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„Doof Noss“Hans Hachenberg in Paffrath beigesetzt

Lesezeit 4 Minuten

Paffrath – Seine Handschuhe und das lila „Höötche“ liegen vor seinem Porträt, daneben die Urne, im Halbkreis hinter dem Altar Dutzende Plaggen von Karnevalsgesellschaften aus Bergisch Gladbach, Köln und Umgebung. Hunderte Trauergäste erwiesen Hans Hachenberg alias „Doof Noss“ gestern die letzte Ehre in der Pfarrkirche St. Clemens von Bergisch Gladbach-Paffrath. Einen Tag nach seinem 88. Geburtstag war der Büttenredner am 12. Juli nach schwerer Krankheit gestorben.

„Der Vorhang schließt sich – es ist Schluss. Alaaf und ein herzliches Dankeschön, sagt die Doof Noss“, zitierte Pfarrer Wilhelm Darscheid zu Beginn des Requiems die Aufschrift des Ordens, mit dem sich Hachenberg 2010 nach über 60 Jahren als „Doof Noss“ von der Bühne verabschiedet hatte. Als ihm der Büttenredner den Orden bei einer Sitzung der KG Alt-Paffrath überreicht habe, sei er „zuerst total überrascht und dann tief bewegt gewesen“, so der katholische Geistliche: „Hans Hachenberg hat länger Menschen Freude bereitet, als ich auf der Welt bin.“

Anstatt allerdings auch den letzten Vorhang zuziehen, ermunterte Darscheid die Trauergäste, einen „neuen Vorhang aufziehen“.

Den Menschen, den Vater, Großvater und Uropa, den Kollegen und Freund Hans Hachenberg stellte Darscheid in seiner bewegenden Predigt in den Mittelpunkt. So erinnerte der Seelsorger daran, wie Hachenberg jahrzehntelang neben seinem normalen Beruf in die Bütt stieg, wie er für soziale Zwecke auch für wenig oder gar keine Gage auftrat und wie er den ganz normalen Familienalltag so vorspielte, dass „wir darüber lachen konnten, weil er nie jemanden verletzt hat“.

„Maat üch Freud“, hätte er jetzt gerufen, sprach Pfarrer Darscheid den Trauergästen Trost zu. Neben Familie, vielen Freunden und Nachbarn waren auch zahlreiche Vertreter von Karnevalsgesellschaften und Vereinen sowie langjährige Weggefährten in den Heimatort des gebürtigen Bergisch Gladbachers gekommen: So etwa Ludwig Sebus, Jutta Gersten und Peter Raddatz (Dä Mann met däm Hötche), Werner Keppel vom Süper-Duett und Mitglieder der Paveier, Klüngelköpp, „Blom un Blömcher“ sowie Vertreter des Festkomitees Kölner Karneval und des Klubs Kölner Karnevalisten.

„Wir trauern um einen Menschen, der uns viel bedeutet hat“, erinnerte Bürgermeister Lutz Urbach an den verstorbenen Ehrenbürger von Bergisch Gladbach, der ein „großer Mensch, nicht nur ein großer Künstler“ gewesen sei: „Ein Profi, für den Profit nicht an erster Stelle stand.“ Dabei habe Hachenberg das Potenzial eines Psychologen gehabt. Mehr Toleranz, Gelassenheit und Lachen tue jeder Seele gut: „Maat üch Freud und niemols Verdruss, dat bliev die Botschaft von uns Doof Noss.“

Musikalisch gestaltet wurde das Requiem für den passionierten Chorsänger Hachenberg vom Quartettverein Heimatklänge Nußbaum. „Ich glaube, Hans Hachenberg hat sich mit uns gefreut“, sagte sein langjähriger Weggefährte und Ehrenvorsitzende der Vereinigung zur Erhaltung und Pflege heimatlichen Brauchtums, Franz Heinrich Krey. Dabei machte der „Brauchtumsvater“ keinen Hehl daraus, dass ihm Kölner Eingemeindungsversuche à la „Die Doof Noss ist unser Karnevalist aus Köln“ schon ein „bisschen wehgetan“ haben: „Denn er ist einer von uns. In Gladbach geboren und aufgewachsen.“ So erinnerte Krey daran, wie Hachenberg als Kind noch den ersten Gladbacher Karnevalsprinzen Louis Weber kennengelernt habe, wie er sich über den Zoch gefreut und sich später als erfolgreicher Redner stets auch sozial engagiert habe. Etwa mit Besuchen in Krankenhäusern: „Er hat ein Stück des Himmels auf die Erde gebracht.“

„Ich bin tief erschüttert. Vor 14 Tagen habe ich noch mit ihm telefoniert und ihm Mut gemacht. Da klang er kämpferisch und zuversichtlich. Mit Hans Hachenberg geht ein ganz großer Bürger, der die Menschen nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs das Lachen wieder gelehrt hat. Wir alle haben ihm unendlich viel zu danken. Die Erinnerung an einen großartigen Künstler und bescheidenen Menschen wird bleiben.“

„Das tut mit leid. Aber bei einer so schweren Krankheit kann der Tod auch eine Erlösung sein. Er hatte ein schönes und erfolgreiches Leben. Seine einmalige Art war unverwechselbar. Solche Büttenredner gibt es heute nicht mehr.“

„Ich bin sprachlos, gestern habe ich ihn noch bei ihm angerufen zum Geburtstag, aber er war nicht zu sprechen . . . Er war ein guter Freund, ein Fan und Förderer der Flöckchen. Er war unser Ehrenflöckchen Nummer eins.“

„Hans Hachenberg war für mich eines meiner Vorbilder – äußerlich von der Kunst wie innerlich von seiner Seele. Diese Authentizität, der liebenswürdige Humor, der nie verletzend war und diese Warmherzigkeit. Die Filmaufnahmen mit ihm und den Flöckchen zum Bergischen Heimatlied für den Film ,Der fromme Jeck’ bei uns auf der Wiese in Hamböcken werde ich nie vergessen.“

„Hans Hachenberg war einer der allerletzten großen Büttenredner. Er griff nie in die unterste Kiste, war immer sauber und adrett.“

Als „Doof Noss“ werde man ihn sicher noch oft erleben, gab Krey seiner Hoffnung Ausdruck, dass Hachenberg, der sich selbst gern als „Humorist“ bezeichnete, wie „Dinner für one“ unsterblich werde:

„Leeven Hans, maach et joot op dinge letzte Reis“, sagte Krey, bevor sich der Trauerzug zur Urnenbeisetzung auf dem Paffrather Friedhof in Bewegung setzte.