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KlimawandelSo will das Land die Wälder in NRW vor Bränden schützen

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Immer mehr Waldbrände gibt es auch im Bergischen.

Rhein-Berg – Es brennt. Die Folgen des Klimawandels haben sich zum Flächenbrand ausgeweitet. Was man lange nur aus Spanien oder Südfrankreich kannte, ist in Deutschland angekommen. Die anhaltende Dürre lässt die Waldbrandgefahr extrem steigen.

Auch in Nordrhein-Westfalen mussten die Feuerwehren in den vergangenen Wochen immer wieder in Brand geratene Wälder, Felder und Wiesen löschen. Im Sauerland und in der Eifel genauso wie im bergischen Kürten, wo ein Bauer sogar Löschwasser in einem Güllefass herbeikarrte.

Die Landesregierung ist alarmiert

Alarmiert zeigt sich auch die Landesregierung, die gestern ein Konzept zur Vorbeugung und Bekämpfung von Waldbränden vorgelegt hat. Als Ort der Präsentation hatten sich Innenminister Herbert Reul und Silke Gorißen (beide CDU), Letztere seit Juni Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, den Wanderparkplatz Neumühle an der Großen Dhünntalsperre ausgesucht. Hier stehen die Bäume zwar noch in sommerlichem Grün, aber nur wenige Meter weiter stapelt sich das Fichtenholz aus den abgestorbenen Waldgebieten, die auch im Bergischen nicht zu übersehen sind.

„Der Wald ist unser Klimaschützer Nummer 1“, begründete Silke Gorißen die Notwendigkeit des Konzepts, das Prävention und Bekämpfung von Waldbränden erleichtern soll. In das Werk sei das Fachwissen der Feuerwehren und der Experten vom Landesbetrieb Wald und Holz eingeflossen, erläuterte sie.

"Brennende Wälder, erschöpfte Feuerwehrleute"

Seit 2017 sei die Zahl der Waldbrände sprunghaft gestiegen, „und es beeindruckt nachhaltig, über eine verbrannte Waldfläche zu laufen, auf der nur noch tote Bäume stehen“, sagte die Ministerin mit Blick auf das Sauerland, wo unter anderem in Sundern innerhalb von drei Julitagen 115.000 Quadratmeter Wald zerstört wurden.

„Brennende Wälder, erschöpfte Feuerwehrleute, verzweifelte Anwohner“, fasste Herbert Reul die Nachrichtenlage dieses Sommers zusammen: „Und dabei hatten wir in NRW vergleichsweise noch Glück“. Als klug habe sich die Idee erwiesen, Polizeihubschrauber schon vor zwei Jahren mit Löschwasser-Außenbehältern auszustatten (sogenannte Bambi Buckets), denn die Brandbekämpfung aus der Luft werde immer wichtiger, ebenso wie die Brandbeobachtung und die Alarmierung. Man setze auf Zusammenarbeit aller Beteiligten in NRW.

99 Prozent der Waldbrände von Menschen verursacht

Das Konzept bündelt Veränderungen im Vegetationssystem Wald, Verbesserungen der Infrastruktur, Technik, Ausrüstung, Ausbildung und Information. Dazu gehört auch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. Dies sei wichtig, „weil 99 Prozent aller Waldbrände von Menschen verursacht werden“, erklärte Thomas Kämmerling, Leiter des Landesbetriebes Wald und Holz. Achtlos weggeworfene Zigaretten, Grillfeuer oder das Parken eines Autos auf trockener Wiese reichten aus, um eine Katastrophe auszulösen.

Konzept zur Waldbrandbekämpfung

Die wichtigsten Maßnahmen

Das 60-seitige Präventions- und Brandbekämpfungskonzept nennt unter anderem:Waldumbau: Weg von den Fichten-Monokulturen, hin zu einem heterogenen Wald mit mehr Laubbäumen, um die Klima-Resilienz (Widerstandsfähigkeit) zu erhöhenSchutzstreifen, 30 Meter breit, an Waldrändern sowie Waldbrandschneisen sollen die Ausbreitung der Flammen erschwerenFeuerwehrlöschteiche, die seit den 1970er Jahren nicht mehr gefördert wurden und daher heute oft verlandete Tümpel sind, sollen eine Wiederauferstehung erlebenWaldwege sollen für Einsatzfahrzeuge besser zugänglich seinKameras sollen Rauchentwicklung und Brände frühzeitig entdecken, Fotos digital an eine Zentrale geleitet werden. (Das Waldbrandfrüherkennungssystem soll zunächst als Pilotprojekt am Niederrhein getestet werden)Ausstattung: Die Feuerwehren sollen mit geländegängigen Fahrzeugen sowie leichterer Schutzkleidung ausgestattet werden, die für längere Wege durch unwegsames Gelände geeignet istAus-und Fortbildung der Feuerwehr und Forstanwärter sollen der neuen Gefahrenlage angepasst werdenChecklisten, im Vorfeld erstellt von Feuerwehren, Förstern und Waldbesitzern, sollen Gefahrenlagen benennenWaldflächen sollen in den Brandschutzbedarfsplänen der Kommunen berücksichtigt werdendie Öffentlichkeitsarbeit soll intensiviert werden.

Seit 2010 habe sich die jährlich von Waldbränden zerstörte Fläche im Land verfünffacht, längst seien auch die früher regenreichen Mittelgebirgslagen betroffen, so auch das Bergische Land. „Das ist eine neue Dimension“, so Kämmerling.

Private Waldbesitzer sollen mitmachen

Mit ins Boot will und muss man auch die privaten Waldbesitzer holen. In ihrer Hand befinden sich 63 Prozent der Waldflächen in NRW. Denn nach dem Landesforstgesetz kann die Behörde zwar notfalls Maßnahmen wie das Schlagen von Schneisen durchsetzen, muss dann aber auch die Kosten tragen.

Das Konzept wolle überzeugen, keine Vorschriften machen, sagte daher auch Silke Gorißen. Förderrichtlinien, um eventuelle Einbußen privater Waldbesitzer zu kompensieren, müssten allerdings noch angepasst werden. Es gehe nur gemeinsam, appellierte Herbert Reul. „Denn bei aller Technik: Am schnellsten sind engagierte Bürger, die die Augen offen halten.“