Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Die Andersmacher“Eine Familie im „Fjordi“-Fieber

Lesezeit 3 Minuten

Züchterglück: Josef und Elisabeth Borsbach mit Edwin.

Refrath – Kaum öffnet sich das Gitter ihrer Box, sind sie schon unterwegs. Die Stuten und Fohlen kennen ihren Weg auf die Weide ganz genau und stürmen im Turbotempo davon: Das sandfarbene Fell glänzt golden im Sonnenlicht, der lange Schweif weht und die akkurat gestutzte schwarz-weiße Mähne steht steil wie ein Kiel im Wind. Elisabeth Borsbach lehnt an einem Zaun auf dem etwa zwölf Hektar großen Gelände von Gut Beningsfeld und fragt: „Das ist doch wunderschön, oder?“

Ja, das ist wunderschön. Über 30 Jahre lang züchtet Ehemann Josef Borsbach nun schon die ursprünglich in Norwegen beheimateten Fjordpferde auf dem Familiengut in Refrath, und die Leidenschaft für die mittelgroßen, stämmigen Falben ist ungebrochen. „Die Fjordis sind sanft, familienfreundlich, und man kann alles mit ihnen machen“, erklärt Borsbach seine Liebe zu der robusten Rasse, die deutsche Soldaten aus dem Krieg mit nach Deutschland gebracht haben. „In Norwegen sind die Fjordpferde als Arbeitstiere eingesetzt worden, sie sind willig, zicken nicht und trotzen Wind und Wetter“, schwärmt der Züchter, auf dessen Hof bis heute 187 Fohlen geboren sind. Damit ist Borsbach der größte Fjordpferdezüchter in Nordrhein-Westfalen. Fünf Fohlen tummeln sich derzeit, 40 Fjordis insgesamt, und 20 Jungtiere sind derzeit „auf Urlaub“ im Westerwald, wo sie Tag und Nach draußen sind und ihre Rangordnung „ausboxen“, erklärt Tochter Monika Prediger, die seit 1990 eine Reitschule auf dem Gut leitet. Auch ihre 19-jährige Tochter Annika, die gerade Abitur gemacht hat, will die Familientradition fortführen.

Im Wohnhaus der Borsbachs türmen sich Goldmedaillen, Pokale; in den Ställen Urkunden und Schleifen: „Wir wissen nicht mehr, wohin damit“, lacht Elisabeth Borsbach. Fast alle Fjordpferde sind irgendwie prämiert, auf nationalen und internationalen Schauen, von DLG, Bundes- und Landesministerien, von Zuchtverbänden und im Rheinischen Pferdestammbuch. Sechs Zuchtstuten und zwei Hengste betreiben derzeit in Refrath erfolgreiche Fjordfamilienplanung; zuletzt gewann Enrica, die „dickfellige“ Tochter von Edwin und Merle, eine Goldmedaille bei der Fohlenschau in Paffrath – neben anderen Pferden, die ebenfalls wieder ausgezeichnet wurden. Im Verband, im Verein und Zuchtausschuss – Josef Borsbach hat die Fjordis in NRW sozusagen angesiedelt und verkauft sie von dort in die Welt, bis nach Kanada. Über 4000 Euro kann ein Tier kosten. Aber zu Hause, das ist Gut Beningsfeld: „Sie passen einfach ins Bergische“, schwärmt er und freut sich, wenn die Pferde auch für die Landschaft wieder nützlich sind, zum Beispiel beim Aufräumen der Wälder – umweltschonender geht’s nicht.

Mittlerweile ist Beningsfeld der letzte aktive Bauernhof in Refrath. Die Borsbachs sind sich ihrer Verantwortung bewusst: Seit nunmehr 25 Jahren veranstalten sie Pferdeschauen, und ebenso lange findet der traditionelle Erntedankgottesdienst statt: am 30. September.

Fjordpferdezucht Gut Beningsfeld,

Beningsfeld 24, 51427 Bergisch Gladbach-Refrath, Tel. (0 22 04) 68 200.