aufgebrochene Lehrerfächer, durchwühlte Schränke: Über den Feiertag sind Unbekannte ins Lehrerzimmer des Otto-Hahn-Schulzentrums an der Saaler Mühle eingebrochen.

Mit seinem Sohn habe er den Einbruch an der GGS Hebborn mehrere Tage aufarbeiten müssen. Auch Schulleiter Manfred Hermann bekennt, dass er ein mulmiges Gefühl habe, wenn er derzeit am Wochenende zum Arbeiten in der Schule sei. „Und wir achten noch mehr darauf, dass alles abgeschlossen ist.“

Polizei kann nicht alle Schulen rund um die Uhr bewachen

Wie man die Einbruchsserie stoppen kann? Polizei und Stadtverwaltung appellieren an Anwohner und Passanten, noch aufmerksamer zu sein und verdächtige Beobachtungen rund um Schulen umgehend unter der Notrufnummer 110 zu melden. Sämtliche Schulen rund um die Uhr zu „beposten“, sei unmöglich, sagt Polizeisprecher Richard Barz.

Die Ermittler setzen auf weitere Beobachtungen wie die einer Zeugin, die an der Grundschule in Bensberg vergangene Woche vier Einbrecher flüchten sah, um die Täter möglichst rasch zu fassen. Bei 37 Schulen im Bergisch Gladbacher Stadtgebiet sei es nicht möglich, alle rund um die Uhr zu schützen, sagt auch Stadtsprecher Martin Rölen. Die Schäden seien versichert. Natürlich könne er aber auch nachvollziehen, dass die Folgen für Schüler, Lehrer und Eltern nicht nur im Materiellen lägen.

Die EinbruchSerie

Folgende Einbrüche in Schulen registrierte die Polizei in Bergisch Gladbach in den vergangenen Wochen:

5./6. Mai: Einbruch in die Gemeinschaftsgrundschule Am Broich, Stadtmitte

11.-13. Mai: Einbruch in die Gemeinschaftsgrundschule Hebborn, Odenthaler Straße

13./14. Mai: Einbruch in die Nelson-Mandela-Gesamtschule am Ahornweg in Gronau

19. Mai: Einbruchversuch ins Berufskolleg an der Bensberger Straße in Heidkamp; die Täter wurden dabei aber offenbar gestört

21. Mai: Einbruch in die Grundschule an der Eichelstraße in Bensberg

23./24. Mai: Einbruchversuch in die Grundschule am Diakonissenweg in Moitzfeld

23./24. Mai: Einbruch ins Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, Am Rübezahlwald, Heidkamp

24./25. Mai: Einbruch in die Integrierte Gesamtschule Paffrath

25./26. Mai: Einbruch ins Nicolaus-Cusanus-Gymnasium, Reuterstraße, Stadtmitte

25./26. Mai: Einbruch in die Grundschule Gronau, Mülheimer Straße

25./26. Mai: Einbruch in die Grundschule Herkenrath, St.-Antonius-Straße

25./26. Mai: Einbruch ins Schulzentrum Herkenrath

27./28. Mai: Einbruch ins Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, Am Rübezahlwald

28./29. Mai: Einbruch in die Grundschule Schildgen, Concordiaweg

29./31. Mai: Einbruch ins Otto-Hahn-Schulzentrum, Saaler Mühle

In der Nacht zu Mittwoch wurde ein Einbruchsversuch in eine Burscheider Schule gemeldet.